Spielplan

Sa 14 Jun
14.45

Einfühlsam umgesetzte Doku, die exemplarisch das breite, hochkomplexe Aufgabenspektrum der Erzieher in der Kinder- und Jugendhilfe präsentiert.

In einem abgelegenen Haus am Ufer eines malerischen Sees, eingebettet in dichte Wälder, arbeiten drei Pädagogen im Schichtdienst, um eine Wohngruppe zu betreuen. In der Gruppe leben fünf Kinder. Ihr Alltag ist vielseitig: Auf dem Programm stehen gemeinsames Kochen, Wäsche waschen, Einkaufen und der tägliche Weg zur Schule mit dem Kleintransporter. Die Betreuer wollen innerhalb der Gruppe ein Gefühl des familiären Zusammenhaltes erzeugen. Und dazu gehören das Zuhören und Trösten ebenso wie der gemütliche Filmabend. Nicht selten stoßen die Pädagogen in ihrer täglichen Arbeit aber an die Belastungsgrenze – und an die Grenzen eines ganzen Systems, bedingt durch Bürokratie und schwerfällige Kommunikation.

Einige Jahre hat sich Regisseur Daniel Abma auf seinen Dokumentarfilm vorbereitet, insofern kann „Im Prinzip Familie“ allein schon hinsichtlich der Planung und Vorarbeit als Langzeitprojekt gelten. Die eigentlichen Dreharbeiten zogen sich dann nochmal über zwei Jahre. Über diesen Zeitraum war Abma mit seiner Kamera fest im Alltag der pädagogisch betreuten Brandenburger Wohngruppe etabliert. Als stiller Chronist beobachtete er die Aufgaben und Herausforderungen im Zusammenleben zwischen Erziehern und Kindern – und erhielt intime Einblicke in die Arbeit der dortigen Jugendhilfe. Die Kernthemen und tragenden Botschaften verhandelt der Film mit hochgradiger Sensibilität und Vielschichtigkeit. Diese sind: Jenes komplexe Aufgabenspektrum der „unsichtbaren“, da oft nur im Hintergrund tätigen und agierenden Erzieher herauszustellen. Und die Missstände eines überlasteten Systems aufzuzeigen, innerhalb dessen der professionellen Kinder- und Jugendhilfe eine entscheidende Rolle zukommt – da sie die Versäumnisse vieler Eltern ausgleichen muss. Mit klarem Blick und völlig unaufgeregt in der Umsetzung schafft Abma zudem stets eine angenehme Nähe zu den Porträtierten, ohne auf den nötigen Respekt und die erforderliche Distanz zu verzichten.

Quelle: programmkino.de / Björn Schneider

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15.00

Das kleine Kaninchen Karlchen aus den Kurzgeschichten von Rotraut Susanne Berner hat in seinem ersten Kinofilm ein etwas längeres Abenteuer vor sich, weil es ausbüxt und sich auf dem Weg zu seiner Oma im Wald verläuft. Die Handlung bleibt dabei stets spannend, die Bedrohungen sind kindertauglich milde, mit kleinen Details, Ambivalenzen und Offenheiten. Nicht zuletzt durch die aus den Büchern übernommene Ästhetik der Figuren und die ruhige Erzählweise dürfen sich auch jüngere Kinder sicher und beheimatet fühlen, ohne dass der Film auf Plattitüden zurückfallen müsste.

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16.30

Biographisches Drama über den Impressionisten Pierre Bonnard, dessen Leidenschaft neben dem Malen die Frauen waren. 

