In ihrem Dokumentarfilm porträtieren die Filmemacher einen Anwalt in Amerika, der sich gegen das Unrecht stellt, trotz aller Widerstände.


ICE. Fast schon bewusst verharmlosend klingt das Akronym, das für United States Immigration and Customs Enforcement steht, die amerikanische Migrationsbehörde. In den letzten Jahren, nicht nur unter einem Republikanischen Präsidenten wie Donald Trump, sondern auch unter Demokratischen wie Barack Obama oder Joe Biden, bekam die Behörde immer weiterreichende Rechte, wurden ihre Methoden immer brachialer. Doch der Ruf nach einem Rückdrängen der Migration ist auch in den USA in den letzten Jahren immer lauter geworden und das mit fast allen Methoden. Und wenn diese Illegalen erst einmal in einem der vielen Abschiebegefängnisse sitzen, ist fast alles verloren. Denn diese Einrichtungen befinden sich oft fernab der Zivilisation, wo es keine Anwälte gibt und schon gar keine, die Willens sind für winzige Summen oder gar pro bono zu arbeiten. Und hier kommt Marty Rosenbluth ins Spiel, der bemerkenswerte, humanistische Mittelpunkt von Ole Elfenkaempers und Kathrin Sewards Dokumentarfilm.

Mit Ende 40 begann Rosenbluth Jura zu studieren, ursprünglich mit dem Ziel, sich in Palästina zu engagieren. Doch dann stellte er fest, dass es Unrecht auch in seiner Heimat gab. Inzwischen lebt er im Südstaat Georgia, bewusst in der Nähe eines Gefängnisses, in dem Migranten ihres Schicksals harren. Zusammen mit seiner Assistentin Alondra tut Rosenbluth was er kann. Allzu viel ist das nicht, doch angesichts der Übermacht eines Rechtssystems, in dem es allzu oft nicht nach dem Wort des Gesetzes, sondern den finanziellen Möglichkeiten der Angeklagten geht, ist das dennoch eine Menge. Die Willkür der Richter ist groß, die Bürokratie überbordend. Ein fast einsamer Kampf gegen ein zutiefst ungerechtes System. In all den Jahren, in denen der angenehm zurückhaltende, sich ganz auf die Kraft seines Themas und seines Protagonisten verlassende Dokumentarfilm entstand, hat sich an der Rechtslage nichts zum Positiven verändert. Marty Rosenbluth dürfte dennoch weiterkämpfen, Klient für Klient, mal gewinnen, mal verlieren, aber sicher nie seinen Glauben an die Notwendigkeit seines Tuns.