Das brandneue Testament

Um ihrem herrschsüchtigen Vater mal so richtig eins auszuwischen, beginnt Gottes kleine Tochter damit, ein neues Testament zu schreiben. Einfallsreich, unterhaltsam, mit tollen Darstellern und einer ordentliche Portion Tiefgang - ein himmlisches Vergnügen!

Éa lebt mit Vater und Mutter in Brüssel, und sie findet alles ätzend. Der wichtigste Grund: Ihr Papa ist Gott, allerdings kein gütiger, älterer Herr, sondern ein miesepetriger, schlampiger Kerl, der den ganzen Tag im Bademantel am PC hockt, mit sadistischem Grinsen Katastrophen und Kriege anzettelt und die Menschheit mit immer neuen Geboten triezt. Mama ist auch keine große Hilfe: Sie lässt sich von ihrem Mann drangsalieren und träumt Éas großem Bruder JC hinterher. Nachdem es mal wieder zum Krach zwischen Vater und Tochter gekommen ist, beschließt Éa, zu den Menschen hinauszugehen. Sie möchte alles besser machen als ihr unfähiger Vater und plant, zusätzlich zu den bekannten zwölf Jüngern einige weitere anzuheuern, um gemeinsam mit ihnen Gutes zu tun. Doch vorher will sie Gott richtig fertigmachen – er soll genauso leiden wie die Menschen, die er so sadistisch quält. Schon bald findet sich eine günstige Gelegenheit: Éa knackt Papas PC und schickt per SMS allen Menschen ihren Todeszeitpunkt...

Hier kommt tatsächlich eine absolut originelle und hochgradige, geradezu gottvoll komische Geschichte. Doch diese Story ist vollkommen durchdacht, logisch bis in die hintersten Eckchen der verzwickten Handlung, die auf einer ganz klaren Ansage beruht: Am Anfang schuf Gott Himmel, Erde und Brüssel. Das ist die Vorgabe für eine furiose Reise durch die Welt des christlichen Glaubens, der bekanntlich viel mit Liebe und Hoffnung zu tun hat. So trifft Jaco Van Dormael bei aller Respektlosigkeit und trotz gelegentlich hocherfreulicher Albernheit ziemlich gut den Kern des Christentums und damit auch jeder anderen Religion. Pili Groyne spielt die kleine Éa und verbindet in ihrer Rolle kindliche Offenheit mit zeitloser Weisheit. Der Qualitätsschauspieler und Hochkomiker Benoît Poelvoorde überzeugt in der Rolle Gottes als genervtes Menschheits- und Familienoberhaupt. Seine Frau spielt die komödiantische Yolande Moreau. Der Film bringt alles mit für einen Arthouse-Hit – innovative Ideen, tolle Gags, virtuose optische Einfälle mit verblüffenden Special Effects und eine durchaus anspruchsvolle Thematik, die nicht nur äußerst amüsant ist, sondern auch für endlosen Gesprächsstoff nach dem Kinobesuch sorgen könnte. Hinzu kommt aber noch eine ganz besondere Wirkung, die das vergnügen in geradezu paradiesische Höhen steigert, denn „Das brandneue Testament“ sorgt einfach für göttlich gute Stimmung.

Belgien, Frankreich u.a. 2015
Regie: Jaco van Dormael
Darsteller: Pili Groyne, Benoît Poelvoorde, Marco Lorenzini
115 Minuten
ab 12 Jahren

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