The House that Jack built (engl. OmU)

In den späten 70er Jahren lebt und mordet Jack (Matt Dillon) im Nordwesten der USA. Mit seinem Wagen fährt er durch die Gegend, nimmt manchmal eine Anhalterin (Uma Thurman) mit, der er den Schädel einschlägt, erschießt eine Affäre (Sofie Gråbøl) und deren zwei kleine Söhne und bewahrt deren – und all die anderen Leichen – in einem Warenhaus auf, wo er sie zur Erfüllung einer perfiden architektonischen Vision benutzt. Denn Jack hat einst davon geträumt, Architekt zu werden, doch dazu hat er es nicht geschafft, ein Scheitern, dass ihn anzutreiben scheint, dass seine Gedanken füllt, seinen Hass. Von all dem erzählt er einem Mann, der lange Zeit nur als Stimme existiert, die Stimme von Bruno Ganz, dem Jack seine Geschichte erzählt (oder beichtet), ein Mann, der sich als Führer durch die Unterwelt herausstellt, als Jacks Vergil.

Spätestens wenn dieser Name fällt dürfte klar sein, was Lars von Trier in seinem neuen Film erzählt: Sein Jack ist Dante, der von Vergil in die Unterwelt geführt wird, wo er mit den Folgen seiner Taten konfrontiert wird. Der kleine, feine Unterschied ist nur, dass es bei von Trier im Gegensatz zu Dantes „Göttlicher Komödie“ keinen Ausweg aus der Unterwelt gibt, kein Paradies, in dem die holde Beatrice wartet, keine Erlösung. Selten jedoch war die Hölle im Kino so atemberaubend schön, wie in den letzten Minuten von „The House that Jack built“. Hier zeigt von Trier einmal mehr seine ganze Klasse, aber auch seine Lust an der Provokation, an radikalen Ideen, die mal provozieren, mal ins zynische, plakative abzudriften drohen. Inwieweit sich von Trier selbst in seine Filme einbringt, ist eine von außen kaum zu beantwortende Frage, angesichts der vielfältigen Bezüge zu seiner Person, den Ideen, die seine Filme durchziehen, den Vorwürfen, die gegen ihn vorgebracht werden, mutet „The House that Jack built“ jedoch immer wieder an wie Kino als autobiographische Psychotherapie. Wie dem auch sei: Radikaleres, ungewöhnlicheres, eigeneres wird man dieses Jahr im Kino in jedem Fall kaum zu sehen bekommen.

DK/F/D 2018
Regie & Buch: Lars von Trier
Darsteller: Matt Dillon, Bruno Ganz, Uma Thurman, Siobhan Fallon Hogan
155 Minuten

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