Mit einer wuchtigen Performance von Cécile de France. Liebe oder zumindest Begehren auf den ersten Pinselstrich: Der junge Maler Pierre Bonnard (Vincent Macaigne) tut das, was vermutlich unzählige Künstler vor und nach ihm getan haben und verliebt sich in sein Modell. Marthe (Cecile de France) ist die Auserwählte, die Pierre in Paris im Jahre 1893 malt. Schnell entwickelt sich eine innige Beziehung, die allerdings nicht in eine Ehe mündet. Dem steht Pierres schier unersättliche Lust auf Frauen im Wege, die dem talentierten und bald auch sehr erfolgreichen Maler zu Füßen liegen... Weniger die Kunst, als das Leben des Künstlers steht im Mittelpunkt von Martin Provosts biographischem Drama, mit dem der französische Regisseur an frühere Filme wie “Seraphine” oder “Violette” anknüpft. Dezidiert feministische Filme, die in der Geschichtsschreibung oft vernachlässigte Frauen in den Mittelpunkt der Geschichte stellten. Ähnliches hat Provost nun auch in "Die Bonnards - malen und lieben" im Sinn, der Originaltitel “Bonnard, Pierre et Marthe” macht noch deutlicher, dass es sich hier nicht um eine der typischen Künstlerbiographien handelt, bei der der (männliche) Künstler im Mittelpunkt steht und eine Frau nur die Frau an seiner Seite ist. Stattdessen zeigt Provost die über fast 50 Jahre dauernde Beziehung von Pierre und Marthe in ihrer ganzen Komplexität, nicht zuletzt auch den Problemen, die sich aus der in der damaligen Zeit radikalen offenen Ehe ergab. Weniger natürlich für den Pierre als für Marthe, die meist an der Seite ihres Geliebten lebte, aber ohne die notwendige Absicherung. Auch durch die wuchtige Darstellung von Cécile de France ist es jedoch zunehmend diese Marthe, die im Mittelpunkt Films steht. In leuchtenden Bildern, die die satten Farben des Impressionismus spiegeln, erzählt Provost von einer ungewöhnlichen Beziehung, die die Konventionen der Zeit sprengte und dennoch oder vielleicht auch gerade deswegen über viele Jahre hielt. Quelle: programmkino.de / Michael Meyns

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16.45

Intellektuell anregend und trotzdem unterhaltsam, mit symmetrischer Bildkomposition und sorgfältig ausgewählter Farbpalette: Wes Anderson ist zurück! 

Im Mittelpunkt steht Zsa-Zsa Korda (Benicio del Toro), einer der reichsten Männer Europas, der in ein Netz aus Intrigen und Verrat verwickelt wird. Seine Tochter Liesl (Mia Threapleton), eine Nonne, und ihr Lehrer Bjorn Lund (Michael Cera) spielen zentrale Rollen in einer Geschichte, die sich um ein Familienunternehmen und eine angespannte Vater-Tochter-Beziehung dreht. Der Film entfaltet sich in einer Mischung aus Drama, Humor und Spannung, während die Charaktere mit Loyalität, Macht und moralischen Entscheidungen ringen.

*The Phoenician Scheme*, ein Film von Wes Anderson, ist eine Tragikomödie, die Spionage, Familiendynamik und persönliche Konflikte miteinander verwebt. Wes Anderson bleibt seinem unverkennbaren Stil treu und liefert mit *The Phoenician Scheme* eine visuell beeindruckende und emotional vielschichtige Erzählung. Die symmetrische Bildkomposition und die sorgfältig ausgewählte Farbpalette schaffen eine ästhetische Kulisse, die die komplexen Themen des Films unterstreicht. Die Darsteller, insbesondere Benicio del Toro und Mia Threapleton, überzeugen durch nuancierte Performances, die die inneren Konflikte ihrer Charaktere greifbar machen. Die Handlung ist durchzogen von Andersons typischem trockenen Humor, der die ernsten Themen wie Verrat und familiäre Spannungen auflockert, ohne ihre Bedeutung zu schmälern. Die Musik von Alexandre Desplat ergänzt die Atmosphäre perfekt und verstärkt die emotionale Wirkung der Szenen. Insgesamt ist *The Phoenician Scheme* ein Film, der sowohl intellektuell anregend als auch unterhaltsam ist und Andersons Fähigkeit zeigt, komplexe Geschichten mit Leichtigkeit und Stil zu erzählen. 

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18.45

In Marseille kämpft Rosa ihr Leben lang für Familie und Gewerkschaft. Doch als sie Henri trifft, gerät sie ins Wanken: Soll sie sich selbst an erste Stelle setzen?

Rosa (Ariane Ascaride), Witwe, Mutter von zwei schon erwachsenen Söhnen, arbeitet als Als Krankenschwester und will bald in den Ruhestand gehen, was für eine umtriebige, sozial engagierte Person wie sie es ist, kaum denkbar erscheint. Nicht nur im Krankenhaus, auch im Privaten kümmert sich Rosa eher um andere Menschen als um sich selbst. Aus diesem Grund kandidiert die umtriebige Rosa auch bei den bald anstehenden Kommunalwahlen, angesichts ihrer Beliebtheit im Viertel steht ihrem Einzug in den Stadtrad nichts entgegen. Doch dann lernt Rosa Alice Vater Henri (Jean-Pierre Darroussin) kennen, der gerade sein kleines Buchgeschäft aufgegeben hat und sich nun endgültig ausschließlich den schönen Dingen des Lebens widmen möchte. Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit spürt Rosa das Bedürfnis, sich mehr um sich selbst zu kümmern, als um Andere.

