Madame Christine und ihre unerwarteten Gäste

Wegen des harten Winters beschließt die französische Regierung, dass Wohnungslose von denen aufgenommen werden müssen, die genug Platz zur Verfügung haben. Mit satirischem Humor und viel Menschlichkeit inszenierte turbulenten Komödie

Im Mittelpunkt der turbulenten Handlung steht das Ehepaar Christine und Pierre, die allein auf ca. 300 Quadratmetern teuersten Pariser Wohnraums leben. Die beiden sind ein typisches älteres Oberschichtpaar: Sie haben eigentlich alles, sind aber aus unterschiedlichen Gründen unzufrieden. Christine nähert sich in Riesenschritten einer höhergradigen postklimakterischen Verbitterung, die durch ihren Mann noch verstärkt wird, falls er nicht sogar dafür verantwortlich ist. Denn Pierre beachtet sie kaum und suhlt sich stattdessen in Vorurteilen und Hasspolemiken, eigentlich gegenüber allen, die anders sind als er, also im Grunde gegenüber der gesamten Welt. In dieses nicht vorhandene Idyll platzt ein Edikt der Regierung: Jeder mit mehr Wohnraum als notwendig, wird verpflichtet, andere mit aufzunehmen. Und es kommt, wie es kommen muss. Das erste, was sich viele Reiche einfallen lassen, ist eine Ausrede, wie man sich vor der Verpflichtung drücken kann. Doch so leicht lässt sich die Obrigkeit nicht austricksen, und bald hält tatsächlich die ungeliebte und mit großem Misstrauen betrachtete Unterschicht in Gestalt von Immigranten, Obdach- und Arbeitslosen Einzug in das schicke Pariser Wohnhaus...

Alexandra Leclère spielt geschickt mit Erwartungen und Klischees. Dabei gehört ihre Sympathie eindeutig denen, die am Rande der Gesellschaft stehen. Nebenbei geht es auch um die Wohnungsknappheit, die bekanntlich nicht nur in Paris dazu führt, dass sich Menschen, die einen Job haben, trotzdem keine Wohnung leisten können. Bissig und mit einem herrlich fiesen Beigeschmack macht sie aus der Oberschicht eine Bagage von Drückebergern, Angebern und Dünnbrettbohrern, die vor allem mit einer großen Klappe und wenig Substanz glänzen. Da hagelt es Kommentare, die auch in Deutschland bekannt und verbreitet sind. Doch hier und da macht sich auch ein Hauch von Vernunft und Menschlichkeit bemerkbar, der sich – immerhin handelt es sich um eine französische Komödie – im Verlauf der Handlung stärker entwickelt. Was würde wohl hierzulande passieren, wenn alle mit großen Wohnungen per Gesetz verpflichtet würden, Obdachlose bei sich aufzunehmen? Und eines wird dann schnell offensichtlich: Mit ganz großer Wahrscheinlichkeit wäre das nicht einmal annähernd so amüsant wie dieser Film.

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