Der Schamane und die Schlange (Originalfassung mit deutschen Untertiteln)

Ein kranker weißer Mann – der deutsche Wissenschaftler Theodor Koch-Grünberg – findet gemeinsam mit seinem indigenen Begleiter Manduca den Schamanen Karamakate, der allein am Ufer des Amazonas lebt. Mit seiner Hilfe hoffen sie die seltene Yakruna-Pflanze zu finden, die den Forscher heilen könnte. Karamakate hasst die weißen Männer, die seinem Volk den Untergang gebracht haben. Aber er hilft dem Kranken, der so wissbegierig ist und trotz seiner Krankheit so viel wie möglich von ihm erfahren und lernen möchte. Mehr als 30 Jahre später: Karamakate ist alt geworden. Er hat seine magischen Fähigkeiten verloren und ist nur noch ein „Chullachaqui“ – die leere Hülle eines Menschen. Der Botaniker Evan möchte mit ihm zusammen auf den Spuren von Koch-Grünberg reisen. Die Yakruna-Pflanze ist inzwischen fast ausgestorben, nur Karamakate könnte die letzten Exemplare finden – und damit vielleicht auch wieder einen Weg zu sich selbst. Gemeinsam mit Evan geht der Schamane noch einmal auf den Fluss und auf eine mysteriöse Fahrt in die Vergangenheit...

Ciro Guerras Film entwickelt im Verlauf der Handlung eine beinahe hypnotische Kraft. Die düster schönen Breitwandbilder in Schwarzweiß lassen vieles überdeutlich werden, was sonst von der betäubenden Farbenpracht des Dschungels verdeckt werden könnte: die leichten Bewegungen des Wassers, das Spiel des Windes in den Blättern. Dazu kommen die beständigen Geräusche des Urwalds, eine Tonkulisse aus Pfeifen, Tschilpen, Knistern, Knacken, die irgendwann selbstverständlich wird und keineswegs beängstigend. Dies ist die Natur – sie ist, wie sie ist, und sie kann nicht gut oder schlecht sein. Der Mensch hingegen hat die Wahl, sich zu entscheiden. Oder doch nicht? Wer sich an Joseph Conrad und „Das Herz der Finsternis“ erinnert fühlt – bekanntlich auch Grundlage für „Apocalypse Now“ und „Aguirre, der Zorn Gottes“ – wird spätestens jetzt einige Parallelen entdecken. Auch hier geht es um die atemstockende Geschichte einer Reise, die nicht nur ins Innere eines Landes, sondern in die tiefsten Abgründe des menschlichen Geistes führt. Auch hier passiert sehr viel, nicht alles ist schön, manches ist grausam. Und doch ist Guerras Film ganz anders, einmalig in Form und Inhalt. Er verfügt über eine eigenartige, ganz unerwartet magische Wirkung, die nicht nur der großartigen Bildgestaltung und dem herausragenden Filmschnitt, sondern auch den sehr guten Akteuren und ihrem natürlichen Spiel zu verdanken ist.

Kolumbien / Venezuela / Argentinien 2015
Regie: Ciro Guerra
Drehbuch: Ciro Guerra, Jaques Toulemonde
Darsteller: Jan Bijovet, Brionne Davis, Nilbio Torres, Antonio Bolívar, Yauenkü Miguee
125 Minuten
ab 12 Jahren

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