The Salesman

Kurz nachdem es eine neue Wohnung bezogen hat, bricht eine Tragödie über ein Ehepaar herein. Mit enormer Eleganz sich entwickelndes clever konstruiertes Drama, das durch plausible Figuren sowie exzellente Darsteller überzeugt

Mitten in der Nacht droht ein großes Wohnhaus plötzlich einzustürzen. Panisch rennen die Bewohner nach draußen. Einer von ihnen behält im Chaos die Nerven und zeigt sein großes Herz: Er rettet erst den behinderten Nachbarn, bevor er sich selbst in Sicherheit bringt. Welch guter Mensch dieser Emad ist, wird sich noch mehrfach zeigen. Seiner Ehefrau Rana ist er ein fürsorglicher Gatte. Die Schüler mögen ihn als verständnisvollen Lehrer. In der Hobby-Theatergruppe, wo gerade „Tod eines Handlungsreisenden“ geprobt wird, ist Emad gleichermaßen bei allen beliebt. Einer der Mitspieler vermittelt dem obdachlosen Paar spontan eine neue Wohnung. Alles scheint gut. Dann kommt es abermals ganz unvermittelt zur Tragödie. In Erwartung ihres Ehemanns hat die Frau beim Klingeln auf den Türöffner gedrückt und geht zum Duschen in das Badezimmer. Als Emad später tatsächlich nach Hause kommt, findet er die Wohnung leer. Die Nachbarn berichten von einem Unglücksfall...

Einmal mehr bleibt Autor und Regisseur Asghar Farhadi seinem Ruf als großartiger Geschichtenerzähler treu. Hier verknüpft er auf raffinierte Weise das reale Drama um Schuld und Vergebung mit dem parallel stattfindenden Theaterstück „Tod eines Handlungsreisenden“, das seine Protagonisten aufführen. Was bei anderen Filmen leicht zur plumpen Zeigefinger-Metaphorik verkommen könnte, gerät bei Farhadi hier zum unaufdringlichen Kunstgriff der eleganten Art: Atempause in dem enorm spannenden Moral-Thriller zum einen, distanzierter Kommentar zum Geschehen andererseits. Die Konstruktion der komplexen Figuren gelingt mit jener psychologischen Präzision, die das Publikum sofort ergreift, zur Empathie einlädt. Da muss nur minimal an den emotionalen Stellschrauben gedreht werden, schon ändert sich das Bild von Opfer, Täter oder dem selbstgerechten Rächer radikal. Wie schon bei „Nader und Simin – Eine Trennung“ funktioniert diese Ambivalenz erst durch hochkarätige Darsteller. Shahab Hosseini wurde für seine dortige Leistung (gemeinsam mit dem ganzen Ensemble) einst auf der Berlinale preisgekrönt, diesmal bekam er in

Frankreich, Iran 2016
Regie: Asghar Farhadi
Darsteller: Shahab Hosseini, Taraneh Alidoosti, Babak Karimi, Farid Sajjadihosseini, Mina Sadat
123 Minuten
ab 12 Jahren

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