Schulvorstellungen

Schulvorstellungen sind nach Anmeldung von Mo-Fr vormittags möglich. Bitte rufen Sie uns unter der Telefonnummer 0721-35 000 11 an, wir bestätigen Ihnen dann den Termin und machen Ihnen ein günstiges Angebot.

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Auf dieser Seite finden Sie eine Auswahl von besonders geeigneten Filmen und weiterführende Internet-Links zu Unterrichtsmaterialien. Alle weiteren Filme aus dem aktuellen Programm sind kurzfristig möglich, wenn Sie einen speziellen Film wünschen rufen Sie uns an.

Derzeit

Maria Magdalena

Sie ist eine der zentralen Figuren der Bibelgeschichte: Maria Magdalena. Rooney Mara zeigt sie als moderne junge Frau auf der Suche nach neuen Lebensperspektiven

Als weibliche Jüngerin in der Gefolgschaft von Jesus und als Zeugin seiner Kreuzigung, Grablegung und Auferstehung ist Maria Magdalena eine der zentralen Figuren der Bibelgeschichte. Doch sie ist auch eine moderne, junge Frau, die selbstbewusst und mutig gegen die Geschlechterrollen und Hierarchien ihrer Zeit rebelliert. Auf der Suche nach ihrem ganz persönlichen Lebensweg sagt sie sich von ihrer Familie los, um sich dem charismatischen Jesus von Nazareth und seinen Jüngern anzuschließen. Gemeinsam machen sie sich auf eine spirituelle Reise nach Jerusalem.

„Maria Magdalena“ ist das wahrhaftige und moderne Portrait einer ebenso rätselhaften wie schillernden Figur der christlichen Geschichte, die schwer zu fassen ist und bis heute auf ganz unterschiedliche und widersprüchliche Weise interpretiert wird. In seinem für sechs Oscars® nominierten Spielfilmdebüt „Lion – Der lange Weg nach Hause“ begleitete Garth Davis die abenteuerliche Suche eines jungen Inders nach seiner verlorenen Familie. Nun erzählt er in „Maria Magdalena“ erneut die wahre Geschichte einer Suche nach neuen Lebensperspektiven. In seiner Verfilmung ihres bewegenden Lebensweges liefert er eine zeitgemäße Neuinterpretation der biblischen Geschichte von Maria Magdalena. War sie in den kontrovers diskutierten Filmen von Martin Scorsese („Die letzte Versuchung Christi“) und Mel Gibson („Die Passion Christi“) noch eine weitgehend schweigende Frau am Rande der Ereignisse, rückt sie jetzt ins Zentrum. Nach Barbara Hershey und Monica Bellucci wird Maria Magdalena modern und neu interpretiert von Rooney Mara („A Ghost Story“, „Lion – Der lange Weg nach Hause“), die hier bereits zum zweiten Mal unter der Regie von Garth Davis auftritt. Jesus wird von Joaquin Phoenix („Gladiator“, „Walk the Line“, „The Master“, „Her“) verkörpert. In weiteren wichtigen Rollen sind Tahar Rahim („Ein Prophet“, „The Cut“, „Die Lebenden reparieren“) als Judas und Chiwetel Ejiofor („12 Years a Slave“, „Der Marsianer“, „Dr. Strange“) als Peter zu sehen.


Großbritannien 2018
Regie: Garth Davis
Darsteller: Rooney Mara, Joaquin Phoenix, Chiwetel Ejiofor
119 Minuten
ab 12 Jahren


Derzeit

Die Eiche – Mein Zuhause

In grandiosen Bildern wird die Geschichte eines Baumes und seiner tierischen Bewohner im Wandel der Jahreszeiten erzählt. Diese Reise in die Natur ist nicht nur ein Augenschmaus, sondern auch ein heißer Kinotipp!

Frankreich 2022
Regie: Michel Seydoux und Laurent Charbonnier
80 Minuten
ohne Altersbeschränkung

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Derzeit

Der vermessene Mensch

Ein Ethnologe wird zum Zeugen des Genozids in Deutsch-Südwestafrika. Nach “Der Staat gegen Fritz Bauer” und “Das schweigende Klassenzimmer” der neue Film von Lars Kraume

Berlin, Ende des 19. Jahrhunderts. Alexander Hoffmann (Leonard Scheicher) ist ein ehrgeiziger Ethnologie-Doktorand an der Friedrich-Wilhelms-Universität. Als im Zuge der „Deutschen Kolonial-Ausstellung” eine Delegation von Herero und Nama aus „Deutsch-Südwestafrika“ nach Berlin reist, lernt Hoffmann die Dolmetscherin der Gruppe, Kezia Kambazembi (Girley Charlene Jazama), kennen. Hoffmann entwickelt ein intensives Interesse an den Herero und Nama – und widerspricht nach den Begegnungen und Gesprächen mit ihnen der gängigen evolutionistischen Rassentheorie. Kurz darauf führt der Aufstand der Herero und Nama in der Kolonie „Deutsch-Südwestafrika“ zum Krieg mit den deutschen Besatzern. Hoffmann reist im Schutz der kaiserlichen Armee durch das Land und sammelt für das Berliner Völkerkundemuseum zurückgelassene Artefakte und Kunstgegenstände. In Wahrheit sucht er jedoch weiter nach Beweisen für seine These – und nach Kezia. Vor Ort erlebt Hoffmann mit, wie deutsche Soldaten mit unmenschlicher Härte den Vernichtungsbefehl ausführen. Doch auch der Ethnologe überschreitet moralische Grenzen, als er einwilligt, seinem Berliner Professor (Peter Simonischek) Schädel und Skelette von toten Herero zum Zwecke der Forschung zu schicken...

„Wie aktuell die koloniale Vergangenheit Deutschlands ist, sieht man an den jüngsten Debatten um Raubkunst, Restitution und die Diskussionen um ethnologische Sammlungen wie das Humboldtforum in Berlin. Meine letzten Filme haben sich immer mit deutscher Geschichte befasst und über die deutsche Kolonialzeit wurde bis heute einfach sehr wenig erzählt“, so Regisseur Lars Kraume. Als erster Kinofilm handelt “Der vermessene Mensch” vom Genozid, den die „Deutsche Schutztruppe“ zwischen 1904 und 1908 in der Kolonie „Deutsch-Südwestafrika“ begangen hat. Der Film ist nach Lars Kraumes Drehbuch. In der Hauptrolle spielt Leonard Scheicher („Das schweigende Klassenzimmer“, „Das Boot“) neben dem namibischen Star und selbst Herero, Girley Charlene Jazama („The White Line“) sowie Peter Simonischek („Toni Erdmann“).


Deutschland, Namibia 2021
Regie: Lars Kraume
Darsteller: Girley Charlene Jazama, Leonard Scheicher, Peter Simonischek
116 Minuten
ab 12 Jahren

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Derzeit

Der Zeuge

Deutschland, kurz nach dem 2. Weltkrieg: Als jahrelanger Häftling der KZs Buchenwald, Lichtenburg, Esterwegen und Flössenburg erlebte Carl Schrade (Bernd Michael Lade) die Gräueltaten der Nazis aus nächster Nähe. Jetzt soll der ehemalige Juwelenhändler als Kronzeuge der Anklage vor einem Gericht aussagen, um seine Peiniger hinter Gitter zu bringen. Auf der Anklagebank sitzen SS-Männer, NSDAP-Funktionäre und Ilse Koch (Lina Wendel), die Frau des berüchtigten KZ-Kommandanten Karl Koch. Die Liste ihrer menschenverachtenden Verbrechen ist lang, die Liste der Ausreden und Rechtfertigungen beinahe noch länger. An der Schuld besteht kaum ein Zweifel. Aber woher stammt Carl Schrades umfassendes Wissen über die Abläufe in der Lagerverwaltung und wie überlebte er mehr als zehn Jahre in den Lagern?

Als Regisseur und Hauptdarsteller entwirft Bernd Michael Lade (früher Mitglied der DDR-Punkband "planlos") in DER ZEUGE ein spannendes Gedankenexperiment, basierend auf realen Gerichtsprotokollen. Das dialektisch erzählte Prozess-Drama über Schuld und Unschuld stellt Täter- und Opferaussagen schonungslos gegenüber. In nie da gewesener Direktheit offenbart er die Mechanismen, die zur systematischen Ausbeutung und schlussendlichen Vernichtung von Millionen Menschen in den Konzentrationslagern führten.

Deutschland 2023
Regie: Bernd Michael Lade
Kamera: Guntram Franke
Darsteller. Bernd Michael Lade , Maria Simon, Andruscha Hilscher, Hans Hendrik Trost, Thomas Lehmann
97 Minuten
ab 12 Jahren

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Derzeit

Stille Post

Sein Leben gerät aus den Fugen, als einem Berliner Grundschullehrer Kriegsbilder aus seiner kurdischen Heimatstadt zugespielt werden. Beklemmender, auf wahren Begebenheiten beruhender Film

Khalil ist Grundschullehrer und lebt mit seiner Freundin, der Journalistin Leyla, in Berlin. Als sie ihm Kriegsvideos aus seiner Heimatstadt in der Türkei – der kurdischen Stadt Cizre zeigt, gerät Khalils geordnetes Leben aus den Fugen: er meint, seine tot geglaubte Schwester in den Amateuraufnahmen erkannt zu haben. Über die kurdische Gemeinschaft versucht er mit ihr Kontakt aufzunehmen. Im Gegenzug soll er die Kriegsvideos in die deutschen Nachrichten bringen. Doch kein Sender zeigt Interesse, andere Konflikte haben einen höheren News-Wert. Erst als Khalil und Leyla die Videos manipulieren, bekommen sie die mediale Aufmerksamkeit, die sie sich gewünscht haben: es wird berichtet und politische Debatten nehmen Fahrt auf. Doch als der Konflikt auch Khalils Schulkasse erreicht, realisiert er, es geht nicht mehr nur darum, im Wettbewerb der Nachrichtenbilder zu bestehen, sondern um sein eigenes Leben in Berlin zu beschützen.

Der Film beruht auf wahren Begebenheiten. Ausgangspunkt sind die authentischen Handyvideos aus der kurdischen Kriegsregion Rojava. Regisseur Florian Hoffmann: “Meine Reise mit diesem Film begann 2015 als ich mitbekam, wie ein Vorfall in der Türkei meine kurdischen und türkischen Freunde in Berlin über Nacht entzweite. Das türkische Militär hatte in einer Nacht- und Nebelaktion die kurdische Stadt Cizre umzingelt und eine Ausgangssperre über sie verhängt: niemand durfte die Stadt betreten. Kurz darauf begann das türkische Militär Cizre zu bombardieren. Was an diesem Fall besonders war: die Militäroperation ging mit einer Medienstrategie einher. Die Stromverbindung der Stadt wurde gekappt, das Internet abgestellt und Störsender errichtet, die den Handyempfang der Bewohner:innen verhinderten. Das türkische Militär wollte sichergehen, dass kein Bild dieser Geheimoperation die Stadt verlässt. In der berliner Diaspora kursierten allerlei Gerüchte und Fake-News über die Geschehnisse in Cizre. Um mehr zu erfahren, musste ich selbst hinfahren. Mir als deutscher Staatsbürger war dies eher möglich als meinen türkischen und kurdischen Freunden. Erst nach 79 Tagen wurde die Ausgangssperre für wenige Tage aufgehoben. Ich fand eine zerstörte Stadt vor und sprach mit traumatisierten Einwohnerv:innen. Zugleich sicherte ich die Videos, die die Bewohner:innen von Cizre heimlich mit ihren Handys gedreht hatten, und die Angriffe und Menschenrechtsverletzungen während der Ausgangssperre belegten”.

Deutschland 2021
Regie: Florian Hoffmann
Darsteller: Hadi Khanjanpour, Kristin Suckow, Aziz Capkurt
95 Minuten
ab 12 Jahren

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Derzeit

Belfast



Ende der 60er Jahre kehren seine Eltern ihrer Heimat den Rücken, was für den jungen Kenneth Branagh nicht einfach ist, dem älteren nun aber den Stoff zu seinem autobiographischen Film liefert, der mit viel Humor und mancher Sentimentalität eine Ode an die irische Seele ist.

Im August 1969 wurde der Nordirlandkonflikt blutig. Die katholische Mehrheit hatte genug davon, seit Jahrzehnten von der protestantischen Minderheit unterdrückt zu werden und ging auf die Barrikaden. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn die Hauptstadt Belfast wurde fortan von anfangs behelfsmäßigen, bald ausgebauten Trennwänden geteilt, die bis Ende der 90er Jahre die verfeindeten Bevölkerungsblöcke trennte. Wie aus heiterem Himmel endete mit diesen Ereignissen die Kindheit des damals neunjährigen Kenneth Branagh, der im Film nur Buddy (Jude Hill) genannt wird. Auch Eltern und Großeltern heißen nur Ma (Caitríona Balfe) und Pa (Jamie Dornan) bzw. Granny (Judi Dench) und Pop (Ciarán Hinds), was andeutet, dass man es bei „Belfast“ weniger mit einem wirklich authentischen Blick auf eine Kindheit zu tun hat, als mit einem stilisierten Blick zurück in ferne, manchmal auch verklärte Vergangenheit.