Auf dem Papier könnte man „Das Fest geht weiter“ für eine leichte, harmlose romantische Komödie halten, in der ein älteres Paar ein spätes Glück erlebt. Doch auch wenn Robert Guédiguian nicht mit Bildern gleißender Sonnenuntergänge spart, in denen Marseille traumhaft schön wirkt, hat sein Film auch eine andere Ebene. Als ausgewiesener Sozialist hat der inzwischen 71jährige Regisseur immer wieder die Notwendigkeit und Bedeutung von persönlichem Engagement thematisiert, vom gesellschaftlichen Miteinander, von Bürgerinitiativen und lebhaften, lautstarken Protesten. Agitatorisch mutet das bisweilen an, aber nie kitschig oder verklärt. So sehr Guédiguian auch eine Lanze für persönliches Engagement bricht, so sehr schwingt immer mit, welche persönlichen Opfer dafür gebracht werden müssen, wie gering die Chance auf einschneidende Veränderungen sind. Ob sich die Verhältnisse wirklich ändern können bleibt am Ende von „Das Fest geht weiter“ zwar offen, aber wie der Titel andeutet, siegt schließlich doch die Hoffnung über die Verzweiflung.

Quelle: programmkino.de /Michael Meyns

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18.45

Was macht ein Engländer mit einem Pinguin? Vor dieser Frage steht Tom Michell, nachdem er am Strand in Uruguay einen Pinguin rettet, der in einen Ölteppich geraten ist. Einfühlsam erzählte wahre Geschichte. Tom (Steve Coogan), ein mürrischer Lehrer, durch und durch Engländer, kommt in den 1970er Jahren nach Buenos Aires, um an einem Jungeninternat Englisch zu unterrichten. Mitten in den Unruhen des Militärputsches sind auch seine Schüler aufsässig und unbelehrbar. Das macht es für Tom nicht leichter. Doch sein Leben nimmt eine ungeahnte Wendung, als er eines Tages am ölverschmutzten Strand von Uruguay einem Pinguin das Leben rettet und diesen trotz aller Bemühungen nicht wieder loswird. Der Pinguin zieht auf Toms Terrasse ein, wird ihm ein treuer Freund und für seine Schüler zum Pinguin des Vertrauens. Pinguine sind nämlich nicht nur wahnsinnig niedlich, sondern auch hervorragende Zuhörer ... Einfühlsam erzählt “Der Pinguin meines Lebens” die wahre Geschichte einer unwahrscheinlichen Freundschaft zwischen Mensch und Pinguin. In der Hauptrolle des Einzelgängers Tom Michell überzeugt der mehrfach mit dem British Academy Film Award ausgezeichnete Steve Coogan (“The Lost King”, “Stan & Ollie”, “Philomena”) mit einer feinen Balance zwischen Zynismus und Herzenswärme. An seiner Seite verkörpert ein kleiner Magellanpinguin namens Juan Salvador Tom Michells putzigen Begleiter, der mit seiner liebenswerten Art die Menschen um ihn herum für sich gewinnt. So auch die Haushälterin und Schulköchin, herausragend gespielt von Vivian El Jaber (“Educando a Nina”), sowie Alfonsina Carrocio (“Die Schneegesellschaft”) in der Rolle ihrer rebellische Enkelin Sofía. Mit Gravitas verkörpert Kinolegende Jonathan Pryce (“Die zwei Päpste”, “One Life”) den Direktor des Jungeninternats. Michells naiven und unbeholfenen Lehrerkollegen spielt der schwedische Schauspieler und Comedian Björn Gustafsson (“Astrid”). Die Regie dieser herzerwärmenden Geschichte übernahm der Oscar®-nominierte Regisseur Peter Cattaneo (“Ganz oder gar nicht”). Für das Drehbuch, das auf den Memoiren des Autors Tom Michell basiert, zeichnet der BAFTA- und Oscar®-nominierte Jeff Pope verantwortlich, der bereits für preisgekrönte Filme wie “Philomena” und “Stan & Ollie” Feder führte.

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20.45

Intellektuell anregend und trotzdem unterhaltsam, mit symmetrischer Bildkomposition und sorgfältig ausgewählter Farbpalette: Wes Anderson ist zurück! 

