Mia Madre

Hemmungslos prügeln Polizisten hinter Plexiglasschildern auf Demonstranten vor dem Fabriktor ein. Wasserwerfer drängen brutal in die Menge. Plötzlich ertönt aus dem Hintergrund eine laute Stimme. „Stopp, Stopp, Basta“, schreit Regisseurin Margherita (Margherita Buy) und bricht den Dreh ab. Aufgebracht will die engagierte Filmemacherin wissen, wer der Sadist an Kamera zwei sei. Seine Großaufnahmen der Schlägerei sind ihr zu gewaltverherrlichend. Entnervt schickt sie die Komparsen zum Trocknen und Umziehen. Gestresst dreht die Mutter einer pubertierenden Tochter (Beatrice Mancini) gerade einen sozialkritischen Film über einen Arbeitskonflikt in Rom.

Eine Druckerei wird an ausländische Kapitalgeber verkauft. Als ein neuer Boss aus Amerika kommt und Entlassungen drohen, besetzen die Arbeiter das Gelände. Um dem Film internationales Profil zu verleihen wird dazu extra der amerikanische Hollywoodstar Barry (John Turturro) nach Rom eingeflogen. Was nach einem politisch-motivierten Sozialdrama klingt, entwickelt sich dadurch bei den Dreharbeiten unfreiwillig fast zur Komödie. Denn der amerikanische Hauptdarsteller erweist sich als Chaot mit Starallüren. Ständig vergisst er auf dem Set seinen Text. Der Italo-Amerikaner John Turturro, die Ikone des amerikanischen Independent-Kinos, spielt ihn voller falscher Grandezza mit einzigartiger Selbstironie.

Aber Margherita plagen noch ganz andere Sorgen. Ihre Mutter Ada (Giulia Lazzarini) liegt im Krankenhaus. Den Gedanken, dass sie sterben wird, kann sie kaum ertragen. Während sich ihr Bruder Giovanni (Nanni Moretti) rührend um die kranke Mutter kümmert, schafft sie es kaum sich von ihrer aufreibenden Arbeit loszureißen. Von Schuldgefühlen geplagt, beginnt die Geschiedene zunehmend ihr Leben in Frage zu stellen.

Italien, Frankreich 2015
Regie: Nanni Moretti
Darsteller: Margherita Buy, John Turturro, Giulia Lazzarini, Nanni Moretti
107 Minuten

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