Ein Mann namens Ove

Wer in Oves (Rolf Lassgård) Nachbarschaft lebt, hat nicht gut Kirschen essen. Der grantige Rentner durchstreift allmorgendlich die beschauliche Wohnsiedlung seines schwedischen Heimatstädtchens. Auf den ersten Blick ist hier alles in bester Ordnung: Kleinfamilien, allgemeine Harmlosigkeit, viel Ruhe. Doch Ove sieht das anders. Seiner Ansicht nach versinkt die Siedlung im Chaos, wenn jemand zum Beispiel das Tor offen lässt oder das Fahrverbot nicht einhält. Wer Ove zum Nachbarn hat, kann aber auch Gutes daraus ziehen. Denn Ove, das liegt trotz allem auf der Hand, ist unter der grantigen Schale ein feiner Kerl, meistens zumindest. Das merkt auch seine neue persische Nachbarin Parvaneh (Bahar Pars), die mit Mann und Tochter ins Haus nebenan zieht. Außerdem geht es Ove nicht so gut. Schon in der Auftaktszene will sich der 59-Jährige das Leben nehmen, doch es kommt etwas dazwischen. Seit dem tragischen Tod seiner Frau Sonja (Ida Engvoll) vor ein paar Monaten lebt der Witwer zurückgezogen. Selbst seinen besten Kumpel, mit dem ihm eine lebenslange Rivalität in der Frage "Wer fährt das bessere Auto?" verbindet, will Ove nichts mehr zu schaffen haben...

Dass Hannes Holm eine gute Balance zwischen tragischen und komischen Momenten findet und dabei – aller Dramatik zum Trotz – nie in seichten Kitsch rutscht, lässt "Ein Mann namens Ove" runder wirken als ähnlich angelegte Tragikomödien mit alten, zeternden Männern, die sukzessive neues Lebensglück finden. Die in den Rückblenden erzählte Liebe-auf-den-ersten-Blick-Geschichte ist tatsächlich berührend und auch Oves tiefe Trauer, die in der dramatisch, aber ebenfalls nicht kitschig anschwillenden Musik Widerhall findet, wirkt glaubhaft. Filmisch lehnt sich Hannes Holm nicht weit aus dem Fenster, zimmert aber einen passenden Rahmen für die Geschichte. In oft unbewegten, vom Stativ gefilmten Bildern lotet er die Beziehungen der Figuren untereinander aus. Die entsättigte, weiche Farbgebung etabliert eine gewisse Tristesse, setzt aber auch Farbakzente, die im Verlauf der Handlung immer mehr Oberhand gewinnen. "Aus diesem Leben kommt niemand lebend raus," sagt Ove einmal. Wo er Recht hat, hat er Recht. Doch vielleicht sagt er solche Sachen nicht, weil er Menschen nicht leiden kann, sondern weil er ein zu großes Herz hat – und vielleicht braucht einer wie Ove erst eine liebenswerte Nachbarin, die ihn zurück ins Leben begleitet.

Schweden 2015
Regie: Hannes Holm
Darsteller: Rolf Lassgård, Bahar Pars, Ida Engvoll, Zozan Akgün, Filip Berg, Bahar Pars, Tobias Almborg, Viktor Baagøe
100 Minuten
ab 12 Jahren

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