Voll verzuckert – That Sugar Film

„Just can’t get enough“ singen „Depeche Mode“ programmatisch zum Auftakt, zu den Klängen des Ohrwurms gibt es Impressionen aus der Zucker-Industrie: bonbonbunte Berge aus Süßigkeiten, Schokolade und natürlich braune Limonade vom Fließband. Dann erzählt Autor und Regisseur Damon Gameau von seinem Selbstversuch, mit dem er nicht zuletzt seine schwangere Freundin beeindrucken möchte. Für die Dauer von zwei Monaten will er unter ärztlicher Aufsicht täglich die Menge von 40 Teelöffeln Zucker zu sich nehmen, was statistisch dem Tageskonsum australischer Teenager entspricht. Der besondere Kniff dabei: Gameau geht den offensichtlichen Kalorienbomben wie Cola, Kuchen und Schleckereien aus dem Weg und ernährt sich von vermeintlich gesunden Lebensmitteln, in denen der Zucker ziemlich versteckt daherkommt, wie Müsli, Getreideriegel oder Smoothies. Weil der Regisseur während seines Experimentes bei der Ernährung auf Fett weitgehend verzichtet, hat sich die Zahl der Kalorien kaum verändert – sein Bauchumfang wächst dennoch so schnell wie die schlechten Leberwerte steigen. Als „Tsunami-Effekt auf die Leber“ beschreibt ein Facharzt die Folgen des Zuckerkonsums.

Für Aufklärung der amüsanten Art sorgen derweil Stephen Fry und Hugh Jackman. Während der britische Comedy-Star Fry mit einem gewohnt grandiosen Auftritt die Unterschiede von Saccharose und Fructose aufzeigt, schlüpft Frauenschwarm Jackman ins Magierkostüm und erklärt kurz und bündig die Kulturgeschichte des Zuckers. Das süße Nahrungsmittel kam erst im 12. Jahrhundert nach Europa, vor 70 Jahren wurden erstmals die gesundheitlichen Risiken diskutiert, bis dann in den 1980er Jahren dem Fett die Gesamtschuld an Zivilisationskrankheiten zugeschrieben wurde. Der Praxistest des Regisseurs ergibt derweil ein anderes Bild. Sei es im australischen Outback, wo ein Dorf von Aborigines zunächst erfolgreich gegen den grassierenden Zuckerkonsum ankämpft, um dann zu scheitern. Oder mitten in Kentucky, wo bereits Kleinkinder mit süßen Getränken abgefüllt werden, um als Teenager mit massiven Zahnproblemen zu enden. Dann schließlich geht es zur Kernfrage: Weshalb ist dieser künstliche Zuckerberg derart riesig? Warum setzt die Lebensmittelindustrie seit wenigen Jahrzehnten derart massiv auf den Einsatz der überflüssigen Süßstoffe? Weshalb unternehmen Regierungen so wenig gegen die offenkundigen Gesundheitsgefahren der Bevölkerung? Hier geben Stephen Fry und Hugh Jackman dem Affen Zucker!

USA 2014
Regie und Drehbuch: Damon Gameau
Darsteller: Damen Gameau, Hugh Jackman, Richard Davies, Stephen Fry
102 Minuten
ohne Altersbeschränkung

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