Ein nächtliche Bar, ein verlorenes Leben, ein Schuss, der alles verändert. Thriller, der eine hypnotische Fantasie aus Genre-Bildern und innerer Leere entfaltet. Fiktion wird zur Droge – und zur brutalen Wahrheit. 

In einem Café bei Paris, kurz vor der Morgendämmerung, scheint alles ruhig. Doch als ein Stammgast einen Lotto-Schein mit einem Gewinn von 294 Millionen Euro in der Hand hält, ändert sich die Lage schlagartig. Plötzlich zieht jemand eine Waffe und eröffnet das Feuer. Der Gewinner stirbt auf der Stelle und der größte Jackpot der Geschichte ist ohne Besitzer. Gefangen zwischen Schock und Verlockung entwerfen die restlichen Gäste einen raffinierten Plan, um als reiche Gewinner zu entkommen. Getrieben von menschlicher Gier und Angst verstricken sich die Verbliebenen immer mehr in einem Netz aus Realität und Inszenierung. Was passiert, wenn die Wahrheit nicht mehr ist, als ein gut durchdachtes Drehbuch? „No One Will Know“ feierte im Mai 2025 seine Premiere bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes. Die Regie führte Vincent Maël Cardona, der gemeinsam mit Olivier Demangel („November“) auch das Drehbuch schrieb, und bereits 2021 mit seinem Regie-Debüt „Die Magnetischen“ in Cannes vertreten war. Frage an den Regisseur: „Der Film verwendet Elemente des Genrefilms. War ein Teil der Idee hinter dem Film das Vergnügen am Spiel mit diesen Versatzstücken? - „Ja, Genrekino erfordert eine echte technische Strenge, weil es stark kodifiziert ist – eine Art Regelwerk mit obligatorischen Passagen, die neu interpretiert werden müssen, und Momenten der Bravour, die genau unter die Lupe genommen werden. Aber die Wahrheit ist: Ich setze mich nicht direkt mit diesen Versatzstücken auseinander. Der Film spielt mit der Bildsprache von Genrefilmen, weil er fiktionale Fantasien inszeniert: die Bar, das Gewinnerlos, das Polizisten-Duo, die Kellnerin, der Besitzer, die Schüsse, die Toten, das Blut, die Jukebox. Aber es ist kein Genrefilm. Stattdessen spielen wir mit Bildern, die unsere kollektive Vorstellung bewohnen – Bilder, die bereits existieren – und versuchen, ihnen eine andere Bedeutung zu geben. Nicht nur, dass Fiktion unterhaltsam ist, sondern dass Fiktion auch ein starkes Opium sein kann, eine Art Delirium, ein intensives Sich-Einlassen auf die Realität.“

Poster für den Film No One Will Know
Regie Vincent Maël Cardona Darsteller Pio Marmaï, Sofiane Zermani, Lucie Zhang