Nur wir drei gemeinsam


Als junger Jurastudent kämpft der Iraner Hibat auf Seiten der Kommunisten gegen die Macht des Schahs, wird inhaftiert und bleibt dennoch seinen Ansichten treu, auch gegen den Widerstand in der eigenen Familie. Nach der Entlassung trifft Hibat die junge Krankenschwester Fereshteh. Es ist Liebe auf den ersten Blick, aber für ein unbekümmertes Leben zu zweit ist keine Zeit. Denn auf den Sturz der Monarchie folgt die Diktatur der Islamisten – und Hibat geht wieder in den Untergrund, diesmal unterstützt von Fereshteh, die seine Ansichten teilt. Sie bekommen einen Sohn und verlassen den Iran für immer. Mit Hilfe von Fereshtehs Eltern flüchten sie zuerst in die Türkei und von dort nach Frankreich, wo sie sich eine neue Existenz aufbauen, die bis heute geprägt ist von sozialem Engagement. So weit der Inhalt, aber die wahre Qualität dieses Films zeigt sich in Ausführung, Atmosphäre und Darstellung: eine exquisite Komödie mit mächtig viel Tiefgang, die manchmal spielerisch, manchmal mit großem Ernst davon erzählt, dass es sich lohnt, ein anständiger Mensch zu sein und zu bleiben.

Wie schön, dass es solche Filme gibt! Sie sorgen für Hoffnung – für die Welt, fürs Kino und vor allem für alle Menschen, die immer ganz kurz davor sind, sich der Verzweiflung hinzugeben. Kheiron, der ein wunderbarer Schauspieler ist und gleichzeitig Autor und Regisseur seiner eigenen Biographie, erzählt die bewegte und bewegende Geschichte seiner Eltern als tragikomische und oft sehr schwarzhumorige Reise durch die Vergangenheit. Dabei gelingt es Kheiron, zwischen Ernst, Irrsinn und Komik zu balancieren wie ein besonders mutiger Seiltänzer, der die schwierigsten Passagen mit lässiger Eleganz überwindet. Zu den großen Widersprüchen der Komik gehört, dass nichts so schwierig ist wie die Leichtigkeit und dass Komiker, also Menschen, die komisch sein können, als minderbegabte Schauspieler bzw. Lachnummern abgetan werden. Wie groß dieser Irrtum ist, zeigt sich hier einmal mehr. Die politische Gefangenschaft Hibats inklusive Einzelhaft und Folter wird bei Kheiron zur beklemmenden Darstellung, die erst mit einem Hauch von Komik erträglich wird, so wie das Leben an sich. Lachen als Akt der Selbstverteidigung – das ist eine schwierige Angelegenheit, ein Drahtseilakt, der leicht zum Absturz führen kann. Doch Kheiron weiß, was er tut. Bei ihm wird das Lachen zum erlösenden Momentum, das sich von den handelnden Personen aufs Publikum überträgt.

Frankreich 2015
Regie: Kheiron
Darsteller: Kheiron, Leïla Bekhti, Gérard Darmon

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