Jackie

November 1963: In den Tagen nach der Ermordung John F. Kennedys steht das Leben der First Lady Kopf. Bravourös verleiht Oscarpreisträgerin Natalie Portman der kosmopolitischen Stilikone und beneideten High-Society-Lady ein menschliches Antlitz.

November 1963 im Weißen Haus. „Ich habe versucht, seinen Kopf zusammenzuhalten“, stammelt Jackie Kennedy, als sie sich erinnert, wie ihr Mann auf dem Weg ins Krankenhaus mit zertrümmertem Schädel in ihrem Schoss lag. Allein sitzt sie in der Nacht nach dem Attentat in Dallas in ihrem Schlafzimmer. Fast mechanisch rollt sie sich die blutverschmierten Nylonstrümpfe von den Füßen. In diesem Moment ist die schmale, grazile First Lady mit dem perfekten Haaren und makellosen Outfits, die einsamste Frau der Welt. Immer noch trägt sie ihr blutbeflecktes Chanel-Kostüm. „Sie sollen sehen was sie getan haben“, beharrt die vom Schmerz zerrissene Frau auf einer Prozession wie einst bei Abraham Lincolns Beerdigung. Die Staatsmänner sollen zu Fuß hinter dem Sarg hergehen, allen Sicherheitsbedenken zum Trotz. Im Oval Office erklärt sie dem empörten Sicherheitsbeamten Jack Valenti (Max Casella): „Und Mr. Valenti, würden Sie den Trauergästen bitte ausrichten, dass ich mit Jack zu Fuß gehen werde. Allein, wenn es nötig ist.“

Unter den Augen der Welt verwandelt sich Jackie bei ihrer Trauerarbeit zur großen, fast griechischen Tragödin. Unerschütterlich versucht sie, bis zum bitteren Ende, ein von Gewalt zerrissenes Amerika als zivilisierte, kultivierte Nation in die Geschichte einzuschreiben. Die Bilder, als JFKs Witwe und Mutter der gemeinsamen Kinder, werden zu Ikonen. Natalie Portman verausgabt sich in dieser Rolle. Sie weint, zittert, tröstet ihre beiden Kinder, versucht, Haltung zu bewahren, fragil und stark zugleich. Die 35jährige sieht Jacqueline Bouvier Kennedy nicht nur verblüffend ähnlich. Die Oscarpreisträgerin überzeugt vor allem durch ihre schauspielerische Leistung. Berührend schafft sie es dieser legendären Figur Lebendigkeit zu verleihen. Gleichzeitig zeigt sie wie sehr die facettenreiche Kultfigur, allen Boulevardklischees zum Trotz, gegen das konventionelle Frauenbild ihrer Zeit ankämpft. Das wahrhaft intensive, collagenartige Drama des chilenischen Regisseurs Larraín ist auch für den Zuschauer eine emotionale Tour de force zwischen Fassungslosigkeit, Trauer, Wut und Kampf um die Kontrolle im absoluten Ausnahmezustand. Die Rahmenhandlung seines vielschichtigen Porträts bildet ein Interview, das die Witwe auf dem Landsitz in Hyannis Port dem Life-Magazin-Journalisten Theodore H. White (Bily Crudup) kurz nach dem Auszug aus dem Weißen Haus gibt. Rückblenden zeigen die Szenen um die schrecklichen Ereignisse in der düstersten Zeit ihres Lebens.

USA 2016
Regie: Pablo Larraín
Drehbuch: Noah Oppenheim
Darsteller: Natalie Portman, Peter Saarsgard, Greta Gerwig, John Hurt
100 Minuten

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