Keep your eye on the doughnut, not on the hole 
– David Lynch (1946-2025)  

Ein Filmemacher stirbt nie ganz –solange jedenfalls nicht, wie seine Filme gesehen werden, und solange sie unsere Phantasie, Gedanken und Gefühle anregen …  David Lynch hat mit der Technik der bewegten Bilder unser Bewusstsein künstlerisch und philosophisch konsequent und lustvoll weiterentwickelt: von der ersten experimentellen Schritten des junge, eigenwilligen, hartnäckigen Kunststudenten mit „Eraserhead“, über „Blue Velvet“, den Prototyp des postmodernen Films, bis hin zu seiner Trilogie der Wege und Irrwege menschlichen Bewusstseins („Lost Highway“, Mulholland Drive“, „Inland Empire“). „Mindfuck“ (wie manche sagen) oder Metaphysik der Quanten-Ära? Zuletzt, in „Inland Empire“ und in „Twin Peaks“ fand er filmische Formen der Theoriebildung, menschlicher Selbstreflexion und der Widerspieglung der Tätigkeit des menschlichen Gehirns, im Zusammenspiel von Bildern und Intuition, von Kognition und Emotion.  

Die Welt ist ein eigenartiger Platz, in dem Glück und Horror nahe beieinander liegen. Die Momente des Horrors in Lynchs Filmwelten spiegeln sowohl naturgegebene Vorgänge wie auch technologische Entwicklungen wider, denen der Mensch gesellschaftlich und emotional sich immer weniger gewachsen fühlt. In die surrealen und zugleich sehr wirklichkeitsbezogenen Filmtraum-Welten des Allround-Künstlers Lynch kann man sich begeben, um die eigenen Emotionen und Kognitionen zu erleben und sich so selbst zu entdecken (intuitiv oder filmanalytisch). Und um in Bereiche vorzustoßen, vor denen die überhöhten Ansprüche der Wissenschaft auf die unangefochtene Autorität der reinen (oder der zynischen) Vernunft oft zurückschreckt. Die Filmkunst von David Lynch kann das und darf das: eindringen in Grenzbereiche von Quantenphysik, Mystik und Metaphysik, also in das Reich der kühnen Hypothesen, von denen auch unverbrauchte Generationen von (Film-)Künstlern, von interdisziplinär und interkulturell aufgeschlossenen Wissenschaftlern sich leiten lassen werden. Lynchs Filme werden zu epistemologischen Metaphern (Eco) der Technoimagination (Flusser), d.h. zu technisch-ästhetisch vermittelten Gedanken- und Gefühlsbildern.  

Lynchs Filme regen Phantasie, Neugierde, Entdeckerfreude an – und können der Menschheit in dieser armen, geplagten Welt vielleicht sogar ein wenig Hoffnung geben. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen: viel Vergnügen in den surreal anmutenden und doch sehr realen Filmwelten von David Lynch!  

 

Traumfabrik#28: David Lynch, mit Einführung & Filmgespräch
The Straight Story (OmU)
So | 22. Jun | 15:00 uhr

Eine geradlinige wahre Geschichte: Alvin Straight, ein alter Mann, will sich mit seinem

Tickets
Traumfabrik#28: David Lynch, mit Einführung & Filmgespräch
Mulholland Drive
So | 29. Jun | 15:00 uhr

Voller Hoffnung auf eine Filmkarriere kommt Betty nach Hollywood. Zunächst scheint ihr Traum

Tickets
Traumfabrik#28: David Lynch, mit Einführung & Filmgespräch
Inland Empire (OmU)
So | 06. Jul | 15:00 uhr

Eine Schauspielerin im Labyrinth von Rollen und Identitäten, zusammengesetzt aus einer

Tickets

Über die Traumfabrik Filmreihe

Im Winter- und Sommersemester findet immer sonntags um 15 Uhr die Traumfabrik-Reihe in Zusammenarbeit mit der Akademie für Wissenschaftliche Weiterbildung Karlsruhe (AWWK), Forum Wissenschaft und Gesellschaft (FORUM)und dem Studium Generale, KIT statt.

Vor der Filmvorführung gibt er eine fundierte Einführung mit Einordnungen und filmhistorischen Fakten durch Wolfgang Petroll. Nach der Vorstellung gibt es Raum für ein Kinogespräch. Daneben bieten wir zu bestimmten Terminen Freitag nachmittags in unserem Workshop-Raum ein begleitendes Filmseminar mit Analysen, Vertiefungen und Theorien zu den Schwerpunkten dieser Reihe.