Leid und Herrlichkeit

Ein erfolgreicher Filmregisseur will mit seiner Vergangenheit ins Reine kommen. Mit fast 70 Jahren hat Pedro Almodovar nicht nur seinen persönlichsten, sondern auch einen seiner schönsten Filme gedreht – unverhohlen autobiographisch.

Vor 30 Jahren drehte der Regisseur Salvador Mallo (Antonio Banderas) seinen berühmtesten Film, doch die Dreharbeiten waren von schweren persönlichen und beruflichen Problemen überschattet. Nun steht eine Jubiläumsvorführung an und Salvador beschließt, mit seiner Vergangenheit ins Reine zu kommen: Er kontaktiert seinen damaligen Hauptdarsteller Alberto (Asier Etxeandia), dessen Darstellung er gelinde gesagt wenig geschätzt hat. Während Salvador inzwischen ein gefeierter Star ist, lebt Alberto in einer bescheidenen Wohnung, spielt Off-Theater – und raucht regelmäßig Heroin, genau die Droge, die vor Jahrzehnten zu Problemen führte...

Spätestens wenn das Plakat zu Fellinis autobiographischem Meisterwerk „8 ½“ an einer Wand zu sehen ist, dürfte deutlich sein, dass der ohnehin stets aus seinem Leben schöpfende Pedro Almodovar diesmal besonders nah an seinen eigenen Erfahrungen erzählt. Einige Male hatte er schon Episoden aus seiner Kindheit verwendet, zuletzt in „La Mala Educacion – Schlechte Erziehung“, der seine Erfahrungen auf einem katholischen Internat thematisierte, diesmal geht es um einen älteren Künstler, einen weltweit erfolgreichen schwulen Regisseur, der seine wilden Jahre in Madrid verbrachte. Bei allen Parallelen zwischen Salvador und Almodovar, darf man „Leid und Herrlichkeit“ jedoch nicht als klassisch autobiographischen Film verstehen. Nicht 1:1 erzählt dieser aus seinem Leben, sondern nimmt eigene Ereignisse, Erfahrungen, Enttäuschungen als Anlass, um über das Wesen eines Künstlers zu erzählen, vor allem aber über die Emotionen eines Mannes. Kurz vor seinem 70. Geburtstag hat Almodovar mit „Leid und Herrlichkeit“ einen Film gedreht, der einerseits sein Oeuvre konsequent fortsetzt, andererseits aber auch eine neue Richtung einschlägt: Hin zu einem Kino, das seine Kraft nicht mehr aus Exzess oder melodramatischer Übertreibung schöpft, sondern sich ganz aus den Emotionen seiner Figuren speist. Ein großer Film von einem großen Regisseur.

Spanien 2019
Regie & Buch: Pedro Almodovar
Darsteller: Antonio Banderas, Asier Etxeandia, Penélope CruzLeonardo Sbaraglia, Nora Navas, Julieta Serrano, César Vicente
110 Minuten

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