Nach dem Anschlag von Hanau kämpfen Angehörige um Aufklärung und ein zentrales Denkmal für die Opfer, während Politik und Stadt über Verantwortung, Versäumnisse und den Begriff „deutsches Volk“ streiten.

 

Im Herzen Hanaus steht auf dem Marktplatz das Denkmal für die Gebrüder Grimm, gestiftet „vom Deutschen Volk“. Seit dem 19. Februar 2020 ist es auch Gedenkort für die neun Opfer des rassistischen Anschlags: Ferhat Unvar, Hamza Kurtović, Said Nesar Hashemi, Vili Viorel Păun, Mercedes Kierpacz, Kaloyan Velkov, Fatih Saraçoğlu, Sedat Gürbüz und Gökhan Gültekin.

Der Regisseur Marcin Wierzchowski reiste kurz nach der Tat aus Frankfurt an und kehrte über Jahre zurück. Während die Öffentlichkeit sich anderen Themen zuwandte, begleitete er Angehörige, hörte zu und dokumentierte ihren Kampf um Aufklärung. Der Täter Tobias Rathjen nahm sich nach den Morden das Leben – ein Prozess blieb aus, Ermittlungen gegen Tote sind in Deutschland ausgeschlossen. Erst der Druck der Hinterbliebenen führte zu einem Untersuchungsausschuss, dessen über 700 Seiten starker Bericht Versäumnisse bei Polizei und Behörden festhielt: schwer erreichbare Notrufstelle, verschlossener Notausgang, verspätetes Eintreffen der Einsatzkräfte. In Hanau treffen Angehörige, Stadtvertreter und Politik immer wieder aufeinander, um über Aufklärung und ein Denkmal für die Opfer zu sprechen. Einige fordern einen Standort direkt neben dem Grimm-Denkmal – andere, darunter der Bürgermeister, lehnen diesen zentralen Platz ab. Dabei geht es um mehr als einen Standort: um die Frage, wer „das Deutsche Volk“ ist. Die Namen der Opfer mögen für manche ungewohnt klingen, doch sie sind ebenso Teil Deutschlands wie ein Claus Kaminsky, dessen eigener Name an Migration erinnert.

Quelle: programmkino.de / Michael Meyns

Sondervorstellung in Anwesenheit des Regisseurs Marcin Wierzchowski
Das deutsche Volk
So | 07. Sep | 18:00 uhr

In der Nacht des 19. Februar 2020 erschießt ein Rassist neun junge Menschen in Hanau. Zurück Mehr Infos...

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