Im Mittelpunkt steht Zsa-Zsa Korda (Benicio del Toro), einer der reichsten Männer Europas, der in ein Netz aus Intrigen und Verrat verwickelt wird. Seine Tochter Liesl (Mia Threapleton), eine Nonne, und ihr Lehrer Bjorn Lund (Michael Cera) spielen zentrale Rollen in einer Geschichte, die sich um ein Familienunternehmen und eine angespannte Vater-Tochter-Beziehung dreht. Der Film entfaltet sich in einer Mischung aus Drama, Humor und Spannung, während die Charaktere mit Loyalität, Macht und moralischen Entscheidungen ringen.

*The Phoenician Scheme*, ein Film von Wes Anderson, ist eine Tragikomödie, die Spionage, Familiendynamik und persönliche Konflikte miteinander verwebt. Wes Anderson bleibt seinem unverkennbaren Stil treu und liefert mit *The Phoenician Scheme* eine visuell beeindruckende und emotional vielschichtige Erzählung. Die symmetrische Bildkomposition und die sorgfältig ausgewählte Farbpalette schaffen eine ästhetische Kulisse, die die komplexen Themen des Films unterstreicht. Die Darsteller, insbesondere Benicio del Toro und Mia Threapleton, überzeugen durch nuancierte Performances, die die inneren Konflikte ihrer Charaktere greifbar machen. Die Handlung ist durchzogen von Andersons typischem trockenen Humor, der die ernsten Themen wie Verrat und familiäre Spannungen auflockert, ohne ihre Bedeutung zu schmälern. Die Musik von Alexandre Desplat ergänzt die Atmosphäre perfekt und verstärkt die emotionale Wirkung der Szenen. Insgesamt ist *The Phoenician Scheme* ein Film, der sowohl intellektuell anregend als auch unterhaltsam ist und Andersons Fähigkeit zeigt, komplexe Geschichten mit Leichtigkeit und Stil zu erzählen. 

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21.00

Wer schön sein will, muss leiden: Emilie Blichfeldt inszeniert die Grimm‘sche Aschenputtel-Geschichte als feministisches Beauty-Horror-Märchen.

Elvira (Lea Myren) hat genug vom Dasein im Schatten ihrer bildhübschen Stiefschwester Agnes (Thea Sofie Loch Næss). Um die Blicke von Prinz Julian (Isac Calmroth), dem begehrtesten Junggesellen des gesamten Königreichs, auf sich zu ziehen, ist ihr jedes Mittel recht. Unter Einsatz von Blut, Schweiß und Tränen schreckt Elvira vor nichts zurück, um den Prinzen für sich zu gewinnen.

Mit ihrem Spielfilmdebüt präsentiert die norwegische Regisseurin und Drehbuchautorin Emilie Blichfeldt eine furiose Variante der klassischen Aschenputtel-Geschichte, die unter dem Deckmantel augenzwinkernden Body-Horrors zeitlos relevante Fragen nach dem eigenen Körperbild und der Wahrnehmung von Schönheit verhandelt. Newcomerin Lea Myren brilliert als Elvira in ihrer ersten Filmrolle an der Seite von Thea Sofie Loch Næss („The Last Kingdom“), die ihre hübsche Stiefschwester Agnes spielt. Die Rolle der Mutter übernahm Ane Dahl Torp („The Wave“). Di Regisseurin über die Filmusik: “Bei der Musik zum Film orientierte ich mich an ikonischen 70er-Jahre-Soundtracks wie „Bilitis“ von Francis Lai, der Band Goblin aus “Suspiria” oder auch Harold Budd aus “Jerry Maguire”. Den Mix aus Harfe, Synthesizer und Pauke hatte ich mir von Anfang an so vorgestellt und unser Komponist Kaada erweckte sie meisterhaft zum Leben. Kurz vor der Vollendung der letzten Schnittfassung stellten meine Cutterin Olivea Neergaard-Holm und ich fest, dass dem Film etwas Zeitgenössisches fehlte – ein Element, das ihn im Hier und Jetzt verortet. Wir haben die norwegische Künstlerin Vilde Tuv und ihr Album „Melting Songs“ entdeckt und waren sofort hin und weg. Es verkörperte die Essenz einer hoffnungslos romantischen jungen Frau perfekt – hart und doch verletzlich, ironisch und zugleich von einer tiefen Ernsthaftigkeit. Vilde komponierte zwei Stücke für den Film, die nahtlos an Kaadas Arbeiten anschließen. Zusammen haben sie dem Film etwas Überraschendes und Zeitloses geschenkt, wodurch er aus der Masse heraussticht.” 

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