Anselm – Das Rauschen der Zeit


Essayistischer Porträtfilm, den Wim Wenders über Anselm Kiefer gedreht hat. Und das in 3D, ein Filmformat, das wie gemacht für die expressiven Skulpturen Kiefers scheint, die Wenders in atemberaubenden Bildern zeigt.

Einige Male hat Wim Wenders schon in 3D gedreht, vor allem bei der Dokumentation „Pina“ und dem Spielfilm „Die schönen Tage von Aranjuez“, aber so zwingend wie diesmal war die Wahl dieser speziellen Technik noch nie. Wie kein anderer deutscher Regisseur experimentiert Wenders mit der 3D-Technik und ihren ästhetischen Chancen und Möglichkeiten. Eine Lust am visuellen Experiment, die sich auch in seiner neuen Dokumentation „Anselm – Das Rauschen der Zeit“ zeigt, einer der besten seiner Karriere. Vor allem an zwei Orten wurde gedreht, im südfranzösischen Barjac, wo Kiefer Anfang der 90er Jahre ein 40 Hektar großes Areal bezog, das er im Laufe mehrerer Jahrzehnte zu einem spektakulären Gesamtkunstwerk verwandelt hat, und einem riesigen Atelier, eher eine Lagerhalle, in einem Vorort von Paris, wo Kiefer seit einigen Jahren lebt und arbeitet.

Hier entstehen die riesigen Werke, die oft meterhohen Leinwände, die Kiefer mit der Hilfe mehrerer Assistenten zum Teil mit einer Art Flammenwerfer behandelt, mal mit Blei beträufelt, mal mit Asche bestreut. Düster wirken diese Gemälde, an denen oft Hemden oder andere Kleidungsstücke hängen, was die Zweidimensionalität der Leinwände aufbricht. Weiteres essentielles Element ist die Schrift, Zitate aus der Bibel oder der deutschen Mythologie, Verweise an die Gedichte Paul Celans oder Ingeborg Bachmanns, zwei Dichter, die auch im Film zu Worte kommen. Denn Wenders verzichtet zwar auf eine konventionelle biographische Form, hakt nicht penibel die Lebensstationen Kiefers ab, aber geht auf prägende Momente ein. Altes Dokumentarfilmmaterial sieht man da bisweilen in einem Fernseher aus den 70ern oder auf ein Bettlaken in den Wäldern Barjacs projiziert. Auch Kiefer kommt zu Wort, weniger in typischen Interviewszenen, als im Voice Over, das einen Einblick in seine Gedankenwelt gibt. Als jüngere Versionen des Künstlers sind zudem sein Sohn Daniel und Wenders Großneffe Anton zu sehen, in ausnahmsweise gelungenen Nachstellungen.

Quelle: programmkino.de / Michael Meyns

D / F / I 2023
Dokumentarfilm
Regie: Wim Wenders
mit Anselm Kiefer, Daniel Kiefer, Anton Wenders
93 Minuten

Bild

Spielzeiten:

Samstag 02.12.23:17.00 Uhr (3D-Fassung)

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