Steve Jobs

Ende Januar 1984: Apple-Mastermind Steve Jobs (Michael Fassbender) steht vor seinem ersten spektakulären Auftritt. Stolz will der 29jährige den ersten Bürger-Computer und eine Weltsensation, die über zwei Millionen Mal verkauft wird, vorstellen. Jobs möchte aus Computern ein Instrument der Befreiung machen, zugänglich für jeden. In dieser schon bis zum Zerreißen angespannten Situation treten plötzlich technische Probleme auf. Autoritär und despotisch versucht der ehemalige Hippie sie zu lösen. Nach Wochen ohne Schlaf, um den Apple marktfähig zu machen, liegen die Nerven blank. Zudem erwartet ihn hinter der Bühne seine Ex-Freundin Chrisann (Katherine Waterson) mit der gemeinsamen fünfjährigen Tochter Lisa (Makenzie Moss).
Cholerisch leugnet der nervöse Visionär die nachgewiesene Vaterschaft. Auch die Namensgleichheit mit dem Apple-Computer Lisa sei reiner Zufall, behauptet er stur. In der Computergeschichte gilt der Lisa als erster kommerzielle Rechner mit grafischer Benutzeroberfläche und Maus. Seine Marketing-Chefin Joanna Hoffman (Kate Winslet) hat größte Mühe, den perfektionistischen Ästhet pünktlich auf die Bühne zu bringen. Auch Kumpel Steve Wozniak (Seth Rogen), sein Freund aus der Gegenkulturbewegung, mit dem er sein Unternehmen einst gründete, ist sauer. „Du bist kein Ingenieur. Du bist kein Designer. Du kannst nicht einmal einen Nagel in die Wand schlagen. Ich habe die Platine gebaut. Wie kommt es also, dass ich zehn Mal am Tag lese: Steve Jobs ist ein Genie! Was tust Du eigentlich?", lässt er seinen Frust ab.

Vier Jahre später ist der inzwischen 33-Jährige nicht mehr Herr im Hause Apple. Der von ihm bestellte CEO John Sculley (Jeff Daniels), den er mit viel Mühe von Pepsi Cola abwarb und für ihn fast eine Vaterfigur darstellt, feuert ihn. Es kommt zum Showdown. Doch seine geliebte Computerwelt gibt er nicht auf. Hartnäckig will er jetzt mit dem NeXT-Computer zeigen, wer die besseren, die perfekten Geräte baut. Loyal bis zum äußersten ist die kämpferische PR-Managerin Joanna immer noch an seiner Seite. Und erneut taucht seine inzwischen neunjährige Tochter (Ripley Sobo) auf. Den großen Auftritt ihres Vaters will das intelligente Mädchen unbedingt in seiner Nähe erleben. Der aber bekommt plötzlich erzieherische Anwandlungen und ermahnt sie, die Schule nicht zu schwänzen.

Die schwierige Vater-Tochter-Beziehung zieht sich wie ein roter Faden durch alle Episoden der globalen Erfolgssaga. Auch im dritten Teil spielt sie als moralisches Zentrum eine wichtige Rolle. Im August 1998 holt der schwer angeschlagene Konzern den instinktsicheren Firmenlenker zurück. Der Apple-Kult lebt wieder auf. Der schick designte iMac wird vorgestellt. Jobs Kommunikationsidee „Think different“ macht die Kunden erneut zu Verbündeten, zu Rebellen gegen den Mainstream, gegen Microsoft und für die eigene Individualität. Und hier nun kommt es bei der Begegnung mit der mittlerweile 19jährigen Lisa (Perla Haney-Jardine) zum emotionalen Schlüsselmoment, der fast einer erlösenden Katharsis gleicht.

Den dramatischen Ausflug quer durch Steve Jobs Geschäftsleben inszeniert der britische Regisseur Danny Boyle („Trainspotting“ und „Slumdog Millionär“) als eine Art dialogstarkes Kammerspiel in klaustrophoben Gängen und Hinterzimmern. Immer wieder scheint bei der visuellen Tour de Force das Getriebene, oft wenig sympathisch Egomanische des Apple-Gründers auf. Mal wirkt der geniale Apple-Gründer wie ein trotziges Kind, dann wie ein gewiefter Manipulator, der seine Emotionen nicht immer im Griff hat und für den Empathie ein Fremdwort scheint. Gekonnt arbeitet Boyles orchestral abgestimmte Charakterstudie dabei mit flashartigen Zeitsprüngen innerhalb einer Szene. Selbst kurze Rückblenden auf die berühmte Garage in Cupertino im kalifornischen Los Altos fehlen nicht.

USA 2015
Regie: Danny Boyle
Darsteller: Michael Fassbender, Kate Winslet, Sarah Snook
123 Minuten
ab 6 Jahren

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