3 Tage in Quiberon

Während eines Sanatorium-Aufenthaltes gibt die Schauspielerin Romy Schneider dem „Stern“ ein letztes Interview. Ästhetisch melancholischer Film nach einer wahren Begebenheit

Im Frühjahr 1981 befindet sich Romy Schneider (Marie Bäumer) in Quiberon, einem kleinen französischen Fischerort in der Bretagne, wo sie in einem Sanatorium wieder zu Kräften kommen soll. Das ist auch bitter nötig, denn wie meist im Leben der Schauspielerin, ist sie von privaten Sorgen geplagt. Diese drehen sich vor allem um ihren geliebten Sohn David, der langsam erwachsen wird. Dass Schneider trinkt und raucht und ganz allgemein ein unstetes Leben führt, trägt nicht dazu bei, dass ihr Außenstehende zutrauen, eine gute Mutter zu sein. Ihre alte Freundin Hilde (Birgit Minichmair) sieht das anders und ist nun ein paar Tage zu Besuch, um ihr beizustehen. Besonders skeptisch betrachtet sie Romys Plan, dem Stern-Journalisten Michael Jürgs (Robert Gwisdek) ein Interview zu geben. Weniger Jürgs zu liebe tut Schneider dies, als aus Vertrauen in den Fotografen Robert Lebeck (Charly Hübner), der sie schon oft fotografiert hat.

Das im April 1981 veröffentlichte Interview und die dazugehörigen Fotos, die Lebeck von Schneider machte, wurden durch die Umstände zu einer Art Vermächtnis, zu einem letzten, intimen Blick in ein abwechslungsreiches, vielfältiges, aber auch tragisches Leben, dass seit frühen Tagen stets im Blick der Öffentlichkeit stattfand. Als Opfer der Medien darf man Schneider aber nicht sehen, zumindest nicht ausschließlich. In ihrem auf Tatsachen beruhenden, aber doch freien biographischen Film geht es Emily Atef genau um diese Widersprüche, die Ambivalenzen in Schneiders Wesen, ihre fast manisch wirkende Art, ihr Wechsel zwischen Himmel hoch jauchzend und zu Tode betrübt. Wie Bäumer, die Schneider in Mimik und Gestik auf verblüffende Weise ähnelt, das spielt, allein das ist toll. Doch auch stilistisch weiß Atefs Film zu überzeugen, in weichem schwarz-weiß gefilmt, den Bildern Lebecks nachgeahmt, der in Quiberon eine der bekanntesten Foto-Serien über die oft fotografierte Schneider einfing. Auch vom Wissen um das, was folgen sollte, lebt dieser Film, vom Wissen um den baldigen Tod Schneiders, die viel zu jung starb, aber in zahlreichen wunderbaren Filmen weiterlebt, und nun auch durch diese berührende, melancholische Hommage.

Deutschland 2018
Regie & Buch: Emily Atef
Darsteller: Marie Bäumer, Robert Gwisdek, Birgit Minichmair, Charly Hübner, Denis Lavant
116 Minuten
ohne Altersbeschränkung

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