Paranza – Der Clan der Kinder


Wie Jugendliche in Neapel fast zwangsläufig, ja schicksalhaft auf die schiefe Bahn geraten, erzählt das Mafia-Drama auf gleichzeitig mitreißende und tragische Weise.

Nicola und seine Freunde haben Zeit ihres Lebens an der Seite der Mafia gelebt, nun wollen sie nicht mehr nur zuschauen, sondern selbst einen Teil des Kuchens abhaben. Zunächst verdingen sie sich als kleine Drogenkuriere, doch bald wollen sie mehr. Zusammen mit Agostino (Pasquale Marotta), dem Sohn eines ermordeten Paten, will die Gang der Kinder die Macht im Viertel übernehmen und dafür ist bald jedes Mittel recht. Man besorgt sich Waffen, die erst nur Drohkulisse sind, aber bald auch eingesetzt werden, um Gegner aus dem Weg zu schaffen. Bald rollt der Rubel, können sich Nicola und seine Freunde endlich die Markenklamotten leisten, nach denen sie sich ihr ganzes Leben verzehrt haben und kommen auch endlich in den teuersten Club der Stadt. Dort fließt der Champagner in Strömen, wird gekokst und gefeiert. „Die Welt gehört dir“, scheint dieser Moment zu sagen, doch stets ist klar, dass er nicht andauern wird.

Der dritte Film von Claudio Giovanessi ist dies, auch an der Fernsehserie „Gomorrah“ hat er mitgearbeitet, dort lernte er Roberto Saviano kennen, der mit seinen Büchern über die Strukturen der Mafia berühmt geworden ist. Vor einem Jahr erschien auch in Deutschland „Der Clan der Kinder“, sein erster Roman, der lose auf Ereignissen beruht, die sich erst vor ein paar Jahren in Neapel zutrugen. Nah am Dokumentarischen ist nun auch die Verfilmung, die den Weg von Nicola vom Teenager zum gejagten Gangster schildert. Gedreht mit Laiendarstellern aus Neapel, in chronologischer Reihenfolge, den Input der jungen Neapolitaner in die Geschichte einfließen lassend. Das Ergebnis ist ein enorm authentischer Film, der mit seiner fließenden Kamera einen Sog erzeugt, dem man sich schwer entziehen kann. Auch und gerade, weil man diese Geschichte aus unzähligen Gangster-Filmen kennt, Filme, die fraglos auch die echten Jungs gesehen haben, auf denen Savianos Roman basiert und die nun auf der Leinwand zu sehen sind. Dem süßen Leben jagen sie nach, dass unweigerlich böse enden muss, was jeder wissen muss und doch niemanden abhält, davon zu träumen.

Italien 2019
Regie: Claudio Giovannesi
Darsteller: Francesco Di Napoli, Viviana Aprea, Mattia Piano Del Balzo
112 Minuten
ab 16 Jahren

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