High-Rise

Schauplatz ist ein 40stöckiger Wolkenkratzer, ein Experiment des modernen Wohnungsbaus, der Mitte der 70er Jahre, einen Ausweg aus städtebaulichen Problemen weisen sollte. Das Hochhaus bildet eine abgeschlossene Welt, es gibt Schulen, Supermärkte, Restaurants, einen Swimmingpool, allein zur Arbeit verlassen die Bewohner das Gebäude noch, zumindest anfangs. Hauptfigur ist Robert Laing (Tom Hiddleston), der als Pathologe im Krankenhaus arbeitet, frisch eingezogen ist und mit seiner Wohnung auf der 25ten Etage in etwa im sozialen Mittelfeld des Gebäudes steht. Fast ganz unten lebt der Fernsehjournalist Richard Wilder (Luke Evans), ganz oben, im Penthouse, mit angeschlossenem Dachgarten, in dem Pferde und andere Tiere grasen, lebt Anthony Royal (Jeremy Irons), Architekt und Besitzer des Hochhauses. Der das Gebäude als soziales Experiment intendiert hat, in dem alle sozialen Klassen Großbritanniens friedlich - wenngleich räumlich getrennt! - miteinander leben können. Doch nach und nach scheitert dieses Experiment, zerfällt die soziale Ordnung, beginnt im Hochhaus die Anarchie zu herrschen, beginnen Klassenkämpfe zu wüten...

Ben Wheatley, in Deutschland bislang kaum bekannt, in England und auf Festivals durch seine Genre-Experimente "A Field in England", "Kill List" oder "Sightseers" auf dem Weg zum Kultstatus, und seine Drehbuchautorin Amy Jump haben versucht, den Roman von J.G. Ballard zu verfilmen. Ihre Adaption hält sich einerseits penibel an die Vorlage, nimmt sich aber auch mehr Freiheiten, als es zeitgenössische Adaption oft tun. Das Ergebnis ist ein Film, der ziemlich exakt die Atmosphäre des Romans einfängt, eine Atmosphäre des moralischen Verfalls. Diesen Verfall schildert Wheatley nun in losen Szenen, impressionistischen Vignetten, die oft nur lose verbunden sind. Dass die Ausstattung so perfekt die 70er Jahre einfängt, die Schauspieler so sehr in ihren Rollen aufgehen, die Atmosphäre des Verfalls, der Dekadenz so gut eingefangen ist, kaschiert dabei, dass die Metaphorik des Hochhauses, in dem gesellschaftliche Entwicklungen komprimiert betrachtet werden, überdeutlich ist. Besser als Wheatleys "High-Rise" kann eine Verfilmung von J.G. Ballards eigentlich unverfilmbaren Büchern dennoch kaum sein, auch wenn der Film weniger als Erzählung funktioniert, sondern mehr als impressionistische Collage.

Großbritannien 2015
Regie: Ben Wheatley
Darsteller: Tom Hiddleston, Luke Evans, Jeremy Irons

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