Die brillante Mademoiselle Neïla


Ein zynischer Rhetorik-Professor nimmt eine junge Jurastudentin unter seine Fittiche, um ihr die Technik des Diskutierens beizubringen. Eine Paraderolle für Daniel Auteuil

Neïla Salah (Camélia Jordana) hat es, trotz ihres nordafrikanischen Migrationshintergrunds, geschafft. Sie darf an der renommierten Pariser Assas Law School studieren. Doch gleich am ersten Tag des Semesters kommt sie zu spät. Professor Pierre Mazard (Daniel Auteuil) ist nicht bereit, die Störung einfach so hinzunehmen: Wie sie heiße, ob Neïla der Vorname sei oder der Nachname, warum sie zu spät komme, warum sie sich nicht entschuldige. Mazard ist ein frauenfeindlicher und rassistischer Mistkerl, das merkt man sofort. Doch diesmal haben seine verbalen Ausfälle Folgen: Entweder Mazard nähme seinen Hut. Oder er helfe Neïla, den alljährlichen Rhetorikwettbewerb zu gewinnen. Neïla ist zunächst gar nicht begeistert: Der zynische alte Mann hat sie zu sehr beschämt. Doch dann sieht sie die Chance, von dem versierten und eloquenten Rhetoriker all das zu lernen, was sie später einmal als Rechtsanwältin wissen muss.

Es also darum, wie Lehrer und Schülerin aufeinander zugehen und voneinander lernen. Das ist mitunter sogar komisch, etwa, wenn Mazard Neïla zwingt, in einer Metro die Aufmerksamkeit der Fahrgäste mit der Rede eines römischen Senators zu erringen. Natürlich geht es hier auch um die Macht des Wortes und die richtige Argumentation. In fein ziselierten, intelligent geschrieben Dialogen berührt der Film zahlreiche Themen, vom Rassismus bis zur Frauenfeindlichkeit, von der Bigotterie bis zur Wahrheit, von der Bildung bis zur Redefreiheit. Nicht umsonst wird hier Arthur Schopenhauers Technik des Diskutierens, auch bekannt als „Eristische Dialektik“, angeführt. 38 Kunstgriffe gibt es, die einem helfen, Recht zu behalten, von der Ablenkung bis zur Verallgemeinerung, von falschen Annahmen bis zur irritierenden Zwischenfrage. Und wenn der Gegner zu gewinnen droht, darf man ihn auch persönlich beleidigen. Wer hätte gedacht, dass Schopenhauer auch heute noch so aktuell ist?

Frankreich 2017
Regie: Yvan Attal
Darsteller: Carmélia Jordana, Daniel Auteuil, Yasin Houicha, Nozha Khouadra
95 Minuten
ohne Altersbeschränkung

Bild

Spielzeiten: