Colette


Die frühen Jahre der 1873 geborenen Schriftstellerin und Varietékünstlerin Sidonie-Gabrielle Colette. Mit Keira Knightley besetztes Biopic mit Schauwerten über die freigeistige Französin

1892 in der kleinen französischen Gemeinde Saint-Sauveur: Während die Eltern der jungen Sidonie-Gabrielle Colette (Keira Knightley) noch mutmaßen, dass der Pariser Autor Willy (Dominic West) womöglich bald um die Hand ihrer Tochter anhalten will, schreiten Sidonie und Willy bereits zur Tat. Auch sonst sind Colette und Fontanes „Tochter der Lüfte“ seelenverwandt: Beide werden in ihrem Drang nach Freiheit und Selbstbestimmung von patriarchalen Machtstrukturen eingeschnürt. Die Ehe zwischen Colette und Willy führt die Provinzdame in gehobene Pariser Kreise. Der Autor Willy lebt zwar auf großem Fuß, zehrt aber nur noch von seinem guten Namen und beschäftigt für seine Veröffentlichungen Ghostwriter. Als er in Geldnot gerät, springt auch Colette als Autorin ein. Ihr teils autobiographischer Roman „Claudine“ über ein modernes Mädchen vom Land avanciert anno 1900 zum Verkaufsschlager. Mit der Zeit genügt es Colette immer weniger, im Schatten ihres Manns zu stehen. Sie fordert eine offizielle Nennung als „Claudine“-Schöpferin und entdeckt an der Seite der androgynen Missy (Denise Gough) die Welt der Varietétheater.

Wash Westmoreland hat das Drehbuch zusammen mit Richard Glatzer und Rebecca Lenkiewicz verfasst. Glatzer sammelte beim Errol Flynn-Biopic „Mein Leben mit Robin Hood“ Erfahrungen mit biographischen Stoffen, Lenkiewicz porträtierte als Co-Autorin des polnischen Dramas „Ida“ bereits eine emanzipierte Frauenfigur. Der Plot von „Colette“ verläuft routiniert. Im Mittelpunkt steht die Selbstermächtigung der von Keira Knightley reserviert gespielten Titelheldin, die ihrem Gatten nach anfänglicher Ergebenheit über den Kopf wächst und die gesellschaftlichen Regeln in Frage stellt. Wie ihr untreuer Mann nimmt sie sich das Recht auf Affären heraus, die sie mit Frauen auslebt. Inspiriert von ihrer Liebhaberin Missy trägt Colette Männerkleidung und eine Kurzhaarfrisur, was in der Pariser Modewelt einen Trend auslöst. Mit der geschliffenen Erzählweise funktioniert „Colette“ als pittoreskes Emanzipationsdrama mit Schauwerten des Fin de Siècle.

Großbritannien, USA 2018
Regie: Wash Westmoreland
Drehbuch: Richard Glatzer, Wash Westmoreland, Rebecca Lenkiewicz
Darsteller/innen: Keira Knightley, Dominic West, Denise Gough, Eleanor Tomlinson, Fiona Shaw, Robert Pugh, Ray Panthaki
111 Minuten
ab 6 Jahren

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