Lose Episoden seiner Kindheit beschreibt Branagh, zeigt wie Buddy die sich verändernde Situation wahrnimmt, wie seine Eltern unabsichtlich zwischen die Fronten des Konflikts geraten. Zwar sind die Eltern Protestanten, doch sie sind unpolitisch und wollen am liebsten nichts mit der zunehmenden Gewalt zu tun haben. Doch der Anführer der Protestanten des Viertels verlangt Loyalität und wer nicht bereit ist, sie zu geben, der hat es zunehmend schwer. Schnell kristallisiert sich heraus, dass die Familie in Belfast keine Zukunft hat und so trifft Pa den Entschluss, nach England zu ziehen. Dass Buddy wenig begeistert ist, den Orten seiner Kindheit den Rücken zu kehren ist klar, aber vor allem sind es seine geliebten Großeltern, die zu verlassen ihm widerstrebt. Nicht nur, dass „Belfast“ in schwarz-weiß gedreht wurde, lässt ihn wie eine irische Version von Alfonso Cuarons „Roma“ wirken, zumal inzwischen auch Kenneth Branaghs Film als heißer Kandidat für die nächste Oscar-Verleihung gilt. Kein Wunder, denn Branagh erzählt mit leichter Hand eine Coming-of-Age-Geschichte voller skurriler Momente, herzergreifender Trennung von den Großeltern und sanft verpackten Lebenslektionen.

Quelle: programmkino.de / Michael Meyns

Großbritannien 2021
Regie: Sir Kenneth Branagh
Darsteller: Jamie Dornan, Caitriona Balfe, Ciarán Hinds
99 Minuten
ab 12 Jahren

Trailer BELFAST

Derzeit

Der Pfad

Im südfranzösischen Marseille sitzt der von der NS-Diktatur verfolgte deutsche Journalist Ludwig Kirsch Anfang der 1940er Jahre mit seinem zwölfjährigen Sohn Rolf ohne Transit-Visum in der Falle. Der Plan der beiden ist es, über die französisch-spanische Grenze in Richtung Portugal zu entkommen. Dabei soll ihnen Núria helfen, die in Rolfs Alter ist und aus Spanien stammt. Sie kennt die geheimen Pfade durch die Pyrenäen ...

Der Einsatz des Films im Unterricht ermöglicht die Beschäftigung mit den Themen Flucht und Verfolgung in der Zeit der NS-Diktatur. Am Beispiel der Identifikationsfiguren Núria und Rolf können sie außerdem nachvollziehen, was es bedeuten könnte, von den Eltern getrennt auf der Flucht und auf sich allein gestellt zu sein. Der Film ermöglicht es durch das zeitlose Setting in den Bergen, Bezüge zu aktuellen Fluchtgeschichten herzustellen und bietet Gesprächsanlässe über Fluchtursachen. Beide inhaltlichen Anknüpfungspunkte fördern die Empathiefähigkeit der Schüler*innen für die Situation geflüchteter Menschen.

DER PFAD schafft dabei die Balance zwischen Spannung und Dramatik auf der einen Seite und kindgerechtem Filmvergnügen auf der anderen Seite. Zwar erleben die beiden 12-Jährigen Protagonist*innen dramatische, spannende und auch lebensbedrohliche Situationen, aber die Dramaturgie der Filmerzählung lässt für das junge Publikum genügend Raum für Komik, Humor und Ironie. Die kindlichen Figuren entwickeln sich aufeinander zu und gemeinsam eine Stärke, die ihnen hilft, ihr schwieriges Abenteuer gestärkt zu überstehen. (Quelle: Visionkino)

Deutschland 2022
Regie: Tobias Wiemann
Darsteller: Julius Weckauf, Volker Bruch, Nonna Cardoner
100 Minuten
ab 6 Jahren

Trailer DER PFAD

Derzeit

Der Schneeleopard


Zwei Männer begeben sich auf die Suche nach dem Schneeleoparden, der im tibetischen Hochland lebt und vor dem Aussterben steht. Eine Ode an die Schönheit dieser Welt und eine Mahnung, sie auch zu bewahren.

Der Natur- und Wildlife-Fotograf Vincent Munier und der Schriftsteller Sylvain Tesson suchen im tibetischen Hochland nach dem Schneeleoparden. Es gibt nur noch wenige Exemplare dieser Gattung, so dass es schwierig ist, überhaupt einen Blick auf das scheue Tier zu erhaschen. Die beiden Männer durchstreifen das Gebirge, folgen Spuren, warten, fotografieren. Die Suche nach diesem Tier ist auch eine Reise in das eigene Ich und eröffnet einen Dialog über den Platz des Menschen in einer Welt, deren Natur immer mehr schwindet.

Vincent Munier ist der dreimalige „BBC Wildlife Photographer of the Year“ und hat die Bilder dieses Trips in seinem Buch „Zwischen Fels und Eis“ zusammengefasst, während Sylvain Tesson seine Erfahrungen im Buch „Der Schneeleopard“ schildert. Der Film ist so etwas wie das Beste beider Welten. Er bietet die großartigen Bilder von Flora und Fauna des tibetischen Hochlands, aber auch die Introspektive, die einem Buch leicht möglich ist, einem Film aber nicht immer gelingt. Hier jedoch schon. „Der Schneeleopard“ ist ein fast schon mystischer Film, bei dem die Frage, ob das titelgebende Tier am Ende wirklich gesehen wird oder nicht, beinahe schon zur Nebensache wird. Die Suche ist auch spannend, keine Frage, in erster Linie ist dies jedoch ein Film, der die Schönheit unserer Welt feiert, aber auch den Schmerz in sich trägt, dass diese Pracht immer mehr vergeht. „Der Schneeleopard“ ist eine Ode an die Schönheit dieser Welt, untermalt von der großartigen Musik von Nick Cave und Warren Ellis, die meinten: „Dieser Film hat es verdient, seine eigene musikalische Stimme zu haben.“ Und die hat er. Sie umschmeichelt den Zuschauer, während er den vielen Tieren des tibetischen Hochlands begegnet und ausharrt, um einen Blick auf den Schneeleoparden zu erhaschen.

Quelle: programmkino.de / Peter Osteried

OT: La panthère des neiges
Frankreich 2021
Regie + Buch: Marie Amiguet, Vincent Munier
Laufzeit: 92 Minuten
ohne Altersbeschränkun

Trailer DER SCHNEELEOPARD

Derzeit

Ballade von der weissen Kuh



Die iranisch-französische Ko-Produktion erzählt in intensiven Bildern von den Folgen eines Fehlurteils und stellt damit nicht nur dieses, sondern das ganze System in Frage. Es geht um die Todesstrafe, ihre Konsequenzen sowie das moralische Gewicht dieser Strafe.

„Man darf den Menschen nicht ihre Rechte verweigern. Die Todesstrafe ist ein Menschenrecht“, wird zu einem der Richter gesagt, der die Todesstrafe an einem Unschuldigen verhängte und darüber am Verzweifeln ist. Er ist Sinnbild für ein System, an dem die Witwe Mina verzweifelt. Ihr Mann wurde vor einem Jahr hingerichtet, dann stellte sich heraus, dass er unschuldig war. Man will sie mit Blutgeld entschädigen, Mina will jedoch mehr. Sie will die Verantwortlichen zur Rede stellen, während sie ein Leben lebt, in dem man sie meidet, weil eine alleinerziehende Mutter in diesem Land Paria-Status genießt. Eines Tages lernt sie einen Mann kennen, der sich als Freund ihres Mannes ausgibt und seine Schulden begleichen möchte.

Maryam Moghaddam hat zusammen mit Behtash Sanaeeha inszeniert, aber auch die Hauptrolle übernommen. Die Doppelbelastung merkt man ihr nicht an. Der Film ist exakt inszeniert und lebt von eindrucksvollen Bildkompositionen. Schon die erste Einstellung mit der weißen Kuh im Gefängnishof ist sehr faszinierend. Dieses Bild, aber auch der Titel, spielen auf eine Sure im Koran an, in dem die weiße Kuh als Sinnbild für einen Unschuldigen steht. „Die Ballade von der weißen Kuh“ stellt die Frage nach Schuld und Sühne, nach Recht und Gesetz, und wie dieses in den Händen von Menschen zerfasern kann. Der Film funktioniert auf mehreren Ebenen. Als ein Werk, das zeigt, wie jemand versucht, das Nichtwiedergutzumachende irgendwie doch gutzumachen, aber auch als eine Produktion, die das Drama dieses Versuchs schmerzhaft gewiss werden lässt. Denn wie der Richter sich seinen Weg ins Leben von Mina und ihrer Tochter bahnt, ist vom Wunsch nach Sühne getrieben, aber im Grunde natürlich auch ein ungewollt perfides Spiel. Die Wechselwirkung dieser beiden Lesarten ist es auch, die den Film so intensiv geraten lässt. „Die Ballade von der weißen Kuh“ ist ein starker, zur Diskussion anregender Film, der lange nachwirkt.

Iran, Frankreich 2020
Regie: Behtash Sanaeeha, Maryam Moghadam
Darsteller: Maryam Moghadam, Alireza Sani Far, Pouria Rahimi
105 Minuten
ab 12 Jahren

Trailer BALLADE VON DER WEISSEN KUH

Derzeit

Come On, Come On



Ein Radiomoderator begibt sidch mit seinem kleinen Neffen auf einen Roadtrip quer durch die USA. Ein höchst philosophischer und ehrlicher Film voller emotionaler Zwischentöne.

Der New Yorker Radiomoderator Johnny (Joaquin Phoenix), der nach einer langen Beziehung wieder Single ist, muss sich nach einem Anruf von seiner Schwester Viv (Gaby Hoffmann) unerwartet um ihren Sohn kümmern, den neunjährigen Jesse (Woody Norman). Es ist das erste Mal, dass Johnny allein für ein Kind verantwortlich ist - und das erste Mal, dass Jesse längere Zeit von seiner Mutter getrennt ist. Gemeinsam begeben sie sich auf einen Roadtrip quer durch die USA, auf dem Johnny sein Radioprojekt fertigstellt. Er interviewt Kinder zu ihren Träumen, Ängsten und Hoffnungen. Diese Reise verändert beide und es entsteht eine tiefe, emotionale Verbindung zwischen ihnen.

Regie bei „Come On, Come On” führte Erfolgsregisseur Mike Mills („Jahrhundertfrauen”), der auch das Drehbuch schrieb, inspiriert durch viele Gespräche mit seinem eigenen Sohn. Der Film feierte seine Premiere im September 2021 auf dem Filmfestival in Telluride und wurde bereits mehrfach ausgezeichnet, u.a. als „Bester Film“ bei den Independent Sprit Awards. Mike Mills erzählt zutiefst einfühlsam über Kinder und Erwachsene, wie sie sich neugierig und auf Augenhöhe begegnen. Ein höchst philosophischer und ehrlicher Film.

Land/Jahr: USA 2021
Regie: Mike Mills
Darsteller: Joaquin Phoenix, Gaby Hoffmann, Jaboukie Young-White
108 Minuten

Trailer Come on Come on (engl.)

Derzeit

Lauras Stern (2020)

Laura vermisst nach dem Umzug in die Großstadt ihr altes Zuhause sehr. Als sie eines Abends einen kleinen, vom Himmel herabstürzenden Stern beobachtet und ihn daraufhin mit abgebrochener Zacke wiederfindet, tröstet sie ihn und verarztet ihn fürsorglich mit einem Pflaster. Gemeinsam erleben sie und der Stern magische Abenteuer, die Lauras fantasievollsten Träume wahr werden lassen – und mit der Hilfe des Sterns fühlt sie sich am Ende endlich zu Hause.

Deutschland 2020
Regie: Joya Thome
Darsteller: Emilia Kowalski, Michel Koch, Jonas May
79 Minuten
ohne Altersbeschränkung

Trailer LAURAS STERN

Derzeit

Maikäfer, flieg!

Wien 1945: Das Ende des Zweiten Weltkrieges, gesehen mit Kinderaugen. Die neunjährige Christl weiß vom Frieden genauso wenig, wie die Kinder heute vom Krieg wissen. Ausgebombt und vollkommen mittellos flüchtet sie mit ihrer Familie in eine noble Villa in Neuwaldegg. Nach der Kapitulation der Nazis quartieren sich Soldaten der Roten Armee im Haus ein. Alle fürchten sich vor den als unberechenbar geltenden Russen. Nur Christl nicht. Für sie ist die allgemeine Anarchie vor allem ein großes Abenteuer und in Cohn, dem russischen Koch, findet sie sogar einen richtigen Freund.

