Der Sommer mit Mama

Val arbeitet als Haushälterin in einer schicken Villa und hält selbst sehr auf Etikette und auf die ungeschriebenen, aber desto strengeren Verhaltensregeln, die für Angestellte gelten. Niemals würde Val sich ins Wohnzimmer setzen oder es wagen, auch nur den Fuß in den Swimming-Pool zu stippen, ganz gleich, wie heiß es ist. Für den Sohn des Hauses ist Val wie eine zweite Mutter, sie tut alles für ihn und verwöhnt ihn nach Strich und Faden, während seine vielbeschäftigte Mama Bárbara kaum Zeit für ihn hat. Vater Carlos beschäftigt sich am liebsten mit den schönen Künsten statt mit seiner Familie. Als sich unerwarteter Besuch ankündigt, wird Vals wohlgeordnetes Leben mächtig erschüttert: Ihre Tochter Jéssica kommt zur Aufnahmeprüfung an der Uni nach São Paulo und möchte deshalb ein paar Tage bei ihrer Mutter wohnen. Die beiden haben sich mehr als 10 Jahre nicht gesehen. Jessica erweist sich als ziemlich aufmüpfiges, selbstbewusstes Mädchen, das sich erst mal selbst ins hochherrschaftliche Gästezimmer einlädt. Bald geht es in der vormals so ruhigen Villa drunter und drüber...

Als sozialkritische Komödie ist der Film ein absoluter Hit – gute Laune garantiert! Mit viel Liebe zum Detail hat Anna Muylaert ihre Geschichte entwickelt, in der es keine Guten und keine Bösen gibt, sondern Menschen, die sich mal mehr und mal weniger geschickt verhalten, wenn es um Veränderungen geht. Vor dem Hintergrund eines spürbaren sozialen Wandels in Brasilien entwickelt sich eine angenehm lässige Story ohne jeden Holzhammer um eine konservative Hausangestellte, die selbst am lautesten die Regeln vom Oben und vom Unten vertritt – aus Gewohnheit und aus Angst um ihren Job. Regina Casé spielt die Val mit überschäumendem Temperament und viel Gespür für Situationskomik. Ihre stumme, komische Verzweiflung ist ebenso bezaubernd wie die liebenswürdige Tücke, mit der sie ihre Arbeitgeber belauscht. Nur selten erlaubt sie sich kleine Freiheiten, es überwiegt die Demut, die sie hier und da mit kleinen Gemeinheiten erträglicher macht. Mit einigen unerwarteten Wendungen verhindert Anna Muylaert, dass die einfache Geschichte zur Sozialromanze verflacht. Und mit einem herausragenden Kamerakonzept gelingt es ihr, das Verhältnis zwischen oben und unten eindringlich darzustellen.

Brasilien 2015
Regie: Anna Muylaert
Darsteller: Regina Casé, Michel Joelsas, Camila Márdila
110 Minuten

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