Charmante, einfühlsam beobachtete und mit schrägem Humor erzählte Tragikomödie, die ebenso genau in der Wirklichkeitsdarstellung ist wie sie in ihrer hoffnungsvollen und berührenden Melancholie optimistisch bleibt.
Elektrikerin, Maschinistin, Obst-Expertin, Optimistin: Wilma (Fritzi Haberlandt) ist eine Frau mit vielen Talenten, zahllosen Zertifikaten und palettenweise Enttäuschungen. Bis Ende der 90er-Jahre hat sie im Lausitzer Braunkohlerevier gelebt. Als aber ihr Mann mit einer anderen Frau splitterfasernackt Spaghetti kocht und ihr der Job im Baumarkt gekündigt wird, verlässt Wilma fluchtartig ihre Heimat Richtung Wien. Mit Mitte 40 muss sie hier quasi bei Null anfangen und landet schnell auf dem Handwerkerstrich. Bald schon repariert sie sich durch den Wiener Speckgürtel, landet in einer linken Bohemian-WG, wird Fachfrau für Reparaturen aller Art und sogar Lehrerin in einer Traditions-Tanzschule. Zwischen Walzer und Elektro-Installationen entdeckt Wilma ein Gefühl, das sie längst vergessen hatte: verliebt sein, glücklich sein, die aufgeregte Hoffnung auf etwas Neues. Hineingeworfen in die Unsicherheiten einer Zukunft, in der alles möglich ist, wird Wilma ein anderer Mensch.
Statement der Regisseurin: “Frauen, die aufbrechen, suchen, scheitern und neu beginnen, faszinieren mich seit jeher. In den 80ern zog ich nach West-Berlin, nahe der Mauer – Freiheit mit Begrenzung. Nach dem Fall der Mauer stellte sich die Frage: Wie lebt man neue Freiheit? Welche Entscheidungen sind nötig, um sich neu zu erfinden – und was bleibt dabei auf der Strecke? Besonders beeindruckte mich, wie selbstverständlich Frauen in der DDR-Industrie technische Berufe ausübten. In Gesprächen mit ehemaligen Arbeiter*innen aus der Lausitz entstand “Wilma” – inspiriert von diesen Biografien und ihrer „Forschungsreise in eigener Sache“. Wilmas Geschichte ist von einer inneren Kraft geprägt – einer Freiheitsenergie: die Fähigkeit, weiterzugehen, neugierig zu bleiben und sich selbst treu zu sein. Mein Film erzählt von Aufbruch und Orientierungslosigkeit, von Hoffnung und Ernüchterung. Wilmas Weg bleibt offen – eine Bewegung ins Heute und Morgen.”