"Maikäfer, flieg!" nimmt ganz die Perspektive der kleinen Heldin ein. So muss Krieg gewesen sein, so lapidar im Alltag, so stechend im Bauch, so lustig, weil man an einem Wundertag den Teller ablecken durfte, ohne geschimpft zu werden. Herausragend: Jungstar Zita Gaier, die Courage, kindliche Widerborstigkeit und Neugier in ihrer Rolle als Christl vereint und für herzerwärmende Momente sorgt.

Generationen sind mit Christine Nöstlingers Roman über ihre Kindheit nach dem Krieg groß geworden. Die Österreicherin Mirjam Unger hat den Kinderbuchklassiker erstmals liebevoll fürs Kino adaptiert. "Maikäfer, flieg!" ist ein unterhaltsamer und zugleich ernsthafter Familienfilm, der von Flucht und großer Not, aber auch von Freundschaft und Menschlichkeit in einer unmenschlichen Zeit erzählt.

Österreich 2016
Regie: Mirjam Unger
Darsteller: Ursula Strauss, Gerald Votava, Heinz Marecek
109 Minuten
ab 12 Jahren


Derzeit

Der Trafikant

Österreich 1937. Der 17-jährige Franz Huchel (Simon Morzé) verlässt auf strenges Geheiß seiner Mutter Margarete (Regina Fritsch) sein Heimatdorf und fährt ins aufregende, brodelnde Wien. Hier führt ein ehemaliger Liebhaber der Mutter, Otto Trsnjek (Johannes Krisch), eine Tabak-Trafik, Franz geht bei ihm in die Lehre. Der Bub lernt schnell, nicht nur das Praktische (Namen und Vorlieben der Kunden merken), sondern auch das Lebenskluge, zum Beispiel die Zeitung zu lesen, um informiert zu sein. Zu den besten Kunden gehört der 82-jährige Sigmund Freud (Bruno Ganz), der – so sagt man – „Köpfe repariert, innen drin“. Franz ist neugierig und sucht Rat. Er ist nämlich unglücklich verliebt, in die schöne, viel zu erfahrene und flatterhafte Böhmin Anezka (Emma Drogunova). Doch Freud ist in Liebesdingen keine große Hilfe. Überhaupt gibt es Wichtigeres: Hitlers Truppen sind einmarschiert,

Regisseur und Co-Drehbuchautor Nikolaus Leytner hat ein genaues Gespür für die Zeit und die Menschen, die in ihr leben. Er bringt sie dem Zuschauer anschaulich näher, mit ihren Sorgen und Nöten, mit ihren Sehnsüchten und Wünschen, vor allem aber mit den politischen Erschütterungen, die die Nazis verursachen. Doch die politische Realität schleicht sich nur langsam und behutsam in die Geschichte ein. Es geht vor allem um das Erwachsenwerden eines Buben, der die Liebe und die Großstadt kennen lernt und von gleich zwei Ersatzvätern lernt. Und nun kommt noch eine dritte Erzählebene hinzu: Franz ist ein Träumer, der sich in mutigen Tagträumen den besseren Ausgang einer Situation vorstellt oder in finsteren Nachtträumen in eine andere, poetischere Welt flüchtet. Immer wieder blitzen diese Phantasien auf, in entfremdeten, surrealen und sehr ausdrucksstarken Bildern. Simon Morzé und Bruno Ganz spielen ihre Rollen ebenso einfühlsam wie glaubwürdig: neugierig und lebenslustig der eine, klug und schelmisch der andere. Es macht Spaß, ihnen zuzuschauen.

AT/D 2018
Regie: Nikolaus Leytner
Darsteller: Simon Morzé, Johannes Krisch, Bruno Ganz
114 Minuten
ab 12 Jahren


Derzeit

Ballon

Sommer 1979 in Thüringen. Die Familien Strelzyk und Wetzel haben über zwei Jahre hinweg einen waghalsigen Plan geschmiedet: Sie wollen mit einem selbst gebauten Heißluftballon aus der DDR fliehen. Doch der Ballon stürzt kurz vor der westdeutschen Grenze ab. Die Stasi findet Spuren des Fluchtversuchs und nimmt sofort die Ermittlungen auf, während die beiden Familien sich gezwungen sehen, unter großem Zeitdruck einen neuen Flucht-Ballon zu bauen. Mit jedem Tag ist ihnen die Stasi dichter auf den Fersen – ein nervenaufreibender Wettlauf gegen die Zeit beginnt…

Mit BALLON hat Michael Bully Herbig den wohl spektakulärsten Fluchtversuch aus der DDR für die große Kinoleinwand verfilmt: Am 16. September 1979 ist es den Familien Strelzyk und Wetzel geglückt, mit einem selbstgebauten Heißluftballon die Grenze zu überwinden und in die Bundesrepublik zu fliehen. Basierend auf dieser wahren Geschichte hat Michael Bully Herbig einen fesselnden Thriller inszeniert, der mit Friedrich Mücke („SMS für Dich“), Karoline Schuch („Katharina Luther“), David Kross („Der Vorleser“), Alicia von Rittberg („Charité“) und Thomas Kretschmann („Operation Walküre“) hervorragend besetzt ist.

Deutschland 2018
Regie: Michael Bully Herbig
Darsteller: Friedrich Mücke, Karoline Schuch, David Kross
125 Minuten
ab 12 Jahren


Derzeit

Agnes

Walter ist ein Sachbuchautor, der in einer Bibliothek recherchiert und dabei auf Agnes trifft. Er verliebt sich auf den ersten Blick in die hochbegabte Physikstudentin, deren scharfer Intellekt ihn ebenso fasziniert wie ihre selbstverständliche sexuelle Begierde. Hinter der mädchenhaften Fassade verbirgt sich eine hoch komplizierte Persönlichkeit, ein Mensch auf der Suche nicht nur nach Liebe, sondern nach Perfektion, privat wie beruflich. Auch Agnes fühlt sich von dem älteren Mann stark angezogen. Er fordert sie heraus, doch das beruht auf Gegenseitigkeit – eine Beziehung auf Augenhöhe, eigentlich der Traum aller jungen Verliebten. Der gemeinsame Beschluss, ihre Liebesgeschichte aufzuschreiben, ist zunächst eine Art Spiel zwischen den Liebenden, sie amüsieren sich über die unterschiedliche Sichtweise der Wirklichkeit, doch bald verändert die geschriebene Realität die echte Beziehung und zerstört sie schließlich.

Natürlich geht es hier nicht nur um die Liebe in den Zeiten der Sinnsuche, sondern ebenso ums Schreiben in all seinen Facetten. Dazu gehören die persönlichen Erinnerungen ebenso wie die unterschiedlichen Blickwinkel in der Rückschau und letztlich auch das Erfinden von Geschichten. So wie Peter Stamm literarisch mit den kleinen und großen Versatzstücken seines Schriftstellerlebens spielt, hat das immer etwas leicht Ironisches. Im Film von Johannes Schmid mündet die feine Ironie in eine beinahe dämonische, intensive Bildsprache, die in kühler Klarheit die Handlung immer wieder in Frage stellt. Am Anfang schreitet eine fast nackte Agnes in die dunkle Schneenacht und in den vorhersehbaren Tod. Das Ende ist der Anfang, und wie im Buch ist alles unklar: Bringt Agnes sich tatsächlich um, oder entfernt sie sich nur aus der gemeinsamen Geschichte? Und das sind lediglich zwei von vielen offenen Fragen, die den Film aus der Masse der durchschnittlichen Kinogedankenwelten herausheben. Ein offenes Ende, normalerweise im Film wie auch in der Literatur eher verpönt, wird oft als faule Ausrede dafür gesehen, dass ein Autor sich nicht entscheiden mag. Hier – im Buch wie im Film – ist es anders: Die Geschichte wird durch die vielfältigen Interpretationsmöglichkeiten bereichert, sie wächst immer mehr und wird schließlich zur symbolträchtigen, komplexen Auseinandersetzung mit modernen Beziehungsgeflechten. Und das ist eine wirklich spannende Erfahrung, die – verbunden mit den herausragenden schauspielerischen Leistungen – den Film zum feinsinnigen, geistvollen Kinoerlebnis machen.

Deutschland 2016
Regie: Johannes Schmid
Darsteller: Odine Johne, Stephan Kampwirth, Sonja Baum
105 Minuten


Derzeit

Tschick

Mit einem gestohlenen Auto begibt sich der 14jährige Maik mit seinem Freund Tschick auf einen Roadtrip, der in beiden ein Lebensgefühl von anarchistischer Freiheit und Selbstbestimmung aufkeimen lässt.
Coming-of-Age Geschichte vom deutschen Starregisseur Fatih Akin („Gegen die Wand“, „Soul Kitchen), der hier einfühlsam den Jugendroman von Wolfgang Herrndorf adaptiert.

Deutschland 2016
Regie: Fatih Akin
Darsteller: Anand Batbileg, Tristan Göbel, Nicole Mercedes Müller
93 Minuten
ab 12 Jahren


Derzeit

The True Cost

Besondere Glanzlicht der Fairen Woche 2016 ist die Auftaktveranstaltung in der Schauburg. Während der Fairen Woche läuft in allen Karlsruher Kinos erstmalig der Spot "Alle an einem Tisch - Fairer Handel in Karlsruhe", der auf originelle Weise die Vorteile des Fairen Handels und dessen vielfältige Unterstützungsmöglichkeiten vor Ort vermittelt. Aus diesem Anlass zeigt der städtische Umwelt- und Arbeitsschutz in Kooperation mit dem APDW e.V. und dem Liberación e.V. Karlsruhe den Film "The True Cost - der Preis der Mode". Alle Interessierten sind ab 16.30 Uhr herzlich in die Schauburg eingeladen. Dort erwartet die Besucherinnen und Besucher fairgehandelter Kaffee, Infostände mit Glücksradaktion des Weltladens und Schmuckverkauf von pakilia mit der Produzentenvertreterin Amalia Luz aus Mexiko, bevor Bürgermeister Klaus Stapf die Faire Woche um 17 Uhr im Kinosaal offiziell eröffnet. Der Eintritt zum Film ist kostenlos. Im Anschluss lädt der Liberación e.V. zur Gesprächsrunde ein. Die Veranstaltung in Karlsruhe ist neben Berlin, Hamburg und Stuttgart eine von vier offziellen Auftaktveranstaltungen bundesweit und wird unterstützt vom Forum Fairer Handel e.V., dem Hauptveranstalter der Fairen Woche.

Der Film "The True Cost" des amerikanischen Regisseurs Andrew Morgan ist eine Geschichte über Mode und ihren wahren Preis. Er verfolgt eindrucksvoll den Weg, den Kleidung macht, bevor sie zu uns in die Geschäfte kommt. „The True Cost“ zeigt die Ausbeutungskette auf, die hinter jedem einzelnen Kleidungsstück steckt und hinter der Glamourwelt der Modeindustrie verborgen bleibt. Wo wird die Kleidung hergestellt, welche Arbeitsbedingungen herrschen dort, was passiert in Ländern wie Bangladesch, Indien und China, in denen riesige Wassermengen für die Baumwolle benötigt werden, während die Menschen verdursten? „The True Cost“ klärt auf und steht beispielhaft für viele Bereiche unseres täglichen Konsums.

USA 2015
Regie: Andrew Morgan
89 Minuten
ab 6 Jahren


Derzeit

Südafrika - Der Kinofilm

„Einmal nach Südafrika bitte“ - schon beim Kauf des Tickets kommt Reiselust auf. Die Filmemacher Silke Schranz und Christian Wüstenberg nehmen Euch mit auf eine aufregende filmische Reise durch das südliche Afrika. Eindrucksvolle Bilder und bewegende Begegnungen sind das, was dieser Dokumentarfilm ausmacht – einfach wunderschön.

Deutschland 2015
Regie: Silke Schranz, Christian Wüstenberg
95 Minuten
ohne Altersbeschränkung

Trailer: Südafrika

Derzeit

Son of Saul

Auschwitz-Birkenau, Oktober 1944: Saul Ausländer (Géza Röhrig) arbeitet direkt an der Gaskammer. Er muss die Menschen hinein begleiten. Nie sagt er ihnen, dass aus den Duschköpfen nicht Wasser, sondern das Gas Zyklon B strömen wird. Er wartet bis ihre Schreie aufhören, sortiert ihre abgelegte Kleidung. Danach schafft er die nackten, toten Körper aus der Gaskammer ins Krematorium zum Verbrennen. Perfide zwingen NS-Schergen den ungarischen Juden als Mitglied eines sogenannten Sonderkommandos, Teil der deutschen Vernichtungsmaschinerie zu werden. Eines Tages überlebt ein kleiner Junge die Gaskammer. Der deutsche Lagerarzt tötet ihn. Saul glaubt in ihm seinen unehelichen Sohn zu erkennen. Von nun an versucht er wie ein Getriebener im Inferno, das ihn umgibt, die Leiche des Jungen zu retten. Verzweifelt, bemüht er sich trotz der barbarischen Bedingungen ein Stück Menschlichkeit zu bewahren. Er will einen Rabbi finden, der das Kaddisch für das verstorbene Kind spricht, das auf diese Weise beerdigt und so vor den Verbrennungsofen bewahrt werden kann. Anders als all die Millionen, deren Geschichte und Existenz durch die NS komplett ausgelöscht wurde.

