Birds of Passage

Bildstarker Drogenwestern um einen kolumbianischen Familienclan, der mit Marihuana reich wird, ins Kokain-Geschäft einsteigt und eine Spirale der Gewalt entfesselt. Ein epischer Arthouse-Thriller über die Vorgeschichte des Medellin-Kartells.

„Die Patin“ könnte der Film ebenfalls heißen, denn die Leitfigur im Hintergrund, die Clanchefin, ist eine Frau, die Schamanin Úrsula. Sie gehört, ebenso wie die meisten Beteiligten, zu den Wayúu, einer der größten indigenen Gemeinschaften Kolumbiens, mit einer matriarchalen Struktur. Zum Ende der 60er Jahre leben sie, relativ unbeeinflusst von der westlichen Zivilisation, nach ihren tradierten Bräuchen. Úrsulas Familie ist mächtig. Rapayet hat nichts und ist niemand. Trotzdem will er Zaida, die schöne Tochter, heiraten und umwirbt sie in einem Tanzritual. Doch Úrsulas Forderungen für den Brautpreis sind hoch, deutlich zu hoch für Rapayet. Der Kontakt mit ein paar US-Hippies bringt ihn dazu, ins Marihuana-Geschäft einzusteigen. Jahre später ist Rapayet auf dem Gipfel der Macht, er hat mitten in der Wüste eine Villa gebaut, in der Zaida und die Kinder wie in einem besonders luxuriösen Käfig leben. Rapayet legt sich mit anderen Drogenbossen an, und bald geht es nicht mehr um Geld und Macht, sondern ums Überleben.

Der teils brutale, teils beinahe poetische Thriller über die Anfänge des kolumbianischen Drogenhandels spielt über einen Zeitraum von mehr als 10 Jahren und erzählt eine prinzipiell klassische Gangsterstory. Dabei mischen sich geschickt und manchmal überraschend ethnographische Aspekte und Thriller-Elemente sowohl in der geheimnisvollen, manchmal surrealen Bildsprache als auch in der starken Filmmusik. Die Bilder erscheinen bis ins Detail sorgsam durchkomponiert. Farbeffekte unterstützen die mystische Stimmung. Mit Zwischentiteln wird die Geschichte zusätzlich strukturiert, eine Art Kapiteleinteilung, die nicht nur die einzelnen Zeitabschnitte gliedert, sondern den epischen Charakter verstärkt. Natalia Reyes spielt die Zaida, die Frau im goldenen Käfig, die das Schicksal vorhersehen kann und schon deshalb nicht besonders gut gelaunt wirkt. Carmiña Martínez als Úrsula zeigt viel Würde, und José Acosta als Rapayet verbindet gelungen Naivität, Skrupellosigkeit und Niedertracht.

Land/Jahr: Kolumbien/Dänemark/Mexiko 2018
Regie: Cristina Gallego, Ciro Guerra
Darsteller: Natalia Reyes, Carmiña Martínez, José Acosta, Jhon Narváez, José Vincentes Cotes
Kamera: David Gallego
Musik: Leonardo Heiblum
125 Minuten
ab 12 Jahren

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