Hinter den Wolken

Nach 50 Jahren treffen sich Emma und Gerard wieder und verlieben sich neu. Ruhige Komödie, die mit frischem Wortwitz und zwei herausragenden Hauptakteuren glänzt

Ausgerechnet bei der Trauerfeier für ihren Mann Frederik sieht Emma nach 50 Jahren Gerard wieder. Er war einst der beste Freund ihres Mannes und – wie sich bald herausstellt – vor vielen Jahren Frederiks Rivale um Emmas Liebe. Gerard will Emma treffen, aber sie zögert, aus echter Trauer, denn ihre Ehe war wirklich glücklich, und aus Pietät, aber vielleicht auch aus Angst. Doch Gerard erweist sich als ziemlich hartnäckig. Als die beiden sich endlich wiedersehen, erkennt Emma schnell, dass Gerard sie immer noch liebt. Damit kann Emma nicht umgehen, und sie ist auch ein bisschen schockiert über Gerards Annäherungsversuche. Sie ziert sich nicht nur, sie zieht sich sogar zurück. Doch nach so vielen Jahren des Wartens hat Gerard nicht mehr viel Geduld. Jetzt oder nie, heißt die Devise. Als Emma sich auf eine Beziehung mit Gerard einlässt, schockiert sie damit ihre Familie, aber auch sich selbst...

Sehr sanft, sehr ruhig ist der Grundton dieser sensiblen Komödie, die ihr Publikum eher zum Schmunzeln als zum Lachen bringt. Und das liegt dann vor allem an den geschliffenen Dialogen, die gelegentlich zwischen den beiden Hauptdarstellern hin- und hergepfeffert werden. Wie sich die ehemaligen Liebenden nach so vielen Jahren wieder einander nähern, ist nicht nur rührend, sondern auch witzig und liebevoll. Der „Realitätscheck“ vor dem ersten Sex wird dann folgerichtig zu einem echten Highlight. Diese beiden sind noch lange nicht reif fürs Abstellgleis. Die junge Regisseurin Cecilia Verheyden zeigt ein Paar, das absolut mit der Zeit geht: Emma ist keinesfalls eine brave Oma, die mit Dutt und Strickzeug den Tag im Schaukelstuhl verbringt. Im Gegenteil: Sie ist umtriebig, macht Sport und geht zum Englischkurs, sie ist aktiv in sozialen Netzwerken – Gerard nimmt nach dem Begräbnis ihres Mannes Kontakt mit ihr über Facebook auf. Er ist Schriftsteller, lebt in Frankreich, kümmert sich aber rührend um seinen dementen Bruder, einen ehemaligen Pianisten, der in einem belgischen Pflegeheim lebt. Zwei Ehen hat Gerard hinter sich. Und als Emma meint, er hätte eben nie die Richtige gefunden, antwortet er: „Doch – ein Mal.“ Also noch eine Senioren-RomKom? – Ja, aber auch eine ganz besonders hübsche, denn hier findet nicht nur nach vielen Jahrzehnten endlich der Topf sein Deckelchen, sondern Chris Lomme (Emma) und Jo De Meyere (Gerard) sind ein perfekt eingespieltes Paar. Die beiden spielen so authentisch und so außergewöhnlich gut, dass es irgendwann überhaupt keine Rolle mehr spielt, ob dieses offenbar füreinander bestimmte Paar nun 20 oder 70 ist.

Belgien 2016
Regie: Cecilia Verheyden
Darsteller: Chris Lomme, Jo De Meyere, Charlotte De Bruyne
109 Minuten
ohne Altersbeschränkung

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