Selbst als sich abzeichnet, dass dem aufständischen Sonderkommando ebenfalls die Hinrichtung droht hält Saul unbeirrt an seinem Plan fest, diesem Jungen die letzte Ehre zu erweisen. Die unruhige Kamera heftet sich an ihn. Meist auf Augenhöhe folgt sie streng Sauls eingeschränktem Blickwinkel. Damit taucht sie den Zuschauer in einen ständigen Strom von Sinneseindrücken, ohne ihm den Schlüssel zum Entziffern der gesamten Situation zu zeigen. Es gibt keinen Abstand, kein Entfliehen. Das Grauen entfaltet sich auch über die Tonspur. Die ständigen Befehlsschreie der Deutschen bohren sich unerbittlich ins Bewusstsein. Das packende Holocaust-Drama des jungen ungarischen Regisseurs László Nemes versucht den barbarischen Horror in den Konzentrationslagern auf neuartige Weise verstörend fühlbar zu machen. Die traumatischen Erinnerungen der Überlebenden mögen dem wohl in Ansätzen ähneln. „Es war sehr wichtig“, betont László Nemes, „nicht in den Sentimentalismus anderer Shoah-Filme abzugleiten.” Sein stilistisch radikales cineastisches Meisterwerk hat freilich auch mit der großartigen Schauspielleistung Geza Röhrigs zu tun. Röhrig bereitete sich auf seine Rolle mit dem Buch des Historikers Gideon Greif vor.

Ungarn 2015
Regie: László Nemes Jeles
Drehbuch: László Nemes, Clara Royer
Kamera: Mátyás Erdély
Darsteller: Géza Röhrig, Marcin Czarnik, Levente Molnár, Urs Rechn, Todd Charmont, Jerzy Walczak, Sándor Zsótér, Uwe Lauer, Christian Harting, Amitai Kedar, Kamil Dobrowolski.
107 Minuten
ab 16 Jahren


Derzeit

Im Strahl der Sonne

Die 8-jährige Zin-mi lebt mit ihren Eltern in Pjöngjang in Verhältnissen wie aus einem nordkoreanischen Bilderbuch. Regisseur Vitaly Mansky durfte sie ein Jahr lang mit der Kamera begleiten, streng bewacht von Aufpassern des Regimes. Sein Film blickt hinter die Fassade einer allgegenwärtigen staatlichen Inszenierung – und findet das Menschliche hinter den Masken.

"Eine faszinierende Studie über staatliche Propaganda und die dunkle Wahrheit, die hinter ihr lauert." Hollywood Reporter

Dokumentarfilm
Russland, Deutschland 2015
Regie: Vitalij Manskij
94 Minuten
ab 6 Jahren


Derzeit

Gestrandet

Das Jahr 2014 beginnt für die Bewohner von Strackholt mit einer ungewöhnlichen Nachricht: Eine kleine Gruppe eritreischer Flüchtlinge ist in dem 1500-Seelen-Dorf „gestrandet“. 20 km von Aurich, inmitten der ostfriesischen Leere, sollen die Neuankömmlinge den Ausgang ihres Asylverfahrens abwarten. Helmut, ein pensionierter Schuldirektor und Christiane, eine Journalistin, nehmen sich der fünf Männer an. Mit Deutschunterricht, Ämtergängen und selbstgebackenem Kuchen versuchen Sie, Ihnen den Neuanfang in der fremden Umgebung zu erleichtern. Die Flüchtlinge nehmen das Hilfsangebot mit großem Elan an. Doch mit jedem Tag treten neue Konflikte auf, denn die Mühlen der Behörden mahlen langsam und die tägliche Ungewissheit zehrt an den Nerven aller Beteiligten.

Die junge Regisseurin Lisei Caspers wurde 2007 beim Internationalen Filmfestival Hannover für ihren Dokumentarfilm „Grenzgebiet – Spiritual Healing” mit dem „Deutschen Nachwuchsfilmpreis” und einer Patenschaft durch den Produzenten Peter Rommel (u.a. „Sommer vorm Balkon”, „Alphabet”) ausgezeichnet. Daraus entwickelte sich eine langjährige Zusammenarbeit, die nach „Fragments of Palestine” (2011) nun mit „Gestrandet” fortgeführt wird. Anfang 2014 erfährt Lisei Caspers, dass eine Gruppe eritreischer Flüchtlinge in der Nähe ihres Heimatdorfes untergebracht werden. Sie beschließt den Weg der Asylbewerber filmisch zu begleiten. Mit „Gestrandet“ ist ihr ein eindringlicher Film gelungen, der nicht nur die Nöte der Asylbewerber und die Sorgen der ehrenamtlichen Betreuer schildert, sondern auch zeigt, wie beide Seiten voneinander lernen und zu einem größeren Verständnis gelangen.

Deutschland 2016
Dokumentarfilm
Regie: Lisei Caspers
Laufzeit: 80 Minuten
o.A.


Derzeit

Spotlight

Im Juli 2011 begannen Journalisten des Boston Globe, einer der größten Tageszeitungen der USA, mit Recherchen in einem heiklen Fall: Mutmaßlicher Kindesmissbrauch innerhalb der Katholischen Kirche war der Verdacht, den das von Walter Robinson (Michael Keaton) geleitete Team um Mike Rezendes (Mark Ruffalo), Sacha Pfeiffer (Rachel McAdams) und Matt Carroll (Brian D’Arcy James) bald bestätigt fand. Unterstützt von ihrem Chefredakteur Marty Baron (Liev Schreiber) setzte das Team seine Recherchen fort und stieß auf immer neue Hinweise: Dutzende Priester hatten Kinder missbraucht und waren jahrelang von der Kirche geschützt worden.

Den Verlauf der Recherchen beschreibt Tom McCarthy in betont zurückhaltender Weise, die sich jeglicher Abschweifungen enthält. Erzählerisch erinnert "Spotlight" dadurch an beliebige Doku-Dramen, zumal McCarthy auch stilistisch betont einfache Lösungen wählt und die zahlreichen Dialogszenen in einfache Schuss-Gegenschuss-Sequenzen auflöst. Über zwei Stunden sieht man also Journalisten bei der Arbeit zu, sieht sie recherchieren, in Archiven graben, Interviews führen und Texte schreiben. Angesichts der schier unglaublichen Ausmaße des Missbrauchsskandals, der jahrelangen Vertuschungen seitens der Kirche hat "Spotlight" fraglos eine immanente Faszination. Zwangsläufig weckt "Spotlight" Vergleiche zu den legendären Paranoia-Thrillern der 70er Jahre, zum Watergate-Film "Die Unbestechlichen", "Die Drei Tage des Condors" oder "Zeuge einer Verschwörung". Die Figuren in „Spotlight“ aber sind keine komplexen Charaktere, die im Zuge ihrer Recherchen mit Abgründen konfrontiert werden oder an die Grenzen dessen stoßen, was journalistische Wahrheit überhaupt ist, sondern bloße Chiffren. Voller Emphase sieht man etwa Rachel McAdams immer wieder in ihren Notizblock kritzeln oder Mark Ruffalo erregte Telefonate führen, in bloßer Nachahmung journalistischer Posen. Was diese Figuren antreibt bleibt im Dunkeln, "Spotlight" ist nicht an ihnen interessiert, sondern ausschließlich an den Fakten der Geschichte. Dass ist nicht per se schlecht, zumal die Geschichte so skandalös ist wie diese, durch die freiwillige Reduzierung seines Anspruchs bleibt "Spotlight" am Ende dadurch aber nicht mehr als die penible Nacherzählung einer Recherche.

USA 2015
Regie: Tom McCarthy
Buch: Tom McCarthy & Josh Singer
Darsteller: Michael Keaton, Mark Ruffalo, Rachel McAdams, Liev Schreiber, Stanley Tucci, Billy Crudup, Brian D’Arcy James
Laufzeit: 128 Minuten


Derzeit

Das Tagebuch der Anne Frank

Nach der Emigration aus Frankfurt am Main ist Amsterdam die neue Heimat der Familie Frank geworden. Anne (Lea van Acken), ihr Vater Otto (Ulrich Noethen), Mutter Edith (Martina Gedeck) und Schwester Margot (Stella Kunkat) versuchen, hier wieder ein ganz normales Leben zu führen – bis die Deutschen die Niederlande besetzen und sich auch in Amsterdam die Situation für Juden von Tag zu Tag dramatisch verschlechtert. Als Margot einen Aufruf zur Deportation ins Arbeitslager erhält, beschließt Otto Frank mit der Familie unterzutauchen. Mit Hilfe seiner Sekretärin Miep Gies (Gerti Drassl) und anderen Mitarbeitern hat er hierfür schon seit Wochen das Hinterhaus seines Firmensitzes in der Prinsengracht 263 als Versteck vorbereitet. Etwas mehr als 50m² sind von nun an das Zuhause der Familie Frank und, kurze Zeit später, auch der Unterschlupf von Hans (André Jung), Petronella (Margarita Broich) und Peter van Daan (Leonard Carow) sowie Albert Dussel (Arthur Klemt). Die acht Hinterhausbewohner leben in ständiger Angst – nachts fliegen Bomber über die Häuser Amsterdams, tagsüber fürchten sie, entdeckt zu werden und dürfen sich kaum bewegen...

In der literarischen Vorlage schildert Anne Frank mit eindrucksvoller Beobachtungsgabe, Klugheit und Humor ihr Leben und den Alltag im Hinterhaus der Amsterdamer Prinsengracht 263. Über einen Zeitraum von mehr als zwei Jahren hatte sie sich dort mit ihrer Familie vor der Verfolgung der Nationalsozialisten versteckt. Das weltbekannte Tagebuch von Anne Frank wurde nun mit dem Regisseur Hans Steinbichler umgesetzt. Das Drehbuch orientiert sich sehr eng am Original-Tagebuch und anderen persönlichen Aufzeichnungen – von Anne Frank, ihrer Familie sowie Zeitzeugen. Der Film kommt damit einem Mädchen sehr nah, das den Krieg erlebt, das aber auch Zukunftspläne schmiedet, mit den Eltern und der Schwester streitet und sich erstmals verliebt. Und das trotz seiner ausweglosen Situation und den damit verbundenen Ängsten an seinen Hoffnungen, Sehnsüchten und Träumen festhält. „Das Tagebuch der Anne Frank“ ist ein außergewöhnliches, sehr persönliches, bewegendes und inspirierendes Portrait eines Mädchens, einer Familie, ihrer Begleiter und einer prägenden wie düsteren Zeit. Gespielt wird Anne Frank von Lea van Acken, die bereits in Dietrich Brüggemanns „Kreuzweg“ begeisterte.

Deutschland 2016
Regie: Hans Steinbichler
Darsteller: Lea van Acken, Martina Gedeck, Ulrich Noethen
128 Minuten


Derzeit

Suffragette

London 1912. Maud Watts (Carey Mulligan) hastet nach einem langen Arbeitstag in der feuchtkalten Wäscherei durch die Straßen. Plötzlich splittert vor der jungen Mutter die Schaufensterscheibe eines Modegeschäftes. „Wahlrecht für Frauen“, ertönt es neben ihr. Und innerhalb von Sekunden entsteht ein Tumult. Polizisten verhaften umstehende Frauen, zerren sie in ihre Autos. Verwirrt steht sie am Straßenrand als plötzlich ihre Kollegin Violett (Anne-Marie Duff) auftaucht. Die macht aus ihrer politischen Einstellung kein Hehl. Wortreich versucht die Aktivistin Maud zu überzeugen, sich den Suffragetten anzuschließen. Nach anfänglichem Zögern lässt Maud sich überreden, zu einem geheimen Treffen zu kommen. Im Laden der engagierten Apothekerin Edith (Helena Bonheim-Carter) versammeln sich die Frauen im Hinterzimmer. Ein folgenschwerer Moment. Denn bald darauf findet sich Maud im englischen Parlament wieder. In Gegenwart von Ministerpräsident David Lloyd George schildert sie bei einer Anhörung zum Frauenwahlrecht ihre Arbeitsbedingungen. Zum ersten Mal in ihrem Leben erlebt sie das Gefühl, wirklich gehört zu werden...

