Nurejew – The White Crow


Die wahre Geschichte des sowjetischen Ballett-Stars Rudolf Nurejew, der sich in den Westen absetzte. Vom britischen Schauspiel-Star Ralph Fiennes ambitioniert inszeniertes Biopic

„Das ist ein Angriff auf die Sowjetunion!“ - „Nein, es ist nur Tanz.“ Mit einer heftigen Diskussion über die Flucht des Tanz-Stars Rudolf Nurejew in den Westen beginnt das Biopic. Der KGB-Offizier zetert, Ballett-Meister Alexander Pushkin (Ralph Fiennes) gibt sich zerknirscht, dass sein Schützling seine Heimat und auch ihn so schmählich verlassen hat. Der Mentor gab große Stücke auf das ehrgeizige Talent, dessen Gattin war derweil von anderen Qualitäten des jungen Heißsporns begeistert: Halb zog sie ihn, halb sank er hin. Platonischer verläuft die Beziehung zur jungen Pariserin Clara Saint (Adèle Exarchopoulos), die mit dem Sohn des Kulturministers verlobt ist und dem Russen die Wege in die feine Gesellschaft öffnet. Wie seine sexuelle Orientierung tatsächlich aussieht, wird Rudi erst durch den deutschen Tänzer Teja (Louis Hofmann) richtig klar. Auch das dürfte eine Rolle gespielt haben bei der Entscheidung zur Flucht in den freizügigeren Westen.

Im Unterschied zur gängigen Denkmalpflege bei Biografien, verzichtet Ralph Fiennes auf Weichzeichner und zeigt den Tanz-Star mit reichlich Ecken und Kanten. Die Grenze vom Exzentriker zum Egomanen wird von Nurejew regelmäßig überschritten. Das Publikum freilich liegt ihm zu Füßen. Wenngleich andere Tänzer technisch besser sind als Nurejew, ist dessen Charisma auf der Bühne konkurrenzlos. Mit dem ukrainischen Oleg Ivenko fand Fiennes einen Hauptdarsteller, der dem Ballett-Star nicht nur optisch recht ähnlich sieht, sondern zudem mit tänzerischem Können und Leinwandpräsenz zu überzeugen weiß. Und dabei dessen Zerrissenheit eindrucksvoll zelebriert. Mit Original-Schauplätzen vom Pariser Louvre bis zur Eremitage in Sankt Petersburg bietet Fiennes imposante Kulissen. Mit dem Showdown in der nachgebauten Flughafen-Halle von Le Bourget gelingt ihm ein suspense-starkes Finale, das durchaus Hitchcock-Qualitäten bietet.


GB 2019
Regie: Ralph Fiennes
Darsteller: Oleg Ivenko, Ralph Fiennes, Louis Hofmann, Adèle Exarchopoulos
127 Minuten
ab 6 Jahren

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