Fahrenheit 11/9



Die in der Vergangenheit manchmal umstrittene Ikone Michael Moore rechnet auch diesmal wieder in gekonnter Mischung aus staunender Naivität und beißender Schärfe mit der US-Gegenwart ab.

„Es wird keinen Präsidenten Donald Trump geben“, lacht George Clooney völlig überzeugt in die Kamera. Doch damit lag der charismatische Schauspieler total falsch. Selbst die renommiertere New York Times tippte mit ihrer Prognose, wer die US-Präsidentschaftswahl gewinnen wird, absolut daneben. Nur 15 Prozent Chancen auf einen Sieg räumten sie dem exzentrischen Milliardär Donald Trump ein, der für die Republikaner ins Rennen gegen die haushohe demokratische Favoritin Hillary Clinton ging. In seiner neuen Doku geht der begnadete Polemiker Michael Moore nun der Frage nach: „Wie zur Hölle konnte das passieren“. Der mutige Starregisseur zeigt den Weg zur Präsidentschaft, aber auch den Widerstand. Vor allem aber, macht der 64jährige seine These anschaulich, dass das System bereits bevor Trump auftauchte marode und kaputt war. Dazu nimmt der umtriebige Filmemacher die Zuschauer mit ins Hauptquartier der Schüler rund um David Hogg und Emma Gonzalez. Sie kämpften nach dem Massenmord an ihrer High School in Parkland, Florida, für strengere Waffengesetze und gegen den Einfluss der NRA-Lobbyisten.

In einem exzellentem Zusammenschnitt von Clips aus Interviews und Fotos illustriert er, dass Trump sich sexuell an seiner Tochter Ivanka vergangen haben könnte. Dazu kommentiert er in einer Szene, in der Trump über einen roten Teppich schreitet, aus dem Off; „Seine Verbrechen beging er immer schon in aller Öffentlichkeit“. Doch sein erhellender Film ist nicht nur eine Anklage gegen den 45. Präsidenten der USA. Michael Moore zieht in seinem im besten Sinne aufrüttelnden Agitprop-Film alle Register. Eine Trump-Rede vermischt er mit den historischen Aufnahmen eines Hitler-Auftritts. Dass er Trump mit Hitler vergleicht, mag auf den ersten Blick überzogen wirken. Trump sei kein Massenmörder wie der NS-Diktator, räumt Moore freilich ein. Aber nach dem immer noch berechtigten Satz von Bertold Brecht: „Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch“, ist selbst diese krasse Satire nicht unbedingt verkehrt, um aufzuschrecken.


USA 2018
Regie & Drehbuch: Michael Moore
Darsteller: Michael Moore, Donald Trump, Barack Obama, Katie Perry, Roger Ailes, Brooke Baldwin, Ashleigh Banfield, Ivanka Trump, Hillary Clinton
128 Minuten

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