Engagiert beleuchtet Regisseurin Sarah Gavron den mit zivilem Ungehorsam geführten Kampf der Suffragetten. Weder beschönigt die Britin, noch verfällt sie in nostalgisches überlebensgroßes Heldinnenpathos. Die fast dokumentarisch anmutenden Szenen wirken bis ins Detail authentisch. Aufrüttelnd vermitteln sie die schockierende Erinnerung an die Opfer, die Frauen bringen mussten. Das erstrebte Wahlrecht ist dabei nur ein Baustein einer patriarchalen Gesellschaft, die Frauen aller Schichten entmündigte. Nicht zuletzt deshalb stellt Drehbuchautorin Abi Morgan das Schicksal der fiktiven Arbeiterfrau Maud in den Mittelpunkt der emotionalen Milieustudie samt packendem politischem Lehrstück. Eindringlich, erschütternd und unglamourös verkörpert Carey Mulligan die persönliche Entwicklung dieser charakterstarken Schlüsselfigur in all ihren Facetten. Die 30jährige Londonerin erzählt ganze Geschichten allein mit ihren Blicken. Die inzwischen 66jährige Meryl Streep verleiht ihrem kurzen Auftritt als unbeugsame Frauenrechtlerin Emmeline Pankhurst glaubwürdige Leinwandpräsenz. Aber auch Co-Star Helen Bonham-Carter begeistert endlich ohne skurrillen Tim-Burton-Touch in dieser Riege ausgezeichneter Charakterdarstellerinnen. Last but not least gelingt es dem sehenswerten Emanzipationsdrama souverän seine männlichen Protagonisten klischeefrei darzustellen.

Großbritannien 2015
Regie: Sarah Gavron
Drehbuch: Abi Morgan
Darsteller: Carey Mulligan, Helena Bonham-Carter, Brendan Gleeson, Anne-Marie Duff, Ben Whishaw, Romola Garai, Meryl Streep, Finbar Lynch, Natalie Press, Samuel West, Geoff Bell.
Laufzeit: 106 Minuten
ab 12 Jahren


Derzeit

Power to Change – Die EnergieRebellion

Ein Film über eine große Vision – und Menschen, die sie umsetzen: Die Rebellen unserer Zeit. Die Zukunft der Energieversorgung der Welt ist dezentral, sauber und zu 100% aus erneuerbaren Quellen, das ist die Botschaft des Dokumentarfilms „Power to Change – Die EnergieRebellion“. Regisseur Carl-A. Fechner nimmt seine Zuschauer mit auf eine Reise durch ein Land, in dem Hunderttausende für die Energierevolution kämpfen. Voll Leidenschaft und Hoffnung, Rückschläge einsteckend und Erfolge feiernd. Doch „Power to Change“ blickt weiter: In der Ukraine macht der Film erfahrbar, warum Menschen sich mit allem, was ihnen geblieben ist, für ein demokratisches Energiesystem einsetzen. „Power to Change“ zeigt den Aufbruch in eine Zukunft, die ohne fossile und atomare Energieträger auskommt – ganz nah an den Akteuren: berührend, bewegend, überraschend und informativ. Untermalt mit großer Filmmusik und in aufwändig gedrehten Bildern in Cinemascope vermittelt der Film den Zuschauern die Botschaft: Lasst uns gemeinsam kämpfen – für eine nachhaltige und gerechte Welt!

Nach „Die 4. Revolution“ präsentiert Carl-A. Fechner mit seinem neuen Kinofilm „Power to Change – Die EnergieRebellion“ die Vision einer demokratischen, nachhaltigen und bezahlbaren Energieversorgung – mit 100% erneuerbaren Energien. „Power to Change“ ist ein eindrucksvolles Plädoyer für eine rasche Umsetzung der Energierevolution. Der Film erzählt mitreißende Geschichten von den Kämpfern, Tüftlern und Menschen wie du und ich, von innovativen und überraschenden Technologien – und einer Reise in ein Land, das exemplarisch zeigt, wie die Abhängigkeit von fossilen Energien Kriege auslösen kann: der Ukraine. Für seinen Film konnte der Regisseur prominente Fürsprecher wie Hans-Josef Fell (Mitautor des Erneuerbare-Energien-Gesetzes), die Wissenschaftlerin Prof. Dr. Claudia Kemfert und MdB Dr. Julia Verlinden (energiepolitische Sprecherin der Grünen) gewinnen. Große Filmmusik, cineastische Aufnahmen und überraschende Fakten lassen die Zuschauer erleben, warum die rasche Umstellung der Weltenergieversorgung auf 100% dezentral erzeugte Energien aus erneuerbaren Quellen entscheidend für das Überleben der Menschheit ist und uns alle betrifft – kurzweilig, spannend und visuell überwältigend. Nach diesem Film werden Sie die Energiewende mit anderen Augen sehen!

Deutschland 2015
Dokumentation
Regie, Buch: Carl-A. Fechner
90 Minuten


Derzeit

10 Milliarden - Wie werden wir alle satt?

Dem engagierten Foodfighter Valentin Thurn gelingt die komplexe Herausforderung einer globalen Ernährungssicherung eingängig nahe zu bringen. Ein faktenreiches ökologisches Roadmovie ohne pädagogischen Zeigefinger. Eine unbedingt empfehlenswerte Dokumentation!

Nachtmarkt, Thailand: Ein buntes Gewirr von Menschen zwischen dampfenden Garküchen und Saftständen mit aufgetürmten Passionsfrüchten. Der Duft von Räucherstäbchen und Zitronengras steigt in die Luft. Aber auch andere „Leckerbissen“ werden feilgeboten: Frittierte Insekten. Beherzt greift Valentin Thurn zu und schiebt sich eine gebratene Heuschrecke in den Mund. Schließlich gelten Insekten bereits als neue Proteinquelle. Mit seinem originellen Einstieg in das Problem des globalen Hungers macht der engagierte Filmemacher bereits klar, dass den Zuschauer kein langatmiger Lehrfilm erwartet. Unaufdringlich fungiert der Journalist bei seinem faktenorientierten ökologischen Roadmovie als wissensdurstiger Reiseleiter und sortiert seine Bilder. Seine Protagonisten setzt er ausführlich in Szene. So wie die Inderin Kusum Misra, die gegen die Abhängigkeit der dortigen Kleinbauern von den Saatgut-Konzernen kämpft.

Augenfällig demonstriert sie vor einem Reisfeld nach einer Überschwemmung die Anfälligkeit der hybriden Reissorten, die den Bauern von den Konzernen aufgedrängt werden. Das Hochleistungssaatgut versagt. Gemeinsam mit den Bauern baute sie eine Saatgutbank mit fast 1000 Reissorten auf. Doch den Konzernen ist das ein Dorn im Auge. Denn wer braucht dann noch ihre Düngemittel und Pestizide? Dass jedoch auch unsere Düngemittel endlich sind, zeigt Thurns nächste Station bei der deutschen Kali + Salz AG, einem der größten Düngemittelhersteller der Welt. „In 40 bis 50 Jahren sind unsere Kalivorräte aufgebraucht“, weiß der dortige Forschungsleiter. Der Foodfighter Thurn zeigt Lösungsansätze rund um den Globus auf, angefangen von der japanischen Pflanzenfabrik Spread Inc. bis hin zum kanadischen Unternehmen AquaBounty, das auf genetisch veränderten Lachs setzt. Und immer wieder erweist sich dabei, dass keiner das Problem wirklich im Griff hat. Besonders fatal: Der Handel mit den Agrarrohstoffen an der Börse. Am Ende stehen als Perspektive eher regionale, vom Weltmarkt abgekoppelte Initiativen wie ein Stadtgartenprojekt in England oder lokale Netzwerke, wie sie der Brite Rob Hopkins mit seinem „Transition Town Network“ aufbaute. Und noch etwas gibt der Ideenstifter seinen Zuschauern mit auf den Weg: „Wenn alle so viel Fleisch essen wollten wie wir, bräuchten wir vier Planeten.“

Dokumentarfilm
Deutschland 2015
Regie: Valentin Thurn
107 Minuten
ohne Altersbeschränkung


Derzeit

Rico, Oskar und der Diebstahlstein

Der hochbegabte Oskar und der etwas weniger begabte, dafür auf intuitiver Ebene umso stärker Rico leben inzwischen gemeinsam im idyllischen Mietshaus in der Dieffe 93, wo sie gleich zu Beginn mit einem tragischen Todesfall konfrontiert werden. Der kauzige Fitzke stirbt an seinem schwachen Herzen und ausgerechnet Rico erbt dessen kuriose Steinsammlung. Als jedoch kurz darauf der wertvolle Kalbstein gestohlen wird, packt die beiden Jungs einmal mehr das Detektiv-Gen, das sie dieses Mal bis an die Ostsee führt.

Der dritte und letzte Teil der Kinderfilmtrilogie nach den Büchern von Andreas Steinhöfel vereint noch einmal alle Stärken, die diese originellen Abenteuer bisher ausgemacht haben: clevere, tiefsinnige Dialoge, ein schräger, herrlich unkonventioneller Humor und geschickt eingestreute Kurzauftritte erwachsener Schauspielgrößen wie Heike Makatsch, Henry Hübchen oder Detlev Buck. Und über allem thront das erfrischend unbekümmerte Spiel von Anton Petzold und Juri Winkler, die den beiden Romanhelden ein Gesicht geschenkt haben.

Deutschland 2016
Regie: Neele Leana Vollmar
Darsteller: Anton Petzold, Juri Winkler, Karoline Herfurth
94 Minuten
ohne Altersbeschränkung


Derzeit

Elser

8. November 1938: Im Münchener Bürgerbräukeller hält Adolf Hitler eine Rede. 13 Minuten, nachdem er das Lokal verlassen hat, explodiert eine Bombe und reißt acht Menschen in den Tod. Schon während Hitlers Rede wird am Grenzübergang zur Schweiz der deutsche Kunstschreiner Georg Elser (Christian Friedel) festgenommen, weil er sich merkwürdig verhält und verdächtige Gegenstände mit sich führt. Bald ist klar, dass es sich um den Attentäter handelt. Er hatte die Bombe schon am 6. November versteckt. Beim Verhör setzen Kripo-Chef Arthur Nebe (Burghart Klaußner) und Gestapo-Leiter Heinrich Müller (Johann von Bülow) teilweise Folter ein. Trotzdem beharrt Elser auf seiner Darstellung, allein und ohne Hintermänner gehandelt zu haben.

Wer war Georg Elser? Immer noch ist in der Öffentlichkeit zu wenig bekannt über den Mann, der die Weltgeschichte entscheidend hätte ändern können. Der Grund dafür liegt wohl in diesem Konjunktiv – für die Mythenbildung zählt die Tat, nicht das Vorhaben. Außerdem wirkt noch immer das Bild von Georg Elser als Eigenbrötler und Querulanten nach, das auf die Gestapo-Propaganda zurückgeht. So konnte der Schwabe nie die romantische Aura eines stolzen Widerstandskämpfers entwickeln wie etwa Sophie Scholl. Insofern ist es tatsächlich angebracht, dieses Bild durch einen großen Kinofilm zu korrigieren und Georg Elsers Tat zurück ins Bewusstsein zu bringen. „Elser“ tut das mit ausgedehnten Rückblenden, die sein Leben bis zur Tat schildern. Bei ihrer Recherche fanden Drehbuchautor Fred Breinersdorfer und seine Tochter und Ko-Autorin Léonie-Claire heraus, das Elser ein lebenslustiger Mann war, der Musik machte und einen Schlag bei Frauen hatte. Großartig gelungen sind die Verhörszenen. Der Film erspart dem Zuschauer keine Details, er zeigt, was es bedeutet, unter der Folter zu leiden. Er zeichnet die nackte Angst nach, die man empfinden muss, wenn man in die Hände eines mitleidlosen, fanatischen Regimes gefallen ist. Sehr gut gezeichnet ist die Figur des Arthur Nebe, der von Elsers Überzeugung und Geradlinigkeit nachhaltig verunsichert wird. Nebe kann einfach nicht fassen, wie jemand an der Allmacht des Führers zweifeln kann. So ist „Elser“ ein Stück konventionelles Kino, das trotz einiger Schwächen zeigt, wie wichtig Zivilcourage ist. Dabei verschweigt der Film aber nicht, wie viel Mut dafür erforderlich ist – und wie hoch der Preis, den Elser dafür zahlt.

Deutschland 2015
Regie: Oliver Hirschbiegel
Darsteller: Christian Friedel, Katharina Schüttler, Burghart Klaußner
114 Minuten
ab 12 Jahren


Derzeit

Selma

Martin Luther King und seine Berater organisieren 1965 einen Protestmarsch von Selma, Alabama in die Staatshauptstaat Montgomery, um das Wahlrecht für Schwarze zur Realität zu machen. Bei ihrem ersten Versuch kommen sie nicht weiter als über die Stadtbrücke, bevor sie von gewalttätigen Bundespolizisten brutal zusammengeknüppelt werden. Doch die Medien sind präsent und die beschämenden Bilder gehen um die Welt. Bevor MLK und seine Bürgerrechtsbewegung an ihr Ziel gelangen, müssen sie sich erst noch diversen Komplikationen stellen.

Filmemacherin Ava DuVernay nimmt ein entrüstendes Kapitel der amerikanischen Geschichte als Hintergrund, um ein intimes Charakterporträt zu zeichnen. Ähnlich Spielbergs Biopic "Lincoln" weist es wortgewaltige Reden und aufwühlende Emotionen auf. Als darstellerische Offenbarung zeigt sich Hauptdarsteller David Oyelowo, der sowohl das elektrisierende Charisma als auch die nagenden Selbstzweifel der facettenreichen Figur vermittelt. Der Film gewann einen Oscar in der Kategorie "Bester Song".

