Die fast perfekte Welt der Pauline

Auf den abreissbaren Inseratkopien, die sie an Laternenpfähle ihrer bretonischen Kleinstadt klebt, bezeichnet sie sich als „beinahe professionelle“ Geigerin. Nachgefragt wird die Ende 30-jährige Pauline aber vor allem als Alleinunterhalterin zur Bespaßung junger bis alter Gruppen. Im Gewand des heroischen Jedi-Ritters ist Pauline eines Tages unterwegs, um kurzfristig an einen Auftritt bei einem Kindergeburtstag noch eine Zusatzschicht beim Seniorenverein dranzuhängen. Die etwas schusselige Musikerin verfährt sich auf dem Weg dorthin allerdings und erschreckt in ihrer Not dann ausgerechnet jenen Mann, der ihr vielleicht den richtigen Weg hätte zeigen können, derart, dass der in eine Baugrube stürzt und ins Koma fällt. Pauline fühlt sich schuldig, besucht den Unglücksraben im Krankenhaus, wo sie sich als dessen Cousine ausgibt. Bald zieht sie auch in dessen Wohnung ein und kann ihn als Lehrer an der örtlichen Musikschule ersetzen. Das Leben für sie läuft in dieser Phase nahezu perfekt, auch wenn sie aufpassen muss, sich nicht in Widersprüche zu verstricken...

Auch wenn Pauline auf halbwegs voraussehbaren Pfaden wandelt, so heißt das nicht, dass man sich mit ihrer Situation nicht doch auch identifizieren könnte und auf ein möglicherweise romantisches Ende für sie hoffen würde. Gerade in diesem Belang erweist sich Isabelle Carré („Die Sprache des Herzens“, „Die anonymen Romantiker“) als sehr gute Besetzung für eine sensible und unsichere Frau, die trotz kleinerer Macken sympathisch scheint und noch immer nach dem Platz in ihrem Leben sucht, sich darin aber bewegt wie ein weiblicher Pierre Richard. An eine poetische Grundstimmung dockt der Film nicht zuletzt auch mit seinem deutschen Titel an, erinnert der doch ein wenig an „Die wunderbare Welt der Amélie“, was sich auch in der verspielt-verträumten Filmmusik äußert. Erinnerungen weckt „Die fast perfekte Welt der Pauline“ (im französischen Original heißt sie Perrine) aber auch an die US-Produktion „Während Du schliefst“ von Jon Turteltaub aus dem Jahr 1995. Damals wachte Sandra Bullock als vermeintliche Verlobte am Bett eines ins Koma gefallenen Mannes, den sie nach einem Sturz auf ein Zuggleis rettete. Der Fokus lag hier allerdings mehr auf dem romantischen Moment denn wie hier in Marie Belhommes leichter Sommerkomödie auf den komischen Situationen, in denen sich die Hauptfigur aufgrund ihres Charakters im Grunde eher unfreiwillig hineinmanövriert.

Frankreich 2015
Regie: Marie Belhomme
Darsteller: Isabelle Carré, Carmen Maura, Philippe Rebbot, Nina Meurisse, Laurent Quere
Laufzeit: 81 Minuten
FSK: ohne Altersbeschränkung

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