Unterwegs mit Jacqueline

Fatah sieht aus, wie sich Klein-Fritzchen einen Finanzbeamten vorstellt: bebrillt, mit weichendem Haupthaar und schlecht sitzenden Klamotten, zudem in seinen Bewegungen immer ein bisschen staksig und unbeholfen. Tatsächlich aber ist Fatah ein Bauer in Algerien. Er hat eine Frau, zwei wohlgeratene Töchter, und er hat Jacqueline, eine milchkaffeebraune Kuh mit sanften Riesenaugen – Fatahs ganzer Stolz. Sein größter Traum ist, sie auf der Landwirtschaftsmesse in Paris zu präsentieren. Und eines Tages geht der Traum in Erfüllung: Fatah kann nach Paris fahren, um Jacqueline beim Wettbewerb um die schönste französische Kuh vorzustellen. Das ganze Dorf legt für die Schiffsreise zusammen, und gegen den Willen seiner Frau Naïma macht sich Fatah mit Jacqueline auf die abenteuerliche Reise, die ihn zu Fuß von Marseille nach Paris führt, denn für mehr als die Schiffsüberfahrt hat das Geld nicht gereicht. Auf ihrem Marsch in die Hauptstadt treffen Bauer und Kuh viele, meist freundliche Menschen, und das ist kein Wunder, denn Fatah selbst ist ein so sympathischer, liebenswerter Mann, dass ihm niemand widerstehen kann...

Mohamed Hamidi erzählt in einem angenehmen Tempo, das zu der meist ländlichen Kulisse passt. Dazu gibt es einen tollen, jazzig orientalischen Soundtrack, der schon für sich gute Laune macht. Neben dem großartigen Hauptdarsteller Fatsah Bouyahmed, der sich die Rolle teilweise selbst auf den Leib schreiben durfte, glänzt der ehemalige Filmschönling Lambert Wilson als depressiver Adliger. Jamel Debbouze, ebenfalls bekannt aus unzähligen französischen Filmen, spielt Fatahs Schwager als mies gelaunten Hektiker, der sich im Nullkommanix ans westliche Leben angepasst hat. Nebenher und ganz unspektakulär geht es dann auch um das Zusammentreffen zweier Kulturen, und in schöner Beiläufigkeit betrachtet Mohamed Hamidi das gespannte Verhältnis Frankreichs zum Islam. Mohamed Hamidi hat einen wunderbar komischen, durch und durch optimistischen Film geschaffen, der von unterschiedlichen Menschen in unterschiedlichen Kulturen handelt, die dennoch vieles gemeinsam haben. Fatah ist der unschuldige Held, der von einer Beinahekatastrophe in die nächste geworfen wird, in einem modernen Märchen, das dennoch sehr authentisch ist. Seine Botschaft: Mit Freundlichkeit und Zuversicht lassen sich alle Probleme irgendwie bewältigen. Das ist allerbestes französisches Wohlfühlkino.

Frankreich, Marokko 2015
Regie: Mohamed Hamidi
Darsteller: Fatsah Bouyahmed, Lambert Wilson, Jamel Debbouze
92 Minuten
ohne Altersbeschränkung

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