Die Kommune

„Ich will ankommen!“, sagt Familienvater Erik (Ulrich Thomsen) stolz. Der erfolgreiche Architektur-Dozent hat sich gerade spontan entschieden, die frisch geerbte Villa nicht zu verkaufen, sondern zu einer Kommune umzufunktionieren. Eigentlich tauscht er das traute Familienleben gegen die alternative Lebensform nur aufgrund des sanften Drucks seiner Lebensgefährtin Anna (Trine Dyrholm), einer prominenten TV-Moderatorin. Ihre gemeinsame Tochter Freja ist von den WG-Aussichten gleichermaßen begeistert und schließlich locken zudem zusätzliche Mieteinkünfte. Immer mehr alte Freunde sowie neue Bekannte ziehen als Aussteiger in das gutbürgerliche Haus. Trotz kleinerer Scharmützel im Alltag und fehlendem Geld in der Bierkasse, entwickelt sich das Leben in der Gemeinschaft recht gesellig. Dann allerdings passiert dem erfolgreichen Dozenten Erik am Arbeitsplatz ein kleines Missgeschick, das weitreichende Konsequenzen nach sich zieht: Aus der kleinen Affäre mit einer jungen Studentin entwickelt sich die ganz große Liebe. Die gehörnte Partnerin des Architekten gibt sich verständnisvoll und lässt die Rivalin gar als neue Mitbewohnerin in der Villa Kunterbunt gewähren...

Wie einst in „Das Fest“ seziert Vinterberg mit sichtlichem Vergnügen und großer Stimmigkeit die emotionalen Höhen und Tiefen des Familienlebens und das Chaos aus Lügen und Liebe – dass er einst selbst seine Kindheit in einer Kommune verbrachte und, wie der Held im Film, seine Gattin für eine jüngere Frau verlassen hat, sorgt für zusätzliche Authentizität. Aus dem dramaturgischen Füllhorn der höchst unterschiedlichen Figuren hätte man sicher mehr vergnügliche Konflikte herausholen können, doch auch in der Beschränkung auf die Dreier-Kiste funktioniert diese Dramödie durchaus kurzweilig. Das liegt zum einen an den flotten, gut geschliffenen Dialogen. Vor allem aber an dem exzellenten Ensemble, das die psychologisch gut durchdachten und entwickelten Protagonisten mit glaubwürdiger Empathie auf die Leinwand bringt. Ulrich Thomsen („Zweite Chance“) überzeugt mühelos als schwer verliebter Familienvater mit sichtlich schlechtem Gewissen. Derweil Trine Dyrholm als tief verletzte und verunsicherte Partnerin eine wahre Tour-de-Force liefert, für die sie auf der Berlinale als ganz große Favoritin für den Schauspiel-Bären galt und auch die Jury unter Meryl Streep überzeugte.

Dänemark 2016
Regie: Thomas Vinterberg
Darsteller: Ulrich Thomsen, Trine Dyrholm, Fares Fares, Lars Ranthe
111 Minuten

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