August Diehl spielt den als “Engel des Todes” bekannten Arzt, der in Auschwitz grausame Experimente durchführte, als zunehmend verbitterten Mann, der im südamerikanischen Exil sein Schicksal beklagt. Brillant gefilmt, schonungslos und entlarvend. 

Rattenlinie. Ein passender Name für den Fluchtweg, auf dem zahlreiche Nazis nach dem Zweiten Weltkrieg das sinkende Schiff verließen, von alten und neuen Sympathisanten unterstützt und in Südamerika eine neue Heimat fanden. Besonders in Argentinien, wo Juan Péron zu faschistischem Gedankengut neigte und die Expertise der Alt-Nazis zum industriellen Aufbau des Landes nutzte. Neben Adolf Eichmann, der später vom Mossad entführt und in Israel vor Gericht gestellt wurde, war es besonders Josef Mengele, der zu den Nazi-Berühmtheiten zählte, die lange Jahre ein recht unbeschwertes Leben in Argentinien führen konnten. Erst nachdem Péron 1955 gestürzt wurde, änderte sich die Lage und Mengele musste weiterziehen. Kirill Serebrennikov erzählt auch vom nachlässigen Umgang der deutschen Behörden, der deutschen Bevölkerung mit der eigenen Geschichte, von Lebenslügen und billigen Ausreden und davon, ob der deutsche Umgang mit der Vergangenheit wirklich so vorbildlich und vor allem erfolgreich war, wie es oft heißt. Lange Zeit hat es sogar den Anschein, als würde sein Film nur in den Jahren nach dem Krieg spielen, als die deutsche Exilgemeinde in Südamerika rauschende Feste feierte. Für Mengele ist es der Besuch seines Sohnes Rolf, sich endlich der eigenen Vergangenheit, der eigenen Verantwortung zu stellen. Erst in diesem Moment springt der Film in die Vergangenheit, in den Zweiten Weltkrieg, nach Auschwitz wo Mengele mit seiner Frau das Leben genießt, einen Sommertag am See verbringt, offensichtlich völlig unbeeindruckt vom Grauen, das er im Lager anrichtet. 

Poster für den Film Das Verschwinden des Josef Mengele
Regie Kirill Serebrennikov Darsteller August Diehl, Dana Herfurth, Burghart Klaußner