Die dunkle Seite des Mondes

Als Wirtschaftsanwalt ist Urs Blank absolute Spitze: klug, erfolgreich, ein knallharter Verhandler im Reich der Hochfinanz, der weiß, was er will, und stets seine Ziele erreicht – einmal Alphatier, immer Alphatier. Er lebt mit Evelyn, seiner standesgemäß schicken Frau, in einem Luxusloft über den Dächern von Frankfurt am Main. Sein neuester Coup: die Fusion zweier Pharmafirmen. Der einzige, der ihm annähernd das Wasser reichen kann, ist sein Geschäftspartner Pius Ott, ein aalglatter, rücksichtsloser Typ. Im Gegensatz zu Ott wirkt Urs Blank eleganter und weltgewandter, so unerschütterlich wie selbstbewusst. Doch da ist irgendetwas, was Blank unzufrieden macht, vielleicht ist es die Midlife Crisis, oder womöglich entwickelt er Skrupel? Blanks Leben wird erschüttert: Er muss einen Selbstmord miterleben und lernt bald darauf Lucille kennen, ein ziemlich flippiges Mädchen. Mit ihr entdeckt er für sich eine neue, bisher unbekannte Art von Leben und Leidenschaft. Vielleicht verkörpert sie genau das, was ihm gefehlt hat? Sie nimmt ihn zu einer Hippiekommune mit, wo Blank ein paar interessante getrocknete Pilze probiert. Doch der Trip hat unerwartete Folgen für den Starjuristen...

Anders als im Buch ist dieser Urs Blank ein Zweifelnder, auch wenn er anscheinend skrupellos Existenzen ruiniert. Moritz Bleibtreu gibt ihm schon im ersten Bild einen Hauch von düsterer Melancholie. Martin Suter lässt seinen Blank zum Mörder werden, der sich über sich selbst wundert, nach dem Motto: „Oops, was hab ich denn da schon wieder angestellt?“ Stephan Rick macht aus Blank einen kaum gezähmten Wolf, der darauf wartet, die Kontrolle zu übernehmen. Das ist vielleicht etwas weniger elegant als im Roman und deutlich weniger witzig. Aber das macht nichts, denn es ist gut für die Spannung und passt besser zu Moritz Bleibtreu, der die Bestie in sich entdeckt und daran verzweifeln möchte, aber nicht kann, weil er natürlich weiß – genau wie Suters Blank, dass er mit dem Pilztrip sein wahres Ich geweckt hat. Stephan Rick hat für seine Interpretation sehr inspirierte Locations gefunden. Zu den Bildern liefert Gast Waltzing einen tollen Soundtrack, der erfreulicherweise meilenweit entfernt ist von deutscher TV- und Kino-Dutzendware: ein akustischer Genuss, der nur sehr gelegentlich und dann extrem diskret an das Album von Pink Floyd erinnert, dem Buch und Film ihren Titel verdanken. Schon allein aus diesem Grund sollte man den Abspann bis zum Ende sehen.

Deutschland, Luxemburg 2015
Regie: Stephan Rick
Darsteller: Moritz Bleibtreu, Jürgen Prochnow, Nora von Waldstätten
97 Minuten

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