Großbritannien, USA 2014
Regie: Ava DuVernay
Darsteller: David Oyelowo, Tom Wilkinson, Tim Roth
124 Minuten
ab 6 Jahren

Trailer SELMA

Derzeit

Monsieur Claude und seine Töchter

Claude und Marie sind ein sehr, sehr gut situiertes Ehepaar mit einer ziemlich prächtigen Villa an der Loire und vier ebenfalls prächtigen Töchtern. Ihr Leben könnte absolut perfekt sein, wenn – ja, wenn die Töchter sich bei der Auswahl ihrer Ehemänner an den eisenharten Grundsätzen ihrer Eltern orientieren würden. Ein guter Ehemann ist in Claudes und Maries Augen ein Franzose und katholisch. Aber die Töchter haben ihren eigenen Willen, und nacheinander heiraten drei von ihnen einen Muslim, einen Juden und einen Chinesen. Jede Hochzeit bringt das Weltbild der Eltern aufs Neue ins Wanken. Nun ruhen alle Hoffnungen des geplagten Paars auf der jüngsten Tochter, die ihnen eine katholische Hochzeit in Aussicht gestellt hat. Marie und Claude freuen sich auf das erste Treffen mit ihrem neuen Schwiegersohn Charles und sind wie vom Donner gerührt, als sie sehen, dass der Verlobte ihrer Tochter schwarz ist. Damit droht eine Familienkatastrophe von globalen Ausmaßen…

Lustvoll lässt Philippe de Chauveron seine Charaktere aufeinanderprallen, angeführt von dem nationalistisch angehauchten Claude – er ist das weltweit ebenso erprobte wie überholte Modell des klassischen Familienvaters, ein Bourgeois erster Güte, bekennender Gaullist und bis zum Kragenknopf prall gefüllt mit rückständigem Gedankengut. Dieses Musterbeispiel eines Betonkopfes wird gespielt von Christian Clavier, der auf den Putz haut, dass es nur so kracht, und dennoch nicht der Versuchung erliegt, in der Klamotte zu landen. Um das Vergnügen noch zu vergrößern: Auch die Schwiegersöhne sind sich untereinander nicht grün und können mit ihrem Schwiegerpapa prima mithalten, was Vorurteile gegeneinander betrifft und die Kreativität, mit der sie Spitznamen füreinander finden. Der „Clash of Cultures“ – ein Zusammenprall von Kulturen – ist nicht ohne Grund immer häufiger ein Thema im Kino. Doch selten war er so lustvoll und provokant, so boshaft und doch gleichzeitig so liebenswürdig wie hier. Die Geschichte funktioniert perfekt, der Humor – so fies und bissig er gelegentlich sein mag – bleibt doch immer liebenswert, weil vieles übers Wiedererkennen läuft und über das Eingeständnis der eigenen Schwächen. Unsere Welt wandelt sich, vieles ist anders als vor 10 oder 20 oder 50 Jahren – jetzt müssen sich nur noch die Menschen ändern. Der schönste Weg dorthin könnte über ein weltumspannendes Gelächter führen.

Frankreich 2014
Regie: Philippe de Chauveron
Darsteller: Christian Clavier, Chantal Lauby, Ary Abittan
Länge: 97 Minuten
Ohne Altersbeschränkung


Derzeit

Die Welle

Deutschland. Heute. Der Gymnasiallehrer Rainer Wenger (Jürgen Vogel) startet während einer Projektwoche zum Thema "Staatsformen" einen Versuch, um den Schülern die Entstehung einer Diktatur greifbar zu machen. Ein pädagogisches Experiment mit verheerenden Folgen. Was zunächst harmlos mit Begriffen wie Disziplin und Gemeinschaft beginnt, entwickelt sich binnen weniger Tage zu einer richtigen Bewegung. Der Name: DIE WELLE. Bereits am dritten Tag beginnen die Schüler, Andersdenkende auszuschließen und zu drangsalieren. Als die Situation bei einem Wasserballturnier schließlich eskaliert, beschließt der Lehrer, das Experiment abzubrechen. Zu spät. DIE WELLE ist längst außer Kontrolle geraten....

Land/Jahr: Deutschland 2008
Regie: Dennis Gansel
Darsteller: Jürgen Vogel, Max Riemelt, Jennifer Ulrich
110 Minuten
Kinostart: 13. März 2008


Derzeit

Rico, Oskar & die Tieferschatten

Rico, selbsterklärtes tiefbegabtes Kind, trifft beim Sammeln von Fundstücken vor seinem Haus in der Dieffenbach Straße in Berlin den kleinen Oskar. Der hochbegabte Junge, der zur Sicherheit immer einen Helm trägt, wird bald zum neuen Freund von Rico. Dessen Mutter muss zu ihrem schwerkranken Bruder fahren und Rico schweren Herzens alleine lassen. Er ist gar nicht so traurig darüber und freut sich auf das vereinbarte Treffen mit Oskar. Doch der taucht nicht auf. Er ist zum jüngsten Opfer des Schnäppchen-Entführers geworden. Rico will ihn retten.

Sympathische und amüsante Adaption des gleichnamigen Kinderbuches, in der Neele Leana Vollmar wie in "Friedliche Zeiten" ihr Einfühlungsvermögen für kindliche Welten demonstriert. Alltag samt erfrischenden Umgang mit "tief- und hochbegabten Kindern" trifft auf großes Abenteuer, gewitzte Dialoge auf Situationskomik ohne ernste Momente zu übergehen. Auch für Erwachsene ein Spaß sind die Performances von Milan Peschel und Axel Prahl als schräge Hausbewohner. Karoline Herfurth als Ricos Mutter schließt der Zuschauer ebenso ins Herz wie die Jungs Anton Petzold und Juri Winkler.

Deutschland 2014
Regie Neele Leana Vollmar
Darsteller Anton Petzold, Juri Winkler, Karoline Herfurth
96 Minuten
o.A.


Derzeit

Zeit der Kannibalen

Drei skrupellose Unternehmensberater, zwei Männer und eine Frau, jetten um den Globus, machen in der so genannten Dritten Welt ihre obskuren Geschäfte. Wie Zombies streifen sie durch klimatisierte Suiten, Lounges und Konferenzräume in den immer gleichen Hotelketten. Als sie erfahren, dass ein Konkurrent in den Firmenolymp aufgestiegen ist, liegen die Nerven blank, wachsen die Neurosen, beginnt die "Zeit der Kannibalen". Während sie noch eifrig eine Strategie für die Zukunft entwickeln, gibt es diese schon gar nicht mehr.

Nach dem brillanten Drehbuch von Stefan Weigl begegnet Johannes Naber dem absurden Zustand und der Jagd nach Profit mit einem absurden Kammerspiel über die Innenwelten von globalen Strippenziehern, in ihrer Verantwortungslosigkeit bestens dargestellt von Devid Striesow, Sebastian Blomberg und Katharina Schüttler. Wenn die Wirklichkeit auf eine surreale Realität trifft, fallen die Masken. So falsch wie das Leben der Figuren ist auch die stilisierte Außenwelt, die aus Pappkartons, Bühnennebel und Lichtvarianten besteht.

Deutschland 2014
Regie: Johannes Naber
Darsteller: Devid Striesow, Sebastian Blomberg, Katharina Schüttler
97 Minuten
ab 12 Jahren


Derzeit

Das Mädchen Wadjda

Wajda wächst in einer Vorstadt von Riad auf. Sie träumt davon, sich mit dem Nachbarjungen ein Wettrennen auf dem eigenen Fahrrad zu liefern. Zum einen fehlt das Geld, zum anderen dürfen Mädchen eigentlich nicht in der Öffentlichkeit Rad fahren. Aber die Elfjährige gibt nicht auf. Mit verbotenen Geschäften an ihrer Schule verdient sie ein wenig Geld und meldet sich sogar für den Koran-Rezitationswettbewerb an, wo eine hohe Preissumme lockt. Sie gewinnt, doch ihre Ankündigung bei der Prämierung, sich ein Rad kaufen zu wollen, stößt auf Entsetzen, die Rials landen in einen Solidaritätsfonds für Palästina.

Mit einem gefühlvollen Drama um ein hartnäckiges Mädchen gibt die saudische Regisseurin und Drehbuchautorin Haifaa Al Mansour ihr Debüt, ein äußerst ungewöhnliches Debüt - stammt es doch aus einem Land, in dem Kinos verboten sind. Ohne das System von Frauenunterdrückung explizit anzuprangern oder Männer als Stereotypen lächerlich zu machen oder als die Bösen zu verteufeln, schildert Al Mansour den saudischen Alltag aus der Perspektive einer Schülerin.

Deutschland, Saudi-Arabien 2012
Regie Haifaa Al Mansour
Darsteller Reem Abdullah, Waad Mohammed, Abdullrahman Al Gohani
97 Minuten
FSK o.A.


Derzeit

Who Am I - Kein System ist sicher

Benjamin ist ein begnadeter Computerhacker, aber er fühlt sich unsichtbar, weil er einfach von niemandem wahrgenommen wird. Das ändert sich, als er den charismatischen Max kennenlernt, der Benjamin in seine Hackergruppe CLAY aufnimmt. Gemeinsam landen die insgesamt vier Jungs von CLAY eine gelungene Spaßaktion nach der anderen. Als ihre Ziele größer und ihre Aktionen politischer werden, wird das BKA auf sie aufmerksam und Benjamin in Windeseile zum bekanntesten Hacker der Welt. Die Sache hat einen Haken.

Einen Großstadtthriller wie diesen hat das deutsche Kino noch nicht gesehen: Ebenso hochkarätig wie charismatisch besetzt mit Tom Schilling und Elyas M'Barek in den Hauptrollen, gelingt Regisseur Baran Bo Odar in der Produktion von Wiedemann & Berg ein Spannungsszenario von internationalem Anstrich, das sich an Klassikern wie "Die üblichen Verdächtigen" oder "Fight Club" orientiert und das Publikum mit cleveren Tricks immer wieder aufs Glatteis führt, während die Handlung mit der Präzision eines Uhrwerks abgespult wird.

Deutschland 2014
Regie Baran bo Odar
Darsteller Tom Schilling, Elyas M'Barek, Hannah Herzsprung
106 Minuten
ab 12 Jahren


Derzeit

Bottled life - Nestlés Geschäfte mit dem Wasser

Der mächtigste Lebensmittelkonzern Nestlé wird gefährlich: Er hat entdeckt, wie man aus der natürlichsten Ressource unserer Erde, dem Wasser, bares Geld machen und gleichzeitig die Menschheit in ein Abhängigkeitsverhältnis bringen kann. Nestlé macht ein Milliardengeschäft mit Trinkwasser. Aus einer Ladung gewonnenen Wassers, die den Konzern 10 Dollar kostet, werden satte 50.000 Dollar Gewinn erzielt. Die Dokumentation blickt hinter die glatte Fassade des Unternehmens, das weltweit rund 70 Wassermarken vertreibt, und deckt seine geschickte Marketingstrategie auf.

Nicht umsonst hat der Film des Zürcher TV-Journalisten Res Gehriger und des Berner Filmregisseurs Urs Schnell den angesehenen Herbert-Quandt-Medienpreis für Wirtschaftsjournalismus erhalten. Er zeigt investigativ und differenziert, welche Konflikte hinter dem Wasserhandel stecken und welche Macht Nestlé ausübt, indem sich der Konzern weltweit unaufhaltsam Rechte an natürlichen Wasservorkommen sichert. Dass das Management des Unternehmens jegliche Aussage zu dem Thema verweigert, spricht dabei für sich. Aufrüttelnd und sehenswert.

Die Diskussion über das Milliardengeschäft mit dem Flaschenwasser ist bereits voll entbrannt. Mehr als 1,2 Millionen deutsche Bürger unterstützen mit ihrer Unterschrift die europaweite Protestaktion Right2Water gegen die EU-Gesetzespläne zur Liberalisierung der Wasserwirtschaft. Zeitgleich zum Kinostart werden diese Unterschriften in einer öffentlichen Aktion dem Bundesverwaltungsamt in Köln übergeben. Noch bis zum 9. September können Sie an der Protestaktion Right2Water teilnehmen.

Dokumentarfilm
Schweiz, Deutschland, 2011
Regie: Urs Schnell
Darsteller: Peter Brabeck, Res Gehriger, Ruquya Abdi Ahmed
Länge: 90 Minuten
FSK: ohne Altersbeschränkung

Webseite zum Film

Derzeit

Im Weltraum gibt es keine Gefühle

Der 18-jährige Simon leidet unter Asperger, eine Art Autismus mit Merkmalen wie akribische Planung von Abläufen, Fixierung auf Kreise, den immer gleichen Mahlzeiten und Kleidung für jeden einzelnen Tag. Als er sich mit den Eltern überwirft, zieht er zu seinem älteren Bruder Sam, dessen Freundin bald genervt auszieht. Kurz entschlossen sucht er für den Verlassenen eine neue Partnerin und trifft auf eine unberechenbare und spontane Frau, die in keines seiner mathematischen Muster passt. Mit einem märchenhaften Trick versucht er die beiden zu verkuppeln.

