Eine Dorfgemeinschaft sieht sich mit der Frage konfrontiert, wie es tatsächlich um ihre Nächstenliebe und Toleranz bestellt ist. Culture-Clash-Komödie mit Doppelsinn, Tiefsinn und einer hübschen Portion Irrsinn.
Das Dorf Paimpont in der Bretagne … zwar klein, aber durchaus fortschrittlich, zumindest wenn es nach dem jungen und elastischen Bürgermeister Sébastien (Jean-Charles Clichet) geht. Er tut praktisch alles, um positive Schlagzeilen und Berichte über Paimpont zu lancieren und lässt gerade einen Imagefilm über Paimpont drehen. An seiner Seite hat er die progressive Lehrerin Julie. Sie setzt sich dafür ein, dass Paimpont ukrainische Flüchtlinge aufnimmt. Doch es sind keine ukrainischen Flüchtlinge mehr übrig. So stellt sich für die Dorfgemeinschaft die Frage, ob muslimische Flüchtlinge besser sind als gar keine, um die Flamme der Demokratie und das Licht der Toleranz glühen zu lassen...
Julie Delpy zeigt zu Beginn Paimpont als Bilderbuchausgabe eines Provinznests, das auch aus einer modernen Asterix-Verfilmung stammen könnte. Die Bevölkerung ist auf den ersten Blick eine Ansammlung von Mensch gewordenen Karikaturen und Klischees. Da gibt es zunächst einmal nichts Boshaftes oder Feindseliges, das sind lauter sympathische Verrückte. Doch dann wird es richtig interessant, denn in dieser Runde wirkt die Familie Fayad aus Syrien beinahe am normalsten. Sie haben weder etwas mit den Dorfintrigen noch mit den mehr oder weniger geheimen Liebschaften oder den alltäglichen Problemen hier zu schaffen, sondern sie haben genug mit ihrem eigenen Schicksal zu tun. So zeigt der Film mit entlarvend bissiger Ironie das Dörfchen als eigentlich gar nicht so sympathischen Ort, wo die Gerüchteküche stärker blüht als die Blumen in den Vorgärten. Hier sind Rassismus, Nationalismus und Vorurteile besonders verbreitet, wie sich bald zeigt, und diese Mischung ist brisant. Julie bleibt die stets angespannte Optimistin, die in allem das Gute sieht und von allen das Beste erwartet. Aber irgendwann muss auch sie sich angesichts der Entwicklung in ihrem Dorf selbst die peinliche Frage stellen: Wer sind hier eigentlich die Barbaren? Am Ende werden es, und auch das ist in gewisser Weise realistisch, die Frauen sein, die ihre Vorurteile und Differenzen überwinden und die Situation retten.
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