Basierend auf den Erinnerungen seines Mentors und Freundes Hark Bohm begibt sich Regisseur Fatih Akin in die letzten Tage des Zweiten Weltkriegs und erzählt mit kindlichem Blick vom Ende der Unschuld. 

Frühling 1945, noch tobt der Zweite Weltkrieg, doch auf der kleinen Nordseeinsel Amrum bekommen die Anwohner nicht allzu viel davon mit. Ja, es gibt nicht mehr ausreichend zu Essen, aber dank der rustikalen Bäuerin Tessa (Diane Kruger) werden die Felder noch bestellt. Bei der Aussaat hilft ihr auch der 12jährige Nanning (Jasper Billerbeck), der mit seiner Mutter Hille (Laura Tonke) aus seiner Heimatstadt Hamburg auf die Insel geflohen ist. Dort allerdings nicht in ärmlichen Verhältnissen lebt, denn der Vater ist ein hohes Tier im Nationalsozialistischen System... Der 1939 in Hamburg geborene Hark Bohm verarbeitete seine Kindheitserinnerungen in einem Roman, den er auch selbst verfilmen wollte. Doch sein hohes Alter verhinderten den Plan und so bat Bohm seinen Freund Fatih Akin, das Projekt zu realisieren. Das Ergebnis ist ein Film, der unverkennbar verschiedene Perspektiven und Philosophien zu vereinigen sucht. Stilistisch zurückgenommen schildert Akin das Leben auf der Insel, schneidet immer wieder zu impressionistischen Bildern der Natur, von Insekten und Tieren. Ebenso lose wirkt die Erzählweise, die zwar einer gewissen Struktur folgt, vor allem aber durch lose Episoden das Bild einer zu Ende gehenden Zeit evoziert. Viele Figuren tauchen nur ein, zwei Mal auf, erzählen von Versuchen, in der Fremde ein besseres Leben zu finden, um dann wieder aus dem Film zu verschwinden. Die unterschiedlichen Dialekte von Einheimischen und Zugereisten verweisen auf einen der Versuche Akins, die Geschichte von „Amrum“ mit Bezügen zur Gegenwart anzureichern, darüber zu reflektieren, wer denn eigentlich wirklich Einheimischer und wer ein Fremder ist, vor allem aber, warum das wichtig sein sollte. Immer wieder scheinen Akins Hang zu stringentem Erzählen, seinem Hang zum bisweilen plakativen auf den Punkt bringen, mit Hark Bohms ruhigem, beobachtenden Ansatz zu kollidieren, der Dinge eher andeutet, als ausformuliert. 

Poster für den Film Amrum
Regie Fatih Akin Darsteller Jasper Billerbeck, Laura Tonke, Kian Köppke
Seniorenkino, 6€ inkl. einem Glas Sekt
Amrum
Mi | 15. Okt | 14:30 uhr

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