In der Tradition von "Rain Man" nimmt der erst 25-jährige Andreas Öhman, dessen zärtliches Filmdebüt für Schweden ins Oscar-Rennen ging, seinen Protagonisten ernst und inszeniert die seltsamen Verhaltensweisen mit Ideenreichtum und leiser Poesie. Der warmherzige Blick auf den Protagonisten ohne lästiges Psychologisieren ist von trockenem, nordischem Humor und erinnert in seiner manchmal anarchischen Situationskomik an Landmann Roy Andersson. Bill Skarsgard (Filius des renommierten Schauspielers Stellan Skarsgard) überzeugt in seiner emotionalen Unbedarftheit.

Schweden 2010
Regie Andreas Öhman
Darsteller Bill Skarsgård, Martin Wallström, Cecilia Forss
86 Minuten
ab 6 Jahre


Derzeit

Citizenfour

Edward Snowden enthüllte im Sommer 2013 die verfassungswidrige globale Überwachung durch NSA und CIA. Manche amerikanische Sicherheitspolitiker möchten ihn deshalb hängen sehen (Mike Rogers) oder auf eine Todesliste setzen (Ex-CIA-Direktor James Woolsey), US-Präsident Obama lehnte eine Begnadigung ab, Bürgerrechtsaktivisten hingegen sehen ihn als besseren Kandidaten für den Friedensnobelpreis. - Dokumentarfilmerin Laura Poitras (OSCAR 2015) war an der Aufdeckung des globalen Überwachungsskandals von Anfang an beteiligt.

anschließend: WATCHING YOU.
Die Podiumsdiskussion versucht, Hintergründe der globalen Überwachung zu beleuchten. Es nehmen teil: PD Dr. iur. Oliver Raabe, Direktor am Forschungszentrum Informatik (FZI), Prof. Dr. Caroline Robertson-von Trotha, Direktorin des ZAK, sowie Jan Linders, Chefdramaturg und stellv. Generalintendant am Badischen Staatstheater Karlsruhe. Die Moderation führt Dirk Fox, Geschäftsführender Vorstand des Cyberforum e.V., Geschäftsführer der Secorvo Security Consulting GmbH und Initiator der Karlsruher IT-Sicherheitsinitiative (KA-IT-Si). Das Publikum hat Gelegenheit, Fragen zu stellen und zur Diskussion beizutragen. Zum Abschluss lädt die KA-IT-Si im Foyer zum Stehempfang ein.

Dokumentarfilm, Deutschland, USA 2014
Regie: Laura Poitras
mit Edward Snowden, Jacob Appelbaum, Julian Assange
114 Minuten
ab 12 Jahren

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Derzeit

Tomorrow - Die Welt ist voller Lösungen

Mélanie Laurent (bekannt als Résistance-Kinobetreiberin Shosanna in Tarantinos “Inglourious Basterds“), und der Umweltaktivist und Schriftsteller Cyril Dion („Kleines Handbuch zum zeitgemäßen Widerstand: Strategien, die Welt zu verändern“, 2019) stellen zukunftsträchtige Projekte in zehn Ländern vor, in den Bereichen Agrarökologie, Energiewende, vernetzte lokale Wirtschaft, direkte Demokratie, Bildung.

Gast: Dr. Eva Nöthen (Univ. Frankfurt a.M., Inst. f. Humangeographie / Scientists for Future)

Dokumentarfilm
Frankreich 2015
Regie: Cyril Dion, Mélanie Laurent
118 Minuten

Trailer TOMORROW

Derzeit

12 Years a Slave

Saratoga/New York, Mitte des 19. Jahrhunderts. Der Afro-Amerikaner Solomon Northup lebt ein einfaches aber glückliches Leben als freier Mann. Als zwei Fremde den virtuosen Geigenspieler für einen Auftritt engagieren und danach noch auf einen Drink einladen, schöpft Solomon keinerlei Verdacht. Umso größer ist sein Entsetzen, als er sich am nächsten Morgen in Ketten gelegt auf einem Sklavenschiff Richtung Louisiana wiederfindet! Jeder Hinweis auf seine verbrieften Freiheitsrechte verhallt ungehört: Solomon wird verkauft und muss unter schlimmsten Bedingungen Fronarbeit leisten. Zwölf lange Jahre sucht er nach einem Weg, sich aus der Gefangenschaft zu befreien und dabei zu überleben... Wird er seine geliebte Familie jemals wiedersehen?

Nach seinen gefeierten und preisgekrönten Filmen „Shame“ und „Hunger“ verfilmte Ausnahmeregisseur Steve McQueen nun eine unglaubliche, aber wahre und emotional mitreißende Geschichte über den erbitterten Kampf eines Mannes um seine Freiheit. Neben dem brillanten Hauptdarsteller Chiwetel Ejiofor, der bereits als Entdeckung gilt, agieren Hollywood-Liebling Brad Pitt und der nicht minder umschwärmte Michael Fassbender.

USA 2013
Regie: Steve McQueen
Darsteller: Chiwetel Ejiofor, Michael Fassbender, Benedict Cumberbatch
Länge: 133 Minuten


Derzeit

Mandela - Der lange Weg zur Freiheit

1993 wurde er mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet, von 1994 bis 1999 war er der erste schwarze Präsident Südafrikas: Nelson Mandela. Nach einer Kindheit im ruralen Hinterland, macht er sich in den 1940er Jahren in Johannesburg als Frauenheld und Rechtsanwalt einen Namen. Seine erste Frau Evelyn verlässt ihn bald, in seiner zweiten, Winnie, findet er eine Weg- und Kampfgefährtin. Nach längerem Zögern schließt sich dem zunächst gewaltlosen African National Congress (ANC) an, bald darauf geht er in den Untergrund und landet schließlich für 27 Jahre hinter Gittern.

Über 50 Jahre spannt sich der Erzählbogen dieses Biopics über den charismatischen Freiheitskämpfer, das Justin Chadwick nach der gleichnamigen Autobiographie Mandelas inszeniert hat. Gradlinig zeichnet er den Weg seines Helden nach, wohl komponiert sind die farbsatten Bilder, durch Authentizität besticht das Produktionsdesign. Ein wenig zu plakativ gewählt sind die Songs, die die emotionalen Szenen unterstreichen, eine Klasse für sich ist Idris Elba, der es in Sprache, Mimik und Gestik versteht, den "Tata" (Vater) Südafrikas auf der Leinwand zum Leben zu erwecken.

USA 2013
Regie: Justin Chadwick
Darsteller: Idris Elba, Naomie Harris, Robert Hobbs
Länge:


Derzeit

Das weiße Band

Nach der Auszeichnung mit der Goldenen Palme geht Michael Hanekes neuer Film dieses Jahr auch als deutscher Kandidat ins Rennen um den Oscar.

Verstörendes Psychogramm einer norddeutschen Gemeinde kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs, in der sich vermeintliche Unfälle als rituelle Bestrafungen offenbaren.

Der Erste Weltkrieg liegt bereits in der Luft. In einem scheinbar ganz normalen Dorf in Norddeutschland gehen die Dinge ihren normalen Gang. Der Dorflehrer leitet auch den Schul- und Kirchenchor, der sich aus den Kindern und Jugendlichen des Ortes zusammensetzt. Sie bilden einen Querschnitt der dortigen Gesellschaft, sind die Kinder von Gutsherren, Hebammen, Ärzten und Bauern. Dann beginnen Unfälle, die sich zunächst niemand so recht erklären kann. Je mehr davon passieren, desto stärker kristallisiert sich heraus, dass eine Methode dahinter zu stecken scheint: Die vermeintlichen Unfälle scheinen Bestrafungen zu sein.

Michael Haneke, seit knapp 20 Jahren einer der führenden Vertreter des europäischen Kinos, hat erstmals einen explizit deutschen Stoff verfilmt - komplett in Deutschland, mit deutschen Schauspielern und mit X-Filme als federführenden Produzenten. Und doch ist es wieder ein Stoff mit allgemeingültiger Aussage, dem, wie zuletzt bei "Caché", ein nicht so leicht zu deutendes, verstörendes Geheimnis zu Grunde liegt, das einen Blick hinter die Fassade des vermeintlich harmonischen Bürgertums gestattet und sich mit der Keimzelle des Faschismus in der Gesellschaft befasst.

Deutschland / Österreich / Frankreich / Italien 2009
Regie und Buch: Michael Haneke
Darsteller: Christian Friedel, Ulrich Tukur, Burghart Klaußner, Josef Bierbichler, Rainer Bock, Leonie Benesch, Susanne Lothar, Detlev Buck.
Länge: 145 Minuten
Format: 1:1.85; Schwarzweiß

Interview mit Michael Haneke auf Faz.Net
Besprechung auf Süddeutsche.de
Besprechung auf Spiegel.de
Besprechung auf Schnitt.de
Besprechung auf Zeit.de

Derzeit

Alphabet

Schneller, höher, weiter. Schon im Kindergarten werden wir auf den knallharten Konkurrenzkampf, der uns draußen in der Welt erwartet, gedrillt. In der Schule und während des Studiums geht es immer nur darum, der oder die Beste zu sein. In China haben Schüler gar nicht erst Zeit, sich um persönliche Interessen zu kümmern. Der straff organisierte Lehrplan lässt es gar nicht zu. Auch in der westlichen Welt geraten Schüler zunehmend unter die Räder der Ausbildung, wie es eine Schülerin in einem Aufsatz schildert. Der geht so an die Substanz, dass er es sogar in die “Zeit” geschafft hat.

Dokumentarfilmer Erwin Wagenhofer stellt sich die Frage, ob das Bildungssystem auf unserem Planeten aus dem Ruder läuft. Anhand einiger faszinierender Persönlichkeiten zeigt er, dass es auch ganz anders geht. Beispielsweise einen Gitarrenbauer, der nie zur Schule ging, aber trotzdem mehrere Sprachen beherrscht, sein Handwerk über alles liebt und auch sonst in der Gesellschaft hervorragend zurecht kommt. Oder einen am Down-Syndrom leidenden Studenten, der nach Absolvierung seines Hochschulabschlusses ein Psychologie-Studium beginnt. Beides Menschen, denen man eigentlich keine Chancen auf ein menschenwürdiges Leben gegeben hätte. In seinem Film lässt der Regisseur einen Hirnforscher, einen Personalchef sowie etliche Pädagogen zu Wort kommen, die allesamt zu der Erkenntnis gekommen sind, dass das momentan praktizierte Bildungssystem im Grunde genommen ein Lernverhinderungssystem darstellt. In einem Kommentar aus dem Off bringt es der international anerkannte Bildungsexperte Sir Ken Robinson mit einfachen Worten und präzisen Beispielen auf den Punkt: wir müssen wegkommen von reinen Lernmaschinen, um unsere ganze Kreativität entfalten zu können. Jeder trägt das Potenzial dazu in sich. „Alphabet“ rüttelt auf und lädt zum Nachdenken ein.

Land/Jahr: Österreich/Deutschland 2013
Regie: Erwin Wagenhofer
Assistenz: Sabine Kriechbaum
Laufzeit: 113 Minuten
FSK: ohne Altersbeschränkung (ohne Altersbeschränkung)


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Der Butler

Als Junge hat Cecil Gaines auf den Baumwollplantagen im amerikanischen Süden Rassismus und die brutale Gewalt der Weißen erlebt. Als Butler steht er seit 1952 in den Diensten des Weißen Hauses und beobachtet beunruhigt, wie sich das Land mit der aufkommenden Bürgerrechtsbewegung explosiv erhitzt, wie verschiedene Präsidenten auf die Veränderungen und Herausforderungen reagieren und wie seine Familie durch den Konflikt mit dem ältesten Sohn, der im Unterschied zum Vater den Weg der Konfrontation sucht, gespalten wird.

In seinem neuen Film versucht Lee Daniels ("Precious - Das Leben ist kostbar") mit plakativen Mitteln, ein großes Publikum für ein schwieriges Thema zu gewinnen. Offensichtlich trotz zahlreicher Klischees äußerst erfolgreich, wie das Abschneiden an den US-Kinokassen zeigt, wo sich dieser von Forest Whitaker getragene Streifzug durch mehrere leidvoll-turbulente Jahrzehnte afro-amerikanischer Vergangenheit dank sentimentaler Fokussierung auf eine Familiengeschichte als Überraschungshit dieses Kinosommers erwies.

