Die Szenen einer Ehe sind im Laufe der Jahre in Routine erstickt. Ein dramatischer Unfall mischt die Karten radikal neu. Emotionen wie raschelndes, buntes Laub: Ein ziemlich bester Herbst-Film!
„Er ist dick geworden!“ kommentiert Rita (Anke Engelke) lapidar, als der erwachsene Sohn nach einem kurzen Besuch wieder abreist. Zum 62. Geburtstag überreichte er der Mama einen kümmerlichen Blumenstrauß. Papa Hans (Ulrich Tukur) hat das Jubiläum ganz vergessen, in letzter Minute kauft er noch schnell eine lila Badekappe als Präsent. Als Schuldirektor steht er kurz vor der Pensionierung. In seiner Beziehung hat Hans sich längst in die innere Emigration zurückgezogen. Routine bestimmt die Szenen dieser Ehe. Auch jener Seitensprung von einst wird jetzt wieder hervorgekramt. Doch dann ist Schluss mit allem Gezänk. Ein tödlicher Unfall sorgt für dramatische Veränderungen... Wie schon beim bewegenden Teenager-Drama „Auerbach“, inszeniert Regisseurin und Autorin Neele Leana Vollmar ihr schweres Thema mit erstaunlich leichter Hand. Es geht um Verdrängen, Verzeihen und das Verblassen einer großen Liebe. Es geht um Schuld und Tod und Sühne. Was wie ein schwermütiges Melodram klingen mag, kommt mit poetischem Charme, viel Gefühl und reichlich Humor daher. Mit Anke Engelke und Ulrich Tukur ist das Paar am Rande des Nervenzusammenbruchs perfekt besetzt und bringt ein enormes Empathie-Potenzial ins Spiel. Zwischen den beiden stimmt die Chemie spürbar, da reichen ganz kleine Gesten für eine sehr große Wirkung. Die gut geschliffenen Dialoge tun ihr Übriges, um dem Drama die notwendige Lässigkeit zu verleihen. Selbst für praktische Lebenshilfe ist bei dieser Mischung aus Ingmar Bergman und Vicco von Bülow gesorgt: Probleme mit dem neuen TV-Gerät? „Vielleicht ist das ja wie beim Internet. Man muss ausschalten, kurz warten. Und wieder einschalten!“
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