Der will nur Spielen! + Stiller Frühling

Der will nur spielen!

H. P. Volxmann ist unzufrieden mit den gesellschaftlichen Umständen seiner Heimatstadt. Doch da er, seiner eigenen Meinung nach, der Einzige ist, der das ändern kann, muss er eben Diktator werden. – Regisseur Axel Ranisch, 1983 in Berlin als dickes Kind zweier Leistungssportler geboren, hegt anfangs eine kritische Distanz zum Medium Film. Erst 2002 ändert sich diese Haltung schlagartig durch seinen ersten Kurzfilm, welcher aus einem Versehen heraus entsteht. Fortan realisiert er Filme in Akkordarbeit und in den sieben Folgejahren entstehen etwa 80 Kurzfilme in Eigenregie und einige weitere auch als Darsteller (z.B. in der Daniel-Kehlmann-Verfilmung "Ruhm"), Autor, Filmkomponist oder Cutter ("Papa Gold", 2011). Von 2004 bis 2011 studiert er an der HFF Potsdam Babelsberg Regie bei Rosa von Praunheim und Andreas Kleinert. Axel bleibt seinem eigenen Stil treu Filme nach eigenen Regeln ins Leben zu rufen: chronologisch, ohne Drehbuch und mit Improvisationen. Im Herbst 2011 gründet er mit dem Schauspieler Heiko Pinkowski, dem Kameramann Dennis Pauls und der Produzentin Anne Baeker die Produktionsfirma "Sehr gute Filme". In ihrem Manifest wird der Wert von Intuition und Improvisation über den von großen Budgets und langen Produktionszeiten gestellt. Ranischs Filme sind seit 2002 auf über hundert kleinen und größeren Filmfestivals unterwegs und werden immer wieder mit Auszeichnungen bedacht. DER WILL NUR SPIELEN! hatte seine Premiere 2008 beim Saarbrücker Max Ophüls Preis und kann als Auftakt zum German Mumblecore gelten.

Stiller Frühling

Sebastian ist 21 und war noch nie mit einer Frau zusammen. Seine Geduld ist am Ende! Doch weder die Tipps seines rüstigen Großvaters noch die abstrusen Methoden seiner Therapeutin können ihm wirklich helfen, unbefangen auf Andere zuzugehen. Nur langsam beginnt er, aus seinem Gedankenurwald auszubrechen ... - Furios dieses augenzwinkernde Vexierspiel, in dem Nico Sommer die Grenzen zwischen Fiktion und Dokumentation verschwimmen lässt. Im klassischen Dokumentarstil wird der 21jährige Sebastian - ausgezeichnet dargestellt von Tom Lass - interviewt, dessen Lebenskrise darin besteht, dass er zu schüchtern für das andere Geschlecht ist. Um nun endlich seine männliche Jungfernschaft ein für allemal in die Vergangenheit zu befördern, sucht er Rat bei seinem Großvater und einer Psychotherapeutin. Seine Odyssee spart nicht mit Kritik am gesellschaftlichen Status quo, bleibt dabei aber geistreich und driftet nicht in den Slapstick ab. Dies wirkt so lebensecht - so authentisch, dass sich das Publikum in einer Dokumentation wähnt. Die SchauspielerInnen tragen entscheidend - überzeugend - dazu bei. Sie leisten Großartiges, allen voran Tom Lass (als Sebastian) und Thorsten Kaphahn (als Opa). „Stiller Frühling“ steht für einen doppelten (und doppelbödigen) Blick auf die gängigen Inszenierungen der Medien und auf so manch einschlägige Sichtweise unseres Beziehungsalltags. Eben darum ist der Film, der den German Mumblecore 2008 miteinläutete, gewiss auch ein Glücksfall für die (medien-) pädagogische Arbeit.

Mm Vorprogramm der Kurzfilm BADEMEISTER PAUL.

Deutschland 2007 / 2008, Regie: Axel Ranisch, Darsteller: Charly Hübner, Tom Lass, Daniel Fripan, 40 Minuten

Deutschland 2007, Regie: Nico Sommer, Darsteller: Tom Lass, Thorsten Kaphahn, Livia S. Reinhard, 49 Minuten, ab 12 Jahren

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