USA 2013
Regie: Lee Daniels
Darsteller: Forest Whitaker, Oprah Winfrey, David Oyelowo
Länge: 130 Minuten


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Taste the Waste

Erschreckende Dokumentation über die Massen an Lebensmitteln, die moderne Überflussgesellschaften verschwenden, und deren weitreichende Folgen für Umwelt und Weltklima. Real-Horror, den jeder Verbraucher sehen müsste.

Es sind erschreckende, abstoßende Bilder und Fakten, die Valentin Thurn in seiner Dokumentation „Taste the Waste“ zusammenträgt. Bilder, die jedem Horrorfilm Ehre machen würden, mit dem Unterschied, dass es hier nicht um Fiktion geht, sondern um die traurige, tägliche Realität der modernen Überflussgesellschaften. Speziell die Verschwendung von Lebensmitteln zeigt Thurn auf. Da sieht man Supermärkte, die erst in ein, zwei Tagen ablaufende Lebensmittel palettenweise aus dem Regal nehmen, Bauern, die Kartoffeln aussortieren, weil sie zu groß, klein oder einfach nicht schön geformt sind, Großbäcker, die Kiloweise Brot vernichten, weil Supermärkte und Verbraucher auch kurz vor Ladenschluss noch voll gefüllte Regale erwarten. Man könnte diese Liste endlos fortführen, die Verschwendung kennt keine Grenzen. Zum Glück belässt es Valentin Thurn nicht bei diesen reinen Negativbeispielen, sondern zeigt auch Wege auf, die Verschwendung einzudämmen. So zeigt er eine Großbäckerei, die ihren Brotabfall zu Brennstoff verarbeitet und damit die Öfen heizt. Denn die Konsequenzen der Verschwendung liegen nicht einfach nur in weggeworfenen Produkten. Um das ganze Ausmaß der Misswirtschaft zu verstehen, müssen auch die Kosten der Produktion und der Lebensmittelvernichtung berücksichtigt werden. Der Energieaufwand, das Wasser, aber auch die Abgase, die für die dann weggeworfenen Lebensmittel verbraucht werden, tragen enorm zum Treibhauseffekt bei, die Verschwendung schadet der Erde also doppelt.

Zu erwarten, dass die Verbraucher ihre über lange Jahre entwickelten Verhaltensweisen so schnell ändern, dürfte utopisch sein. Und so zeigt Thurn im zweiten Teil seines Films Versuche auf, die Verschwendung zumindest einzudämmen. Vor allem aber will dieser Film aufrütteln und ein Problem unserer industrialisierten Überflussgesellschaft aufzeigen. Er tut dies ohne anzuprangern, ohne polemisch zu werden. Das ist auch gar nicht nötig, die Perversion dieser Verschwendung ist auch so allzu offensichtlich, auch wenn sie in der breiten Öffentlichkeit kaum beachtet wird. Bleibt nur zu hoffen, dass dieser Film ein wenig zur fraglos schwierigen Veränderung beitragen kann.

Dokumentarfilm,
Deutschland 2011
Regie: Valentin Thurn
Laufzeit: 91 Minuten
FSK: ohne Altersbeschränkung (ohne Altersbeschränkung)

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Almanya - Willkommen in Deutschland

Heitere kultur- und generationenübergreifende Familiengeschichte, die lustvoll mit Klischees spielt und Türken und Deutschen den Spiegel vorhält.

Mitte der 1960er Jahre kamen Hüseyin Yilmaz und seine Familie aus der Türkei nach Deutschland. Inzwischen ist das fremde Land jedenfalls für die Kinder und Enkel zur Heimat geworden. Nachdem der Patriarch bei einem Essen seine Lieben mit der Nachricht überrascht, ein Haus in der Türkei gekauft zu haben, muss die Sippe mit zum Umbau in die Pampa fahren. Die Reise voller Streitereien und Versöhnung nimmt eine tragische Wendung.

Die fröhlich-herzliche Multi-Kulti-Komödie und das lockere Spiel mit bekannten Klischees beruht teilweise auf eigenen Erfahrungen der Schwestern Yasemin und Nesrin Samdereli, die in dieser Generationen übergreifenden Familiengeschichte sämtliche Vorurteile durch den Kakao ziehen. Während die erste Hälfte die Zuschauer zum Lachen bringt, dürfen in der zweiten die Tränen fließen.

Prädikat "Besonders wertvoll" (Auszug: ALMANYA ist Lachen gegen Stigmatisierung! Am Ende lesen wir das Max Frisch-Zitat: "Wir riefen Arbeitskräfte, es kamen Menschen.")

Deutschland 2010;
Regie: Yasemin Samdereli;
Darsteller: Vedat Erincin, Fahri Ogün;
101 Minunten
FSK: ab 6 Jahren

Almanya - Willkommen in Deutschland auf IMDb.com
Rezension auf Spiegel.de
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Kriegerin

Packendes Sozialdrama um eine junge Frau in einer rechtsradikalen Clique in der Provinz, die versucht, ihr Leben zu ändern.

Marisa ist Anfang 20, Neonazi und sie schlägt zu, wenn ihr jemand dumm kommt. Sie lebt in einer miefigen ostdeutschen Kleinstadt, hasst Ausländer, Politiker, den Kapitalismus, die Polizei und alle anderen, denen sie die Schuld dafür gibt, dass ihr Freund Sandro im Knast landet und ihre Welt aus den Fugen gerät. Und der Sommer hält noch mehr Ärger für sie parat: Die rebellische Svenja drängt in Marisas Clique, macht ihr den Platz streitig, und der afghanische Flüchtling Rasul sucht sich ausgerechnet ihren Badesee zum Schwimmen aus.

David Falko Wnendt sucht in seinem an der HFF "Konrad Wolf" entstandenen Diplomfilm nach den Wurzeln des modernen Rechtsextremismus. Aus weiblicher Perspektive erzählt er vom alltäglichen Rassismus, klärt mit fast dokumentarischem Duktus ohne erhobenen Zeigefinger auf, meidet Klischees, ermöglicht ein Verstehen, entschuldigt dabei aber die Taten seiner Figuren nicht. Seine schonungslose Milieustudie zeichnet sich durch genaue Beobachtung und das eindringliche Spiel seiner "Kriegerin" Alisha Levshin aus, die mit dem Förderpreis deutscher Film als beste Darstellerin ausgezeichnet wurde.

Deutschland 2011
Regie und Buch: David Wnendt
Darsteller: Alina Levshin, Jella Haase, Sayed Ahmad
Laufzeit: 106 Minuten
FSK: 12

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Ziemlich beste Freunde

Warmherzige Komödie um die Freundschaft zwischen einem Gelähmten und seinem neuen Pfleger, die aus verschiedenen sozialen Schichten stammen.

Der arbeitslose und frisch aus dem Knast entlassene Driss bewirbt sich pro forma als Pfleger beim querschnittsgelähmten reichen Erbe Philippe, um den Stempel für die Arbeitslosenunterstützung zu bekommen. Gegen jede Vernunft engagiert ihn der reiche Aristokrat, weil er spürt, dass dieser farbige Junge aus der Banlieue ihm nicht mit Mitleid begegnet. Statt mit dem Behindertenauto düsen die beiden bald mit dem Maserati durch Paris, rauchen Joints, laden schon mal zu einer Orgie ein. Beide respektieren sich und Philippe gewinnt neue Kraft, für das, was ihm vom Leben bleibt.

Kein kitschiges Behindertenmärchen, sondern eine Reflexion darüber, was es heißt, nicht mehr die Kontrolle über den Körper zu haben und von der Hilfe Anderer abhängig zu sein, sich gegen Mitleid wehren zu müssen. Von einer wahren Geschichte inspiriert, erzählt die Tragikomödie mit viel (Galgen)Humor, aber auch mit Ernsthaftigkeit und ohne Larmoyanz, Pathos oder einen falschen Ton von einer Freundschaft, die zwei Menschen das Überleben ermöglicht. Auch eine soziale Metapher auf das alten in Privilegien verhaftete Frankreich und das neue und vitale, das in Zukunft auf junge Einwanderer baut.

Frankreich 2011
Regie und Buch: Eric Toledano, Olivier Nakache
Darsteller: François Cluzet, Omar Sy, Anne Le Ny
Laufzeit: 112 Minuten
FSK: 6

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The King's Speech

Bewegendes und pointiertes Drama über King George VI, der sich an einen australischen Sprachtherapeuten wendet, um vor einer wichtigen Rede Herr über sein unkontrollierbares Stottern zu werden.

Prinz Albert, zweiter Sohn des souveränen Patriarchen King George V, hat eine entscheidende Behinderung: Er stottert. Reden sind für ihn regelmäßige Übungen in öffentlicher Erniedrigung. Auf Anraten seiner Frau Elizabeth sucht er den australischen Sprachtherapeuten Lionel Logue auf, dessen respektloser Ton nicht gut ankommt bei dem Royal. Als dessen Vater stirbt und sein leichtlebiger Bruder Edward VIII überraschend abdankt, wird Albert zu König George VI gekrönt - und wendet sich wieder an Lionel, um am Vorabend des Zweiten Weltkriegs das Volk in einer Rede stotterfrei auf den Kampf gegen Hitler einschwören zu können.

King George VI mag historisch nur von marginaler Bedeutung gewesen sein. Tom Hooper ("The Damned United") setzt dem Vater von Queen Elizabeth II dennoch ein unvergessliches filmisches Denkmal mit einem rauschenden Kostümfilm jenseits jeglicher Merchant-Ivory-Muffigkeit, in dessen Mittelpunkt die unwahrscheinliche Freundschaft des Königs zu einem verhinderten Shakespeare-Schauspieler aus Australien steht. Der Film ist pointiert und gewitzt geschrieben - und einfach unwiderstehlich, nicht zuletzt dank seiner beiden Hauptdarsteller Colin Firth und Geoffrey Rush, die jede Szene zum puren Filmgenuss machen.

Großbritannien, Australien 2010
Regie: Tom Hooper
Drehbuch: David Seidler
Darsteller: Colin Firth, Geoffrey Rush, Helena Bonham Carter, Guy Pearce, Timothy Spall, Derek Jacobi
Verleih: Senator
Laufzeit: 118 Minuten
FSK: ohne Altersbeschränkung

The King's Speech auf IMDb.com
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Speed - Auf der Suche nach der verlorenen Zeit

Weil er bei sich ein beginnendes Burn-Out-Symptom vermutet, beginnt Filmemacher Florian Opitz seine eigenen digitalen Gewohnheiten zu hinterfragen und sucht nach Alternativen. Audio-visuell ansprechend gestaltete Dokumentation zu einem wichtigen Thema unserer Zeit.

Wer kennt nicht das Problem: trotz neuester Technik wie Smartphones und Tablet-PCs scheint man noch weniger Zeit zu haben als ohne diese Spielzeuge. Ein Fakt, das den Dokumentarfilmer Florian Opitz dazu bewegt, hinaus in die Welt zu ziehen und die angeblich verlorene Zeit wieder zu finden. Erste Anlaufstationen dabei sind ein Zeitmanagement-Guru, ein Burn-Out-Therapeut und sogar ein Zeitforscher. Selbstkritisch hinterfragt Opitz sein eigenes “digitales” Verhalten. Leidet er etwa schon unter einem Burn-Out, weil er sich oft nicht mehr auf die Familie konzentrieren kann und ständig auf sein iPhone schielt? Seine ersten Anlaufstellen bringen ihm erste Erkenntnisse. Diese münden in die Theorie, dass sich die Menschen inzwischen dem Takt der Maschinen untergeordnet haben und nicht mehr dem Rhythmus des Lebens lauschen.

Ein sehr prekäres Beispiel dafür findet der Filmemacher bei Reuters in London, einem globalen Anbieter von Nachrichten, der Finanzhäuser mit Informationen versorgt, die sich auf Börsenkurse auswirken könnten. Das ganze System ist dort inzwischen derart fortgeschritten, dass nur noch Computer in der Lage sind, darauf blitzschnell zu reagieren. Die ganze Hektik, die das städtische Leben im Laufe der letzten Jahre entwickelt hat, demonstriert Opitz mit dem virtuosen Einsatz audio-visueller Gestaltungsmittel wie Multi Screen, Zeitraffersequenzen sowie aggressivem Ausnutzen des 5.1-Tonformates und bombardiert den Zuschauer regelrecht damit. Dass es auch anders geht zeigt Opitz anhand von Aussteigern, die er im zweiten Teil seines Films vorstellt, der auch sogleich einen wesentlich langsameren Rhythmus anschlägt. Auch wenn der Film letztendlich am Ende keine Lösung für das Zeitproblem bereithält, so macht er dennoch auf ein Problem aufmerksam, das Viele möglicherweise noch gar nicht verinnerlicht haben. Ein Schritt in die richtige Richtung wäre, das Smartphone vor Filmbeginn abzuschalten und erst am nächsten Tag wieder einzuschalten. Schaffen Sie das?

Deutschland 2012
Dokumentarfilm
Regie: Florian Opitz
Laufzeit: 101 Minuten
FSK: 6

Offizielle Webseite zum Film
Pressezitate zum Film