Landraub

Relativ spät haben Großinvestoren die Landwirtschaft entdeckt: als letzte Möglichkeit zum Geldscheffeln, eine Lizenz zum Gelddrucken. Sie pachten und kaufen vor allem in Ländern der 3. Welt riesige Landflächen, zahlen dafür verschwindend niedrige Beträge und machen aus ehemaligem Ackerland, brach liegenden Böden oder aus Urwäldern monokulturelle Nutzflächen. Kurt Langbein ist dem „Landgrabbing“ um die ganze Welt gefolgt. In Asien, Südamerika und Afrika, aber auch beinahe direkt um die Ecke, in Rumänien, hat er mit den Beteiligten gesprochen, mit den Finanzleuten wie mit den Betroffenen, ohne anzuklagen, ohne zu verurteilen, aber schon mit einem deutlichen Blick auf die Verteilung von Recht und Unrecht. Da gibt es Menschen in Kambodscha, die seit Jahrhunderten von der Landwirtschaft auf kleinen Anbauflächen leben konnten. Ihr Land wurde von der Regierung an einen Großinvestor aus Vietnam verkauft, der eine Kautschukplantage errichten will. Die Kleinbauern und ihre Familien werden mit Waffengewalt vertrieben, ihre Häuser werden angezündet, ihnen bleibt nur das, was sie am Leibe tragen.

Überall auf der Welt gibt es ähnliche Bilder: Für den offenbar unstillbaren Appetit der Industrieländer auf billige Produkte müssen Urwälder brennen, werden kleine landwirtschaftliche Nutzflächen eingeebnet und als Monokulturen mit Kunstdünger und aufwändiger Bewässerung neu bepflanzt. Die vormaligen Bauern können nicht mehr selbständig von der Landwirtschaft leben, sondern sie arbeiten meist für einen Hungerlohn auf ihren ehemaligen Feldern. Es macht nicht nur nachdenklich, sondern wütend, zu sehen, dass sich die Welt immer mehr in zwei Lager spaltet: die, die wissen, wie es geht, und die Loser, die denken, sie könnten einfach so weitermachen wie die Generationen vor ihnen. Kurt Langbein hat für seinen Film eine interessante Form gefunden. Es gibt beinahe meditative Sequenzen, oft von irrealer Schönheit: riesige Mähdrescher, die wie seltsame Riesentiere im Morgengrauen über endlose Ackerflächen fahren. Bedrückende Bilder zeigen die bis an den Horizont reichenden riesigen Wälder, wo sich eine Ölpalme an die andere reiht. Und sehr bewegend ist die Darstellung der kambodschanischen Bauern, die der Gewalt weichen mussten. Bei ihnen endet die Geschichte – glücklicherweise mit einem kleinen Hoffnungsschimmer: Die Reisbauern durften auf ihr Land zurückkehren.

Dokumentation
Österreich, Deutschland 2015
Regie: Kurt Langbein
95 Minuten

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