Kleine graue Wolke

Am Anfang steht die Diagnose MS – Multiple Sklerose, für eine Frau von Mitte 20 nicht nur unerwartet, sondern auch lebenserschütternd. „Eine kleine graue Wolke an deinem blauen Himmel“, nennt ihr Arzt die Krankheit, und Marina, die mitten in ihrem Medienstudiengang steckt, beschließt aus naheliegenden, therapeutischen Gründen, ihre Krankheitserfahrungen zum Thema eines Films zu machen. Sie sucht den Kontakt mit anderen Betroffenen und findet überall in Deutschland Menschen, die ebenfalls MS haben, in unterschiedlichen Stadien der Krankheit.

Die Entwicklung einer jungen Frau, die aufgrund einer Diagnose erwachsen wird. So könnte man den Weg der Sabine Marina beschreiben. Anfangs sind ihre Gedanken eher alltäglicher Natur, wenig tiefschürfend, doch bevor die Gefahr von Langeweile droht angesichts von Überlegungen, welches Schicksal ihr wohl drohen wird und wie ungewöhnlich es doch ist, dass man als junger Mensch überhaupt mit dem Thema Krankheit konfrontiert wird, kriegt die Filmemacherin die Kurve: Sie lernt auf ihren Reisen Menschen kennen, die voller Optimismus sind, die Lebensfreude verkörpern, und zwar trotz teilweise schwerer Einschränkungen. So geht auch Sabine Marina ihren neuen Weg: Sie nimmt sich mehr Zeit für sich, lernt mit den Krankheitsschüben klarzukommen, und am Ende ist die „kleine graue Wolke“ zu einem Teil ihres Lebens und ihrer Persönlichkeit geworden. Ihr Anliegen ist es unter anderem, Öffentlichkeit zu schaffen für eine Krankheit, die bisher meist verborgen bleibt – sei es durch die Scham der Betroffenen, sei es durch die Tatsache, dass MS oftmals von außen nicht erkennbar ist. Die kleinen, grauen Wolken sind unsichtbar. Aber trägt nicht beinahe jeder ein solches Wölkchen mit sich herum? So wird aus der Frage nach dem „Warum?“ ein „Warum eigentlich nicht?“, und das macht den Film ebenso sympathisch wie seine Protagonistin.

Deutschland 2014
Dokumentarfilm
Regie und Buch: Sabine Marina
Kamera: Jonas Hieronimus
Laufzeit: 85 Minuten
FSK: ohne Altersbeschränkung

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