Sing Street

Um das Mädchen seiner Träume zu gewinnen, gründet ein Außenseiter im Dublin der 80er Jahre eine Band. Der irische Regisseur John Carney („Once“) beschwört erneut auf mitreißende Weise die Kraft der Musik und der Liebe.

Mitte der 80er Jahre in Dublin aufzuwachsen ist ein hartes Brot: Die Rezession hat weite Teile der Gesellschaft erfasst, die Straßen sind grau, ebenso die Schuluniformen. Wenn man dann noch wie der 15jährige Conor (Ferdia Walsh-Peelo) ein wenig anders, ein wenig sensibler ist als seine Kameraden auf einer katholischen Schule, hat man es erst recht nicht leicht. Gleich am ersten Tag wird Conor von einem Rüpel in das Gesetz der Straße eingeführt, doch es gibt einen Lichtblick: Vor einem Haus gegenüber der Schule steht Raphina (Lucy Boynton) und scheint darauf zu warten, dass in ihrem Leben etwas passiert. Eigentlich soll das eine Modelkarriere sein, doch statt dessen begegnet ihr Conor. Allen Mut nimmt Conor zusammen, spricht Raphina an und fragt sie, ob sie in einem Musikvideo mitspielen möchte. Überraschenderweise sagt sie zu und Conor steht vor einem Problem: Er hat noch keine Band. Kurzentschlossen trommelt er ein paar Schulfreunde zusammen und beginnt Songs zu schreiben. Unterstützt von seinem Bruder Baxter (Don Wycherley), selbst ein verhinderter Musiker, der seine Träume längst begraben hat, entwickelt sich Conors Talent - und sein Selbstvertrauen.

Inspiriert vom Mitte der 80er Jahre gerade in Mode kommenden Medium Musikvideo, fühlt sich Conor berufen, in die Fußstapfen von Bands wie Duran Duran, Spandau Ballet oder The Cure zu treten. Ist er in den ersten Szenen noch ganz brav gescheitelt, bieder und zurückhaltend, entwickelt sich im Verlauf des Films sein Stil, wird die Schule zum Laufsteg für allerlei 80er Jahre Mode. Viel romantisierte Nostalgie ist im Spiel, wenn Conor und seine Bandkollegen in ausgewaschenen Jeans, Leder-Blousons, hochtoupierten Haaren und dramatisch geschminkten Augen ihre ersten Videos drehen, ganz amateurhaft, doch getragen vom Glauben an die eigene Qualität. Dass sich ein paar Schuljungs binnen kürzester Zeit von einer rumpeligen Band in erstaunlich talentierte Musiker verwandeln, muss man schlucken, zu mitreißend ist John Carneys Film, zu überzeugend seine erneute Ode an die Musik und die Liebe. Im Kern erzählt „Sing Street“ von der Kraft der Träume, dem Glauben daran, alles erreichen zu können, wenn man es nur versucht und alles dafür gibt. Man mag das ein wenig naiv finden, doch genau so funktioniert ja auch ein guter Popsong. Und wenn dann Conor und Raphina endlich zueinander finden und den Ausbruch aus ihrer grauen Welt wagen, kann man nicht anders, als ihnen alles Gute wünschen.

GB, Irland 2015
Regie: John Carney
Darsteller: Ferdia Walsh-Peelo, Lucy Boynton, Jack Reynor
106 Minuten

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