Cold War - Der Breitengrad der Liebe

An einem neuen Konservatorium, das der junge Musiker Wiktor (Tomasz Kot) mit seiner Kollegin und Geliebten Irena (Agata Kulesza) kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs gegründet hat, sollen Musiker ausgebildet werden. Bei einem Vorsingen stolpert Wiktor über die hübsche Bewerberin Zula (Joanna Kulig). Die verfügt nicht nur über ein grandioses Gesangstalent, sondern weiß zudem sehr genau, wie man sich perfekt in Szene setzt. Wiktor ist sofort hellauf begeistert von der selbstbewussten Sängerin. Seine langjährige Partnerin Irena reagiert auf die talentierte Studentin naturgemäß weitaus skeptischer. Sie wird weder die drohende, leidenschaftlichen Affäre verhindern können, noch dass daraus jene ganz große Liebe entsteht. Für das vorläufige Unhappy End sorgt die politische Lage. Wiktor will ein Gastspiel in Ostberlin zur Flucht in den Westen nutzen. Zula willigt ein, doch dann hat sie plötzlich andere Pläne...

Paweł Pawlikowski versteht souverän, mit Wow-Effekten zu verblüffen, ohne je angeberisch oder anbiedernd zu wirken. Formal schwelgt er in wunderschönen Bildern in kristallklarem Schwarz-Weiß - die im strengen 4:3 „Academy“-Filmbild eine ganz besondere Wirkung erzielen. Mit Spiegeln oder Schatten entwickelt der Regisseur visuelle Ideen voll verspielter Raffinesse, um deren unangestrengte Leichtigkeit ihn jeder koksnasige Parfüm-Werbefilmer beneiden dürfte. Der formalen Lässigkeit entspricht eine Dramaturgie, die ohne Schnickschnnack und Bling-Bling auskommt. Elegant setzt die Story auf den Mut zur Lücke: 15 Jahre Liebe in 89 Minuten Laufzeit müssen bewältigt werden. Dem Publikum wird, zugegeben, eine klitzekleine Portion Mitdenken abverlangt. Wofür es jedoch mit einer unwiderstehlichen Einladung zum Mitfühlen belohnt wird. Das erzählerische Konzept geht bestens auf. Mit plausibel entwickelten Figuren wie diesen ist der Zuschauer nicht nur dabei, sondern mittendrin.

PL/GB/F 2018
Regie: Paweł Pawlikowski
Darsteller: Joanna Kulig, Tomasz Kot, Borys Szyc, Agata Kulesza, Cédric Kahn, Jeanne Balibar
89 Minuten

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