Bauer unser: Billige Nahrung - teuer erkauft

Gekonnt kritische Doku über die drängenden Probleme der Landwirtschaft. Die Bilanz der gut beobachteten Bestandsaufnahmen fällt eindeutig aus: So kann es nicht weitergehen! Das Thema geht alle an.

„Ein Liter Milch ist billiger als ein Liter Mineralwasser“, bringt ein Wissenschaftler gleich zum Auftakt die Problematik der modernen Agrarwirtschaft auf den Punkt. „Da geht es um ein Milliardengeschäft“, fügt ein Politiker hinzu. „Es geht alles auf Kosten der Bauern“, sagt schließlich ein Betroffener. Dass die Landwirte seit jeher ein Klagelied über ihre Lage anstimmen und von einer mächtigen Lobby vertreten sind, ist bekannt. Tatsächlich befindet sich die moderne Agrarwirtschaft in einer großen Krise, von artgerechter Tierhaltung über die Macht der Futtermittelkonzerne bis zum geringen Milchpreis. Am Beispiel von sechs ganz unterschiedlichen Betrieben, präsentiert Regisseur Robert Schabus, selbst in der elterlichen Landwirtschaft groß geworden, den Stand der Dinge bei den Erzeugern. Da ist etwa der Jungbauer mit 130 Milchkühen. Er muss ständig in neue Technik investieren, derweil seine Einnahmen kaum wachsen. Für Eierbauer Franz Tatschl ist der Beruf auch längst nicht mehr das Gelbe vom Ei. Seine 65.000 Legehühner leben in artgerechter Bodenhaltung, was bei der Konkurrenz in Osteuropa trotz aller EU-Vorschriften längst nicht überall der Fall wäre. Mastbetriebe klagen gleichfalls über Chancenungleichheit, weil in den USA die Tiere mit eingepflanztem Hormonchip im Ohr zu viel schnellerem Wachstum getrieben werden. Wachstum gerät auch für etliche Bauernhöfe zur Maxime, weil der Betrieb sonst nicht mehr rentabel bleibt.

Es geht auch anders, das zeigen die Beispiele der Bio-Bauern. Die setzten auf Vielfalt in der Produktion sowie die Direktvermarktung. Sie melken ihre Schafe noch selbst mit der Hand und sind, weit entfernt von alternativer Hippie-Idylle, sichtlich stolz auf ihren Beruf. Zwischen diesen ganz persönlichen Fallbespielen kommen immer wieder Experten zu Wort. Von Wirtschaftsvertretern über Politiker bis zu kritischen Wissenschaftlern. Deren Aussagen bleiben unkommentiert dem Urteil der Zuschauer überlassen. Regisseur Robert Schabus setzt bei seiner Doku, ziemlich bauernschlau, auf eine teilnehmende Beobachtung der unaufgeregten Art statt auf die polemische Schlachtplatte. Er überlässt seinen Akteuren das Wort. Die erweisen sich rundum als überaus interessante Gesprächspartner. Wobei ein bekanntes Sprichwort vielleicht etwas umgepflügt werden müsste: „Die dümmsten EU-Politiker haben die dicksten Lobby-Kartoffeln”.

Dokumentarfilm
Österreich 2016
Regie: Robert Schabus
92 Minuten
ohne Altersbeschränkung

Bild

Spielzeiten: