Ein arbeitsloser Schauspieler lässt sich in Tokio als Familienmitglied mieten. Brendan Fraser liefert eine ziemlich oscarreife Leistung in einem warmherzigen Crowdpleaser mit Tiefgang.
Der Schauspiel-Beruf ist bekanntlich kein Ponyhof. Einmal mehr scheitert Phillip (Brendan Fraser) beim Vorsprechen in seiner Wahlheimat Tokio. Außer einer Zahnpasta-Reklame hat er seit Jahren kein Engagement mehr ergattert. Umso mehr freut sich Phillip über die Besetzung als „trauriger Amerikaner“. Dass es sich dabei um die Statistenrolle bei einer Beerdigung handelt, erkennt er erst, als es zu spät ist. Als er sich bei seinem Auftraggeber beschwert, offeriert der ihm noch weitere lukrative Jobs. Seine „Mietfamilien-Agentur“ hat reichlich Nachfrage nach Komparsen, die als Fake-Verwandtschaft auftreten. Der finanzklamme Schauspieler lässt sich nicht lange überreden. Das Problem: Der Held entwickelt zunehmend echte Gefühle zu seinen Klienten…
Schon Werner Herzog befasste sich vor sechs Jahren in „Family Romance, LLC“ mit dem japanischen Phänomen „Papa auf Bestellung“. Wenn es um Gefühle geht, bleibt der deutsche Maestro bekanntlich eher klobig-unbeholfen. Seine japanische Kollegin Hikari (die gleichfalls just 2019 für „37 Seconds“ auf der Berlinale den Panorama-Publikumspreis holte) spielt mühelos auf der Klaviatur der Emotionen. Sie umgeht elegant jede Kitschfalle und setzt auf eine stille Mischung aus Sanftheit und Wahrhaftigkeit. Ihre Figuren, samt Ecken und Kanten, wirken durchweg plausibel und laden unaufdringlich zum Mitfühlen ein. Existenzielle Themen wie Einsamkeit, Identität oder das Bedürfnis dazuzugehören werden so unangestrengt wie sensibel präsentiert. Für die notwendige, ausgleichende Komik ist gleichfalls bestens gesorgt. Brendan Fraser, der für diesen Auftritt eigens Japanisch gelernt hat, überzeugt als tragisches Fish-out-of-Water-Stehaufmännchen mit enormer Leinwandpräsenz. Bisweilen gibt es nur das Gesicht in Großaufnahmen, und die Blicke sprechen Bände. Könnte man ihn tatsächlich als Familienmitglied auf Zeit mieten, wäre die Nachfrage sicher enorm. Vielleicht könnte er sogar einen zweiten Oscar mitbringen….
Quelle:programmkino.de / Dieter Oßwald
Die Geschichte des gescheiterten Schauspielers Philip in Tokio, der für eine Agentur als Mehr Infos...