Verliebt in meine Frau



Ein Film wie aus der Welt vor #metoo, voll von lüsternen Männern um die 70, die viel jüngeren Frauen hinterherhecheln. Daniel Auteuil agiert vor und hinter der Kamera in dieser ironisch gemeinten Komödie

Daniel (Daniel Auteuil) ist glücklich verheiratet, zumindest glaubt er das. Zusammen mit seiner Frau Isabelle (Sandrine Kiberlain) wohnt er in einem mondänen, überaus stilvoll eingerichteten Appartement, in das an einem schönen Samstag sein alter Freund Patrick (Gérard Depardieu) zum Essen kommt. Und zwar nicht allein sondern in Begleitung seiner sehr jungen, sehr schönen neuen Freundin Emma (Adriana Ugarte) für die er seine langjährige Frau, eine Literaturdozentin, verlassen hat. Sehr zum Unwillen von Isabelle, die kein gutes Haar an Emma lässt, die in einer Bar arbeitet und ihre Kurven in einem sehr knappen Kleid präsentiert. Zumal Daniel offensichtlich von Emma hingerissen ist und sich während des Abends immer wieder in Phantasien verliert, in denen er imaginiert, wie er sein eingefahrenes Leben mit Emma auf den Kopf stellt und neue Höhepunkte der Leidenschaft erlebt.

Ähnlich wie der ebenfalls auf einem Stück von Florian Zeller basierende „Nur eine Stunde Ruhe“ spielt auch „Verliebt in meine Frau“ fast komplett an einem einzigen Abend, in einer Wohnung. Genauer müsste man allerdings wohl sagen, dass die Handlung sich in weiten Teilen in Daniels Kopf abspielt, denn vom ersten Moment, da ihm Emma gegenüber sitzt, beginnt seine Phantasie zu blühen. Was hier bedeutet, dass sich Emma sofort auszieht und Daniel ihren perfekten Körper präsentiert. In diesem Stil geht es weiter, voll von lasziv geöffneten Mündern, verspritztem Dessert und anderen boulevardesken, betont frivolen Momenten inszeniert Daniel Auteuil die Altherrenphantasie, die als ironischer Kommentar über lüsterne alte Männer, die viel zu junge Frauen begehren, verstanden werden kann. Ob dem tatsächlich so ist, ist schwer zu sagen, angesichts der Art, wie Auteuil die fraglos sehr attraktive Adriana Ugarte inszeniert, mag man daran zweifeln. Vielleicht aber auch nicht, denn nicht umsonst heißt der Film „Verliebt in meine Frau“ und nimmt im letzten Drittel eine durchaus bemerkenswerte Wendung, in der in der Phantasie Daniels verschiedene Lebensmodelle durchgespielt werden.


Frankreich 2018
Regie: Daniel Auteuil
Buch: Florian Zeller nach seinem gleichnamigen Stück
Darsteller: Gérard Depardieu, Daniel Auteuil, Sandrine Kiberlain, Adriana Ugarte
84 Minuten
ohne Altersbeschränkung

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