The Death of Stalin



Ein Todesfall im Kreml - und wer bekommt den freigewordenen Bürostuhl? Böse Polit-Satire mit präzisen, auf den Punkt geschriebenen Dialogen und köstlichen Darstellern, allen voran Steve Buscemi.

Als Stalin (Adrian McIoughlin) zum ersten Mal den Mund öffnet, spricht er in einem breiten britischen Akzent, und das ist nicht die einzige Irritation in dieser Satire, die sich einen der unmenschlichsten Diktatoren und Massenmörder des letzten Jahrhunderts zur Zielscheibe genommen hat. Stalin – ein unangefochtener Alleinherrscher, der mit schärfster Gewalt regierte, vermeintliche und tatsächliche Gegner gnadenlos vernichtete und seinen Zielen Millionen von Menschen opferte. Doch an diesem Abend des 2. März 1953 erweist er sich als Musikliebhaber, der von einem klassischen Konzert im Radio so angetan ist, dass er sich sogleich eine Aufnahme zuschicken lässt. Doch kaum hält er sie in Händen, ereilt ihn ein Schlaganfall. Niemand kommt zu Hilfe – wer traut sich schon, Stalins Nachtruhe zu stören? Am nächsten Morgen ist der Diktator tot, und nun bringen sich die machthungrigen Mitglieder des Zentralkomitees in Stellung, um seinen Platz einzunehmen. Die alltäglichen Regierungsgeschäfte führt zunächst der nicht sehr helle Sekretär des ZK, Georgi Malenkow (Jeffrey Tambor), während der skrupellose Sicherheitschef Lawrenti Beria (Simon Russell Beale) im Hintergrund die Strippen zu ziehen versucht. Das wiederum ruft Nikita Chruschtschow (Steve Buscemi) auf den Plan...

Der Film beruht auf der gleichnamigen Graphic Novel „The Death of Stalin“ und der Fortsetzung „The Funeral“ von Fabien Nury und Thierry Robin. Jann Zenou und Laurent Zeitoun, die Produzenten von „Ziemlich beste Freunde“, erwarben die Rechte und verpflichteten Armando Iannucci als Regisseur. Iannucci wiederum hatte schon mit der Fernseh-Serie „The Thick of It“ (2005-2012) und dem Oscar-nominierten Film „Kabinett außer Kontrolle“ sein Faible für fehleranfällige Mechanismen der Politik bewiesen. Und dass man über Tyrannen lachen darf, weiß man seit Charlie Chaplins „Der große Diktator“ und Ernst Lubitschs „Sein oder Nichtsein“. Iannucci inszeniert mit spielfreudigen Darstellern, die ihre unmoralischen Figuren mit scharfzüngigen und zielsicheren Dialogen auf die Schippe nehmen. Die Beiläufigkeit, mit der hier immer wieder Menschen erschossen, entführt, verschleppt, gefoltert und vergewaltigt werden, reizt nicht immer zum Lachen. Da spritzt das Blut nur so an die Wände, entstellte Menschen kauern in den Fluren der Sicherheitspolizei. „The Death of Stalin“ beschönigt Stalins Gewaltherrschaft nicht. Hier bleibt das Lachen im Halse stecken.


Frankreich/UK/Belgien 2017
Regie: Armando Iannucci
Darsteller: Steve Buscemi, Simon Russell Beale, Jeffrey Tambor, Michael Palin, Paul Whitehouse, Andrea Riseborough
107 Minuten
ab 6 Jahren

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