Das Mädchen aus dem Norden

Ein samisches Mädchen sagt sich als junges Mädchen von ihrer Familie los und macht sich auf in den schwedischen Süden. Differenziertes und gleichzeitig zärtliches Porträt eines ganz besonderen Mädchens

Elle Marja und Njenna sind unzertrennliche, aber unterschiedliche Schwestern. Elle Marja ist eher zielstrebig und ruhig, Njenna dagegen ist ein temperamentvoller Quirl. Als Njenna zu Elle Marja ins Internat kommt, wo die samischen Kinder eine eigene Erziehung erhalten, die im Wesentlichen darauf beruht, dass sie ihre Herkunft gleichzeitig akzeptieren und verleugnen sollen, bekommt sie sofort Schwierigkeiten. Ein institutioneller Rassismus bestimmt die Politik der schwedischen Regierung. Wer samisch spricht, wird mit Stockschlägen auf den Handrücken bestraft. Elle Marja ist hoch intelligent und extrem angepasst, eine brave Musterschülerin. Doch trotz ihrer Bemühungen stellt Elle Marja bald fest, dass ihr das alles nichts nutzt...

Amanda Kernell erzählt ihre Geschichte einer Kämpferin mit der stillen Melancholie, die zu der grandiosen Landschaft des Nordens passt. Ihre Personen sind vielschichtig, auch Elle Marja/Christina hat Ecken und Kanten, sie rastet einmal aus und wird auf diese Weise doch noch zum Opfer der Dorfjugend. Das Joiken, der Spontangesang der Samen, nimmt eine wichtige Rolle im Film ein, doch Amanda Kernell erliegt nicht der Versuchung, daraus eine Art Volksmusik-Gaudi oder einen ethnopopmäßig hochgestylten Soundtrack zu machen. Stattdessen zeigt sie mit sehr viel Würde und manchmal sogar mit einer gewissen Andacht die Rituale in der Familie der beiden Mädchen. Amanda Kernell hat viel mit samischen Laiendarstellern gearbeitet, die junge Elle Marja spielt Lene Cecilia Sparrok, Mia Erika Sparrok ihre Schwester Njenna – im wahren Leben sind die beiden Zwillingsschwestern. Christina, also die alte Elle Marja, spielt Maj Doris Rimpi, mit einem Hauch von Trauer. Sie gibt einer alten Frau, die vom schlechten Gewissen beinahe erstickt wird, den Trotz und die gleiche kämpferische Konsequenz, die ihr jüngeres Ich hat. Ihre Traurigkeit hat weniger mit dem Tod der Schwester zu tun als vielmehr damit, dass sie sich schmerzvoll an ihre eigene Herkunft erinnert. So wird das Drama der Samin Elle Marja viele Jahrzehnte später zum Drama der Schwedin Christina, und das ist sehr, sehr beeindruckend.

NOR / DEN 2016
Regie: Amanda Kernell
Darsteller: Lene Cecilia Sparrok, Mia Erika Sparrok, Maj-Doris Rimpi
113 Minuten
ab 6 Jahren

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