Paula - Mein Leben soll ein Fest sein

Drama über das kurze, wilde Leben der Paula Modersohn-Becker, das sie als lebenshungrige Frau zeigt, die gegen alle Konventionen um 1900 als Künstlerin arbeitet. Formgewandt und in teils wunderbaren Bildern inszeniertes Biopic

Dass Paula (Carla Juri) sich für die Malerei begeistert, ist in den Augen ihrer Familie und der Öffentlichkeit schon schlimm genug. Doch dass dieses leidenschaftliche, ungebärdige Mädchen tatsächlich als Künstlerin arbeiten will und absolut keine Lust hat, sich den herrschenden Konventionen anzupassen, ist ein zusätzlicher Schock für ihre Umgebung. Eigentlich geht Paula Becker nach Worpswede, um bei Fritz Mackensen einen Ferienmalkurs zu machen – so ein bisschen fröhliches Rumgepinsel in freier Natur, extra für höhere Töchter vom Künstlerkreis eingerichtet, als zusätzliche Einnahmequelle für die Maler und vielleicht auch, um ein bisschen mit den jungen Damen zu flirten. Aber Paula will mehr – viel mehr, als unter Aufsicht des angesehenen Malers brav nach der Natur zu malen. Sie schließt Freundschaft mit Clara Westhoff, der es ähnlich geht wie ihr: Beide träumen von künstlerischer Freiheit. Doch der Weg dorthin ist vollgestopft mit Hindernissen. Als Paula den Maler Otto Modersohn heiratet, scheint es, als hätte sie nicht nur ihre große Liebe, sondern auch einen verständnisvollen Unterstützer gefunden...

Wenn etwas ungewöhnlich ist an diesem Film über eine ganz und gar ungewöhnliche Frau, dann ist es Carla Juri und ihre intensive Spielweise: Sie vibriert förmlich vor Lebensfreude und Lebenslust; ihre spontanen Gesten und Blicke, die manchmal überraschend witzigen Kommentare, die sie mit liebenswerter, leicht rauer Mädchenstimme hinwirft, und ihre ganze entschlossene, aufrechte Haltung machen aus Paula eine intelligente, leidenschaftliche Frau auf der Suche nach Erfüllung, sowohl in der Kunst als auch im Privaten. Carla Juri tut, was sie kann, und sogar ein bisschen mehr, um das deutlich zu machen. Carla Juri wirkt zudem manchmal wie ein ungezogenes Kind, was irgendwie unzeitgemäß ist. Vielleicht ist das die Interpretation einer heutigen Zeiterscheinung, in der Kindlichkeit bei Erwachsenen gelegentlich nicht nur geduldet wird, sondern auch als eine Art Qualitätsmerkmal gilt, insbesondere bei Frauen. Dabei war die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert tatsächlich eine wilde Zeit, in der ordentlich die Post abging, auch bei den Frauen und vor allem in der Kunstszene, siehe Käthe Kollwitz, Alma Mahler und natürlich Paulas Freundin, Clara Westhoff. Trotz allem gelingt es dem Film, Neugier zu wecken, zumindest auf das wahre Leben der Paula Modersohn-Becker, die für ihre kurze Schaffensperiode ein ungeheuer umfangreiches Werk hinterlassen hat.

Deutschland, Frankreich 2016
Regie: Christian Schwochow
Drehbuch: Stefan Kolditz, Stephan Suschke
Darsteller: Carla Juri, Albrecht Abraham Schuch, Roxane Duran, Joel Basman, Stanley Weber, Michael Abendroth, Nicki von Tempelhoff
123 Minuten
ab 12 Jahren

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