Kirschblüten und rote Bohnen

Die Geschichte dreier einsamer Menschen, die einen Teil ihres Lebensweges miteinander verbringen und dabei ein klein wenig glücklicher werden. Stilistisch brillant erzählte Geschichte über Vergänglichkeit und Hoffnung

Sentaro betreibt eine ziemlich schäbige Imbisshütte, wo er gefüllte Pfannkuchen verkauft: Doriyaki – die Füllung besteht aus einer süßen Paste, deren Hauptbestandteil rote Bohnen sind, eigentlich ein beliebter Snack, aber bei Sentaro ist für gewöhnlich nicht viel los. Er macht seine Arbeit pflichtbewusst, jedoch ohne Spaß an der Sache. Die kleinen Pfannkuchen backt er mit wenig Enthusiasmus, und die rote Paste kauft er fertig im Großhandel. Die stille Schülerin Wakana ist Stammkundin und bekommt von ihm regelmäßig eine Tüte mit den misslungenen Doriyaki. Eines Tages, die Kirschen stehen gerade in voller Blüte, kommt Tokue, eine freundliche alte Frau, an Sentaros Stand und bietet ihre Hilfe an. Nach längerer Überlegung willigt Sentaro ein und lässt sie zur Probe Bohnenpaste machen. Das dauert viele Stunden und erfordert nicht nur unglaublich viel Aufwand, sondern auch jede Menge Geduld. Als es endlich ans Probieren geht, ist Sendaro begeistert: Tokues Paste ist absolute Weltklasse. Sie übernimmt ab sofort die Pastenproduktion, und Sentaros Geschäft nimmt unerwarteten Aufschwung. Der einsame Mann und die alte Frau freunden sich sogar ein wenig an...

Eine leise, aber deutlich spürbare Melancholie liegt über dem Film. Die Helden sind einsame Menschen, von denen es scheint, als hätten sie es akzeptiert, allein zu sein und damit unverstanden. Für kurze Zeit siegt der Optimismus: Beinahe fröhlich sind die Passagen, in denen Sentaro und Tokue zusammenarbeiten. Die alte Frau blüht ebenso auf wie Sentaro, ein Mann ohne Privatleben, der normalerweise gleichmütig, schweigend und diszipliniert arbeitet. Die Kirschblüte hält den Film wie eine Klammer zusammen: Sie symbolisiert die schnelle Vergänglichkeit des Schönen ebenso wie die Hoffnung darauf, dass sich Geduld lohnt, weil es eine neue Blüte gibt. Das gilt nicht nur für Kirschbäume, sondern auch für Menschen, könnte Regisseurin Naomi Kawase sagen. Wenn die drei Helden der Geschichte einen Teil ihres Lebens zusammen verbringen, dann ist das schon eine große Leistung, denn sie haben ihre Einsamkeit aufgegeben und sind kurz miteinander aufgeblüht. Es hat sich etwas geändert – zum Besseren, und das Gute könnte zurückkommen. Die poetische Kraft dieses Films ist gewaltig, sofern man bereit ist, sich auf eine Handlung einzulassen, deren Geheimnisse sich nur sehr langsam offenbaren und deren Dramatik sich erst im Verlauf steigert.

Japan, Frankreich u.a. 2015
Regie: Naomi Kawase
Darsteller: Kirin Kiki, Masatoshi Nagase, Etsuko Ichihara
113 Minuten
ohne Altersbeschränkung

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